Gartencast
Obstbäume im Winter pflegen
1. Dezember 2017

Das Anbringen von Leimringen sollte bereits Anfang Oktober erfolgt sein. Und der Gehölzschnitt lässt sich auf März verschieben. Aber sind Pflegemaßnahmen im Dezember und Januar überhaupt erforderlich? Der Experte der Bayerischen Gartenakademie gibt Tipps.

Nur wenn es sich um viele Bäume, vor allem alte Streuobstbestände handelt, muss man schon früher mit dem Schnitt beginnen. Ein Schnitt bereits im Spätherbst oder frühen Winter birgt die Gefahr, dass pilzliche und bakterielle Schaderreger durch Schnittwunden über einen langen Zeitraum in Obst- und Ziergehölze eindringen. Außerdem können Schnittstellen zurückfrieren und eintrocknen.

Obstbaumpflege im Winter

Mulchschicht an Baumscheiben räumen

Feld- und Wühlmäuse treiben ihr Unwesen bevorzugt unter geschützten, bewachsenen Stellen. Daher sollen Baumscheiben, die über Sommer sinnvollerweise gemulcht wurden, spätestens jetzt im November frei gehalten werden. Dazu werden unverrottete Mulchmaterialien, letztes Fallobst und -laub um den Baum entfernt. Haben Mäuse in den letzten Jahren Schaden angerichtet, so können Fallen aufgestellt werden. Ein Anbringen von Sitzstangen für Greifvögel ist in Streuobstbeständen empfehlenswert. Bei Neupflanzungen sollten Wühlmauskörbe aus Drahtgeflecht einbezogen werden. Der Draht muss bis zum Stamm angebracht werden.

Wildschäden vorbeugen

Obstbäume in der freien Landschaft werden bei Barfrösten oder dicker Schneedecke besonders von Wild geschädigt. Hasen und Kaninchen dringen auch in Gärten vor. Als Ablenkung helfen bereits Obstzweige, die nach dem Baumschnitt am Boden liegen bleiben. Schutz vor Verbiss-, Fege- und Nageschäden am Stamm bieten Wildschutzspiralen und Matten aus Jute, Kokos oder Schilfrohr. Alternativ lassen sich auch Fichten- bzw. Tannenwedel um den Stamm binden. Durch die Bildung von Schwitzwasser an der Rinde scheiden Plastikfolien aus.

Baumstämme abkratzen und abbürsten

In Ritzen und unter Schuppen von Rinde, Moosen und Flechten überwintern Raupen von Obstmaden, Miniermotten und Knospenstechern. Durch Abschaben (an jüngerer Rinde) bzw. Abkratzen und Abbürsten bei stärkeren Stämmen können diese Schädlinge dezimiert werden. Legen Sie vorher Folie, Vlies oder ein altes Bettlaken auf den Boden um den Stamm. So können Sie die Rindenteile mit den Raupen gut in der Biotonne entsorgen. Appellieren Sie auch an Ihre Nachbarn, diese mechanische Bekämpfung vorzunehmen. Dann ist der Effekt der Maßnahme für alle wirkungsvoller.

Weißeln der Stämme gegen Frostrisse

Bei strengen Frösten im Januar und Februar heizt die Sonne die Südseite von Stämmen jüngerer Bäume mit glatter Rinde auf. Die sonnenabgewandten Stellen bleiben hingegen gefroren. Diese Temperaturunterschiede im Holz können zu Frostrissen führen. Dazu reichen im März an bereits treibenden, saftführenden Bäumen schon geringe Minusgrade. Das Weißeln der glatten bzw. vorher abgebürsteten Stämme sorgt für Abhilfe. Außerdem heizen sich die Stämme an sehr heißen Sommertagen weniger stark auf, was dann möglichen Kambiumschäden entgegenwirkt. Frostrisse können zwar verheilen, wenn man die aufklaffende Wundränder glatt schneidet und sicherheitshalber zusammenbindet. Ein größerer Schaden entsteht jedoch durch das Eindringen von Schaderregern wie Obstbaumkrebs, Kragenfäule, Rotpustel, Valsa (Steinobst), Rindenbrand (Pseudomonas), Welkepilze (Verticillium). Nach einer Infektion können sie zum Absterben der Gehölze führen.

Wintermonate - Zeit für Nebenarbeiten

Nutzen Sie die arbeitsarmen Monate, um Nistkästen zu bauen, Baumscheiben neu anzulegen oder frei zu machen. Reinigen und ölen Sie Gartengeräte. Scheren und Messer können dabei auch geschärft und desinfiziert werden. Überprüfen Sie angelegte Leimringe auf angewehte Blätter, die den Frostspannerweibchen als Brücke zum Aufwandern in die Baumkrone dienen. Denken Sie daran, für eigene Veredlungen die gewünschten Edelreiser bis Ende Januar abzunehmen. Der Obstgehölzschnitt kann auf den späten Winter im März verschoben werden.