Gartencast
Den Gartenboden kalken – Braucht's das?
1. Februar 2021

Man kennt es noch von der Oma, im Spätwinter wurden die Gemüsebeete gekalkt und Gartentipps versprechen “Kalk hilft gegen Moos im Rasen, da ist nur der Boden zu sauer“. Die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie erläutern, was es mit dem Kalk auf sich hat, wann und warum das Ausbringen von Kalk sinnvoll sein kann.

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Auch Kompost bringt reichlich Kalzium in den Boden

In vielen Hausgärten wird zur Bodenverbesserung großzügig und regelmäßig Kompost eingesetzt. Da er kalziumreich ist, sind die meisten Böden ausreichend mit Kalzium versorgt und durch die jährliche Kompostgaben von etwa drei Litern pro Quadratmeter ist eine ausreichende Nachlieferung von Kalzium gesichert. Die typischen Kalziummangelerscheinungen wie Stippe beim Apfel oder Blütenendfäule bei der Tomate haben meistens nicht einen Kalziummangel im Boden als Ursache, sondern das Kalzium kommt einfach bei der Frucht nicht an. Witterung und Kulturfehler, wie intensiver Schnitt oder zu hohe Stickstoffdüngung sind hier oft der Grund.

Kalk baut Brücken auf, aber Humus ab

Kalzium, der Hauptbestandteil von Kalken, ist nicht nur ein Pflanzennährstoff, sondern vor allem ein wichtiger Bodenhilfsstoff. In Böden mit hohem Tonanteil verbinden die Kalziumionen die Tonteilchen mit Huminstoffen über sogenannte Kalziumbrücken zu stabilen Bodenkrümeln und schaffen so eine lockere Bodenstruktur. Der Boden verschlämmt dadurch weniger nach Regen oder dem Gießen, die Pflanzen können ihn besser durchwurzeln, es gelangt mehr Sauerstoff in den Boden und das Bodenleben wird aktiver. All das fördert die Bodenfruchtbarkeit und somit ein gesundes Pflanzenwachstum.

Bitte beachten Sie, dass dieses aktivere Bodenleben aber auch den Humus schneller umsetzt und so mehr Nährstoffe frei werden.

Kalk erhöht den pH-Wert

Der pH-Wert gibt den Säuregrad des Bodens an. Er wird am besten alle fünf bis sechs Jahre über eine Bodenprobe ermittelt. Das pH-Optimum eines Gartenbodens hängt von der Bodenart und dem Humusgehalt ab, je sandiger und humoser der Boden, umso niedriger sollte der anzustrebende pH-Wert sein. Denn in diesem pH-Optimum ist die Bodenstruktur und die Pflanzenverfügbarkeit der Nährstoffe jeweils am günstigsten. Bei Sandböden liegt er je nach Humusgehalt bei 5,0 bis 6,5, bei Lehmböden bei 5,5 bis 7,0, bei Tonböden bei 6,0 bis 7,5. Nur bei zu niedrigen pH-Wert für die entsprechenden Bodenarten, ist eine Kalkung sinnvoll bzw. notwendig. Denn ist der pH-Wert zu hoch werden Nährstoffe im Boden festgelegt, die Pflanzen können die Nährstoffe nicht mehr aufnehmen und es kommt zu Mangelerscheinungen.

Anderes gilt für die sogenannten Moorbeetpflanzen wie zum Beispiel Rhododendren, Heidelbeeren und Eriken: sie brauchen ein saures Bodenmilieu. Hier ist ein niedriger pH-Wert anzustreben; eine Kalkung bzw. Kompostgaben sind in diesem Fall nicht angezeigt.

Der Einsatz von Gartenkalk

Wird zur Bodenverbesserung kein Kompost eingesetzt und ist der pH-Wert unter dem Optimalbereich (Bodenprobe), kann alle drei Jahre Kohlensaurer Kalk (150g/m² auf leichten Böden und 250g/m² auf schweren Böden) im zeitigen Frühjahr ausgebracht werden. Wichtig ist das anschließende Einarbeiten in den Boden.

Der weit verbreitete Gartentipp „Kalk hilft gegen Moos“ hat im Rasen oder auch auf anderen Gartenflächen meist nicht die erwünschte Wirkung, da hier oft Bodenverdichtungen, Lichtmangel (Schatten) und Nährstoffmangel die Ursachen sind und nicht ein zu saurer Boden.