Gartencast
Phänologie: Verbindung von Pflanzen und Witterung
1. März 2022

Auf Grund der Klimaerwärmung fragen sich viele Gartenbesitzer, ob die Gartensaison mit den entsprechenden Terminarbeiten früher beginnt. Hilfestellung geben phänologische Daten, die die lokale Witterung in Verbindung zu Wachstums- und Entwicklungserscheinungen ausgewählter Pflanzen bringt. Werden diese Beobachtungen in Tabellen eingetragen, lassen sich über die Jahre Vergleiche anstellen.

Phänologie

Phänologie und ihre Bedeutung

Phänologie kann als Erscheinen gewisser Ereignisse an Pflanzen bezeichnet werden. Markante Entwicklungsvorgänge wie Blattaustrieb, Blühbeginn, Erntereife, Laubverfärbung, Blattfall an ausgewählten Zeigerpflanzen gelten als phänologische Phasen. Sie werden dem phänologischen Kalender, der vom meteorologischen abweicht, zugeordnet. Diese Phasen fallen mit termingebundenen Gartentätigkeiten wie Pflanzung und Aussaat, Schnitt- und Pflegemaßnahmen zusammen. Da lokale Standortfaktoren und Klima sowie Höhenlage die Vegetation und somit die phänologischen Daten beeinflussen, können allgemeine Empfehlungen zu den jeweiligen Tätigkeiten übertragen werden. So ist z.B. bekannt, dass Rosen erst zur Blüte der Forsythie – und nicht zu einem definierten Datum - geschnitten werden sollen. Dies erfolgt unabhängig des Gartenstandortes sowohl in frühzeitigen Weinbaugebieten als auch in Mittelgebirgslagen mit später einsetzender Vegetation. Ähnlich lokal verschieben sich der Blühbeginn oder das Auftreten von Schaderregern.

Phänologischer Kalender mit zehn Jahreszeiten

Die phänologischen Daten ergeben einen Kalender mit zehn Jahreszeiten, die nicht einem bestimmten Datum zugeordnet werden, sondern der jeweiligen Erscheinung an ausgewählten Pflanzen entsprechen. Der Vorfrühling beginnt mit der Blüte von Schneeglöckchen bzw. der Hasel mit ihren Kätzchen. Darauf folgen der Erstfrühling (Blüte der Forsythie, alternativ der Stachelbeere – meist Ende März/Anfang April) und dann der Vollfrühling mit der Apfelblüte.

Die Blüte von Holunder (alternativ: Robinie) läutet Ende Mai/Anfang Juni den Frühsommer ein. Der Hochsommer startet mit der Blüte der Sommerlinde (alternativ mit Reife früher Johannisbeer-Sorten) und liegt nahe dem kalendarischen Sommerbeginn. Für den Spätsommer (Anfang August) steht die Reife einer frühen Apfelsorte (z.B. ‘Klarapfel‘); für den Frühherbst die Reife des Holunders bzw. der Kornelkirsche - etwa Ende August/Anfang September.

Weitere Daten werden an der Stieleiche erhoben: reifende Eicheln deuten den Vollherbst an; die Blattverfärbung den Spätherbst (um den 20. Oktober) und der Blattfall den Winter (Anfang November). Hier besteht eine große Abweichung zum kalendarischen Winterbeginn

Hinweise und Ergänzungen

Früher waren diese Beobachtungen neben den Bauernregeln wichtige „Lostage“ zu Feld- und Gartenarbeiten. Seit 1945 werden diese Aufzeichnungen von sachkundigen Personen im Auftrag des Deutschen Wetterdienstes durchgeführt. Diese inzwischen große Datenbasis erlaubt nun seriöse Vergleiche anzustellen, die in Zeiten des Klimawandel besonders wichtig sind. Grob lässt sich zusammenfassen, dass die Vegetation etwa zehn bis 14 Tage früher beginnt und etwa 14 Tage später endet. Gefühlt sogar noch länger, weil man Salate und Gemüse bis weit in den Winter ernten kann, während früher dicke Schneeschichten die Gartenbeete bedeckten.

Machen Sie mit und beobachten Sie den Jahresverlauf in Ihrem Garten oder entsprechende Pflanzen bei Spaziergängen in Parks, auf Streuobstwiesen oder in der Landschaft. So erleben Sie die Natur viel intensiver. Wichtig ist dabei, immer die gleiche Pflanze bzw. dieselbe Sorte über die Jahre zu bewerten.

Wollen Sie noch mehr über Phänologie wissen? In Wikipedia (Suchbegriff: Phänologie) sind viele Details wie weitere Zeigerpflanzen bzw. die Zuordnung zu termingebundenen Gartenarbeiten abrufbar. Ganz schön interessant, meinen die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie.