Gartencast
Steinwüsten und Schotterflächen grün machen
1. Februar 2022

In den letzten Jahren entstanden in Vorgärten aus Gründen vermeintlich leichter Pflege bewuchsfreie Flächen, die mit Schotter oder Steinen bedeckt waren. Dieses lebensfeindliche Umfeld weist gravierende Nachteile auf. Daher schlagen die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie pflegeleichte, aber artenreiche Alternativen vor.

Stein- und Schotterwüsten mit vielen Nachteilen

Gemeint sind die vielfach in Neubaugebieten großflächig „angelegten“ Flächen mit überdimensionierten Zufahrten und Gehwegen. Dabei wird der Untergrund verfestigt, oft mit Folie oder Geweben abgedeckt und mit einer Schicht Steinen, mehr oder weniger grobem Kies und Schotter abgedeckt. Für Abwechslung soll ein – oft fremdländisches – Solitär- oder Formgehölz sorgen.

Derartige Flächen lassen Regenwasser nicht oder ungenügend versickern. Sie, heizen sich im Sommer massiv auf und kühlen durch fehlenden Bewuchs kaum ab. Dieses Milieu bietet sowohl für Bodenlebewesen als auch für Vögel, Bienen, Igel und die zahlreichen Nützlinge keine Lebensgrundlage. Nur Pflanzen, vor allem Gehölze, können CO2 binden und Sauerstoff abgeben, was in Zeiten des Klimawandels besonders wichtig ist.

Feinstaub, Pollen, angewehtes Laub und Samen lassen mit der Zeit eine feine Mulchschicht zwischen den Steinen entstehen, wo hartnäckige Unkräuter, Birken und Pappeln wachsen können.

Die sogenannten "Steinwüsten“ unterscheiden sich von fachmännisch angelegten Kies- und Schotterflächen. Durch entsprechende Bodenvorbereitung und Abmagerung solcher Flächen können hier nun zahlreiche standortangepasste Gehölze und Stauden wachsen, die Trockenheit und Hitze vertragen. Eine mineralische Mulchschicht soll der Verdunstung des Bodens und einem Unkrautaufwuchs entgegenwirken.

Artenreiche Bepflanzung ist notwendig

Lebendige, abwechslungsreiche, ganzjährig blühende Anpflanzungen im Vor- und Hausgarten mitsamt intakten Böden bieten Lebensräume und Nahrung für viele Tiere. Will man Bienen retten, durch Entsiegelung starke Abschwemmung vermeiden und einen kleinen Beitrag gegen die Klimaerwärmung leisten, so zählt auch jede artenreiche Fläche im Umgriff des Hauses.

Artenreiche Bepflanzung, zudem pflegeleicht

Mit geschickter Auswahl an standortgerechten Pflanzen kann der Vorgarten - die sogenannte „Visitenkarte des Hauses“ - relativ pflegeleicht erfolgen. Für Struktur sorgen kleinkronige Bäume wie Zierapfel, Mispel, Quitte, des Weiteren langsam wachsende Großsträucher wie Kornelkirsche und Felsenbirne, sowie schwächer wachsende Sträucher wie Weigelie, Spiraeen, Fingerkraut, Sommerflieder. Hinzu kommt die breite Palette an Stauden von niedrig (wie Teppichthymian) bis groß (z.B. Staudenknöterich), einfach blühende Kleinstrauchrosen, Beet- und Bodendeckerrosen sowie Halbsträucher wie Lavendel, Blauraute und Bartblume. Die große Gruppe der Gräser rundet das Gartenbild ab.

Außer Rückschnitt im Frühjahr benötigen folgende insektenfreundliche, teilweise sehr trockenheitsverträgliche mehrjährige Stauden wie Fetthenne, Astern, Chrysanthemen, Sonnenhut, Mädchenauge, Taglilien, Phlox und Pfingstrosen keine besondere Pflege. Niedrig wachsen Polsterphlox, Küchenschellen, Waldsteinie, Glockenblumen, Purpurglöckchen, Bergenien, Iris, Geranium-Arten und Elfenblumen. Als Bodendecker kommen unter anderem Stachelnüsschen, Günsel, Immergrün, Pachysandra in Frage. Neben der luftigen Prachtkerze füllen auch viele Zwiebelblumen etwaige verbleibende Lücken. Kräuter wie Salbei, Lavendel, Rosmarin, Currykraut, Thymian, Sauerampfer und sogar Schnittlauch können zugleich der Beetabgrenzung dienen.

Derartig gestaltente Vorgärten lassen sich genießen und die Jahreszeiten bewusster erleben. Hier wird Biodiversität gelebt, da duften Blüten, die von Insekten umschwirrt werden. Es kommt Freude auf. Ab und zu lässt sich ein kleines Sträußchen an Blumen und Kräutern pflücken.