Gartencast
Veredlungsreiser schneiden und lagern
1. Januar 2018

Es gibt ja nach wie vor versierte Obstgärtner, die Obstbäume selbst anziehen oder ältere Bestände mit anderen Sorten umpfropfen. Dazu müssen auch die Edelreiser gewonnen werden. Was es dabei zu beachten gibt, erläutern Ihnen die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie.

Veredlungsreiser schneiden und lagern

Beschaffenheit der Edelreiser

Bei Edelreisern einer gewünschten Sorte handelt es sich um einjährige, unverzweigte, etwa 30 bis 40 Zentimeter lange, bleistiftstarke Neutriebe aus gut belichteten Kronenteilen. Diese werden von wüchsigen, gesunden Mutterbäumen entnommen. Außerdem sollen sie auch frei von sichtbaren Krankheiten wie Obstbaumkrebs, Mehltau, Rotpustel sein. Wasserschosse oder dünne bzw. gebogene Triebspitzen scheiden aus.

Schnittzeitpunkt von Edeltrieben

Da sich das „so kalt wie mögliche“ Aufbewahren über mehrere Wochen schwierig gestaltet, sollten die Veredlungshölzer nicht zu früh- aber auch nicht zu spät geschnitten werden. Der Mutterbaum muss in Winterruhe sein; er darf noch nicht im Saftfluss stehen. Bei Steinobst beginnt der Saftanstieg in milden Wintern bereits vor Mitte Januar. Somit sind Edelreiser von Kirschen, Zwetschgen, Pflaumen, Aprikosen von Mitte bis Ende Januar an einem frostfreien Tag zu entnehmen. Der Zeitpunkt für die später austreibenden Apfel- und Birnenbäume kann meist noch bis Mitte Februar gelegt werden. Je nach Witterung können sich zeitliche Verschiebungen ergeben. Auf jeden Fall sollen die Knospen noch nicht angeschwollen sein.
Entnehmen Sie stets von jeder gewünschten Sorte mehrere Reiser, die Sie dann bündeln und wasserfest beschriften.

Lagerung der Edelreiser

Je nach Veredelungsart findet diese im März statt (für Kopulation oder Geißfuß) oder ab Ende April für das Umpfropfen, auch Pelzen genannt. Die Edeltriebe dürfen bis zu diesem Zeitpunkt nicht an-oder ausgetrieben haben. Außerdem sollen sie nicht zusammen mit reifendem Obst gelagert werden. Sie müssen prall, fest und dürfen beim Querschneiden nicht verbräunt sein. Das unter der Rinde befindliche Kambiumgewebe soll grün und saftig aussehen.

Um dies zu erreichen, wäre eine in Plastiktüten gewickelte Aufbewahrung der Edelreiser in einer Kühlzelle mit Temperaturen um Null-Grad Celsius ideal. Diese geeignete Möglichkeit steht ebenso kaum zur Verfügung wie ein feuchter Lehm-oder Felsenkeller. Kühlschränke kommen nur in Frage, sofern sich tiefe Temperaturen einstellen lassen. Hierzu ein Tipp: die Reiser mit feuchtem Moos umhüllen und in gelochte Plastiktüten geben. Um eine bessere Kühlwirkung zu erzielen, kann dieses Paket ab und zu bei leichten Frösten bis minus zwei Grad für einige Stunden ins Freie gelegt werden.

Versuche, die Reiserpakete in der Tiefkühltruhe aufzubewahren, sind durch die dortigen zu tiefen Temperaturen mit dann erfrorenen Trieben nicht empfehlenswert.

Bei einer generellen Lagerung im Freien wird auf der Nordseite von Gebäuden eine etwa 40 Zentimeter tiefe Grube ausgehoben. Das Reiserbündel wird vor Mäusefraß mit dichtem Drahtgeflecht umwickelt, dann flach in die Grube gelegt und zunächst mit Sand, dann mit dem Erdaushub zugedeckt. Fichtenreisig obenauf erhält die Kühle des Bodens.

Weitere Informationen

Wer die gewünschte Sorte weder selbst besitzt noch über Bekannte bzw. Obst- und Gartenbauverein bekommt, kann sich an Versandquellen im Internet wenden. Darunter befinden sich auch professionelle Reiserschnittgärten wie Weinsberg, Magdeburg und Rheinbach bei Bonn.

In unserer Infoschrift erfahren Sie noch mehr zum Veredeln.