Gartencast
Der Klimawandel im Garten
1. Dezember 2020

Die letzten Jahre haben gezeigt, dass der Klimawandel unbestritten ist. Wie er sich in den Gärten auswirkt, stellen die Experten der Bayerischen Gartenakademie dar.

Der Klimawandel im Garten

Fröste schädigen Baum und Blüten

Milde Wintermonate beenden die Winterruhe frühzeitig. So lässt die natürliche Frosthärte der Gehölze bereits Mitte bis Ende Januar durch den Saftanstieg nach. Folglich können stärkere Minusgraden im Februar und März vor allem bei Steinobstbäumen zu Frostrissen am Stamm führen. Diese Wunden dienen als Eintrittspforte für Pilze und Bakterien. So können enorme Schäden am Gehölz entstehen bis hin zum Absterben.

Die milden Winter führen zu einem deutlich früheren Austrieb der Pflanzen und ermöglichen einen früheren Start in die Gemüsesaison. Die zwei bis zu drei Wochen zeitigere Obstblüte erhöht die Spätfrostgefahr enorm und führt selbst bei intensiver Blüte wiederholt zu massiven Ernteausfällen beim Baumobst. Erdbeeren, Strauchbeeren und frühzeitig ins Beet gesetzte Gemüse- und Salatpflanzen lassen sich hingegen durch Vliesauflage schützen.

Sonnenbrand und Hitzeschäden

Trockenheiße Witterung mit hoher UV-Strahlung kann bei reifenden Früchten zu Sonnenbrandschäden führen. Äpfel, Trauben und Beerenobst zeigen oft an der zur prallen Sonne zugewandten Seite weiche, verbräunte Stellen, die wie gekocht aussehen. Rechtzeitig aufgelegte Schattiernetze sorgen für Abhilfe. Schwach wachsende Baumobstarten mit schmalen Kronen sind besonders betroffen. Hier sollte ein Sommerschnitt erst gegen Mitte August erfolgen, um die Früchte länger auf natürliche Weise zu schattieren. Zunehmend sind auch Hitzeschäden an Obsthochstämmen, Allee- und Parkbäumen zu sehen. Ihre Stämme können sich bis zu knapp 50 Grad aufheizen. Dann wird das Gewebe unter der Rinde zerstört. Besonders betroffen sind jüngere Bäume und Arten mit glatter Rinde.

Verstärkte Ausbreitung von Schaderregern

Trockenheit liebende tierische und pilzliche Schaderreger wie Echte Mehltaupilze, Rost- und Spinnmilben, Wanzen treten ebenso stärker auf wie z.B. Apfel- und Pflaumenwickler, welche madige Früchte verursachen und regional eine zusätzliche Generation ausbilden. Dies erhöht den Fruchtbefall massiv und führt nachträglich zu erhöhten Ausfällen durch Fruchtfäulen.

Daneben ist die Ausbreitung neuartiger Schädlinge zu beobachten. So hat sich die Kirschessigfliege auf Grund milder Winter etabliert und breitet sich bei feuchter Witterung massiv aus. Vor allem ab Juli reifende Früchte von Himbeeren, Heidel- und Brombeeren, Holunder, blauen Trauben, Zwetschgen können bei voller Reife stark befallen werden. Die kleinen Maden finden sich aber auch in Früchten von Wild- und Heckenpflanzen. Ein Faltblatt zum Umgang mit diesem invasiven Schädling finden Sie auf der Homepage der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim, Seite Freizeitgartenbau. Neben extremer Trockenheit kann aber auch ein nasses Frühjahr den Befall mit Schaderregern verstärken, z.B. Apfelschorf, Birnengitterrost, bei Beerenobst vor allem Frucht- und Wurzelfäulen.

Bedarfsgerechtes Gießen

Generell gilt bei Hitze bevorzugt am frühen Morgen, alternativ am späten Abend, zu gießen; keinesfalls zur prallen Sonne während des Tages. Bäume, mehrjährige Sträucher, Heckengehölze und langjährige Staudenpflanzungen wurzeln tiefer. So reicht selbst in längeren Trockenphasen eine wöchentliche, dafür durchdringende Wassergabe von 15 bis 20 Litern pro kleinem Obstbaum bzw. Beerenstrauch aus. Großkronige, ältere Bäume benötigen hingegen etwa 80 bis 100 Liter. Eine bewuchsfreie Baumscheibe mit Gießwall ist dabei sinnvoll. Dünne Mulchschichten von angewelktem Grasschnitt senken die Bodenverdunstung.

Effizientes Wässern von Rasenflächen bedeutet wöchentlich zwei- bis dreimal zu gießen je 10 bis 15 Litern pro m² anstelle täglicher Gaben von drei bis vier Litern. Wer Wasser sparen will, wandelt zumindest einen Teil der Rasenfläche in eine Blumenwiese um oder pflanzt trockenliebende Stauden.

Positive Erscheinungen des Klimawandels

Die Gartensaison beginnt früher und dauert länger. Spät reifende Obst-und Traubensorten liefern auch in klimatisch ungünstigeren Gegenden gute Fruchtqualitäten. Des Weiteren kann ein Anbau von wärmeliebenden Arten wie Kiwi, Kaki, Feigen –zumindest an geschützten Stellen im Garten- erfolgreich sein. Ein gewisser Winterschutz ist ratsam, denn nicht jeder Winter verzeichnet nur leichte Fröste bis minus fünf Grad Celsius.

Im Garten können viele Gemüsearten und Kräuter länger auf den Beeten stehen bleiben. In Frostnächten schützen Vliese und Folientunnel. So können auch Herbstsalate und Chinakohl bis in den Dezember frisch geerntet werden; weitere Wintergemüsearten auch darüber hinaus.