Gartencast
Düngen im Sommer!?
1. Juli 2021

Ab Mai wachsen die Pflanzen im Garten durch warme und feuchte Witterung zügig weiter. Sie zehren von Nährstoffen aus der Grunddüngung im Frühjahr. Doch wie sieht es mit der Düngung im Sommer aus? Die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie geben Hinweise.

Gute Nachlieferung von Nährstoffen bei humosen Böden

Die im Humus, der organischen Substanz, eingebetteten Nährstoffe werden durch Mikroorganismen portionsweise umgewandelt in verfügbare, von den Pflanzenwurzeln aufnehmbare Nährelemente wie Stickstoff, Phosphor, Magnesium, Kalium und andere. Je wärmer und zugleich feuchter der Boden, desto höher ist die Umsetzungsaktivität der zahlreichen Mikroorganismen. So stehen den Kulturen auf Böden mit guter Humusversorgung im Sommer meist genügend Nährstoffe zur Verfügung für die bestehenden und neu zu pflanzenden Kulturen. Bei stark zehrenden Gemüsearten wie Kohl, Tomaten, Kürbis und manchen Blumen kann eine Ergänzung mit stickstoffhaltigen Düngern Sinn machen. Zeigen sich hellgrüne Blätter, kann dies sogar auf einen Sickstoffmangel hinweisen.

Flüssigdüngung - die Feuerwehr in Notsituationen!

Mangelerscheinungen an Pflanzenbeständen lassen sich schnell durch Flüssigdüngung beheben. Hier werden sowohl kristalline wie flüssige Mittel dem Gießwasser in entsprechender Dosis beigemischt. Neben mineralischen Düngesalzen in Flüssigdüngern können auch organische Varianten wie Vinasse oder selbst angesetzte Brennnessel- bzw. Schachtelhalmjauchen eingesetzt werden. Beobachten Sie vor allem Pflanzen in Kübeln mit torffreien oder -reduzierten Substraten. Die alternativen Bestandteile in diesen Erden binden oft Stickstoff, der dann den Pflanzen fehlt und diese einen gewissen Mangel erleiden können. Durch stickstoffbetonte Flüssigdüngung wird dieser jedoch rasch behoben. Es darf nicht zu viel des Guten ausgebracht werden. Besondere Vorsicht ist auch bei langen Trockenphasen und großer Hitze geboten, wo nicht über den Bestand, sondern im vorher angefeuchteten Bodenbereich und bei niedriger Düngerkonzentration gegossen werden darf.

Obst- und Ziergehölze

Bei diesen Arten werden nach Mitte Juli keine stickstoffhaltigen Einzel- oder Mehrnährstoffdünger ausgebracht, damit die Gehölze nicht weiter und stark wachsen. Das Triebwachstum soll sich beruhigen, die Jungtriebe ausreifen, damit sie abgehärtet Winterfröste gut überstehen können. Bei Immergrünen und Nadelgehölzen kann im August noch eine Gabe an Magnesium, z.B. mit Bittersalz, angesagt sein, damit sie gut versorgt in den Winter gehen. Lediglich neu von Ende Juli bis Mitte August gesetzte Erdbeergrünpflanzen benötigen jetzt zum Start nach drei bis vier Wochen einen stickstoffhaltigen Dünger. Das gilt ebenso für ertragreiche Erdbeerbestände, die ein weiteres Jahr genutzt werden und deren Laub über dem Herz bis Ende Juli abgeschnitten wurde.

Gründüngung auf frei gewordenen Beeten

Die ersten Gemüsebeete sind leer geworden. Sie können nun mit Herbstsalaten, Grün- und Chinakohl, Spinat, Winterrettich weiter bestückt werden. Hier kann etwa zwei Wochen nach dem Setzen dieser in Presswürfeln angezogenen Jungpflanzen eine Flüssigdüngung für zügiges Wachstum sorgen.

Werden frei gewordene Beete nicht wieder bepflanzt, sollte eine Gründüngung ausgesät werden. Sie bindet frei gesetzte Nährstoffe und schützt diese vor dem Auswaschen sowie den Boden vor Erosion bzw. Verschlämmung. Außerdem liefert sie beim späteren Einarbeiten organische Masse, die das Bodenleben fördert und bei der Verrottung Nährstoffe freisetzt. Kommen blühende Gründüngungsarten wie Phacelia, Wicken, Buchweizen, Kleearten zum Einsatz, so freuen sich Insekten über deren Pollen und Nektar: eine wichtige Nahrungsquelle im Herbst.
Überwinternde Gründüngung wie Roggen kann bis Oktober ausgesät werden und schützt den Boden bis ins Frühjahr.