Frankens Paradiese: Christine Bender
© Christine Bender
Christine Bender ist Landwirtschaftsrätin am Gartenbauzentrum Bayern Nord und Bezirksgeschäftsführerin der Obst- und Gartenbauvereine. Sie ist besonders für ihre Leidenschaft für historische und alte Rosen bekannt und hat in Kolitzheim einen eigenen Hofgarten, einen Nutz- und Obstgarten am Ortsrand und pflegt auch den farbenprächtigen Pfarrgarten im Ort.
Welche Rolle spielt der Garten allgemein in Ihrem Leben?
Seit meiner Kindheit begleitet mich der Garten. Natur und Garten, Wachsen, Reifen und Ernten waren ein tägliches Thema bei uns auf dem Bauernhof, am Küchentisch. Der tägliche Gang in den Garten mit meiner Oma, die Diskussionen über die Früchte und die Arbeit der Landwirtschaft, die Hege und Pflege des Waldes durch meinen Vater und die Liebe zu den Blumen meiner Mutter, sie haben mich geprägt und mir die Zusammenhänge in der Natur gelehrt.
Intensiv beackert in Theorie und Praxis wurde dieses Wissen dann in der Ausbildung an der Fachakademie in Triesdorf. Mit der Familiengründung hatte ich dann meine ersten Quadratmeter Garten und mit unserer Hofstelle in Kolitzheim konnte ich mir dann meinen Wunsch „einen eigenen Garten anzulegen und gestalten“ erfüllen. Heute ist der Garten privat und beruflich ein Thema, das mich täglich beschäftigt.
Was macht den Garten aus Ihrer Sicht besonders?
Der Garten ist mein eigenes Reich, eine Ecke privater Natur, ein Ort der gerne aufgesucht wird. Gerade in Zeiten von Covid-19 konnten sich alle glücklich schätzen und wurden von anderen beneidet, wenn sie einen Garten hatten.
Im Garten kannst du kreativ sein und Ideen umsetzen. Du bist aber nicht nur Schöpfer, du bist ein Beschützer! Du hast Verantwortung für ein Stück Land mit Tieren, Insekten und Pflanzen. Das liegt in deinen Händen.
Ein Garten muss nur in deinen Augen perfekt sein. Als Gestalter deines Gartens ist es dein Ziel, der Gartenfläche eine Form zu verleihen und ein harmonisches Gesamtbild nach deinem persönlichen Geschmack zu kreieren und der Natur etwas zurückzugeben.
Mir würde etwas im Leben fehlen, wenn ich diesen Garten nicht für mich erschaffen hätte. Ja, man könnte sagen, dass er für uns sogar eine Lebensaufwertung und ganz viel Lebensqualität darstellt.
Welche persönliche Verbindung haben als Gartenbotschafterin mit dem Garten?
Wenn man aus der Landwirtschaft kommt , weiß man, dass die Gärten nur der Selbstversorgung und dem Überleben der Menschen dienten. Für mich ist der Garten auch Wohn- und Lebensraum. Wenn wir unterwegs sind, dann besuchen wir immer Gärten. Ich ziehe meinen Hut vor ganz vielen Gärtnern und Gärten wie z.B. Bauerngärten, Klostergärten oder auch private Gärten wie z.B. der Garten von Max Liebermann usw. Sie haben Gärten geschaffen, die heute noch wegen ihrer Ordnung und Ästhetik bewundert werden. Sie konnten die Erzeugung von Heilpflanzen, Kräutern und Gemüse mit dem Bedürfnis nach Schönheit und Komfort verbinden.
Welches sind die Lieblingsecken im Garten?
Der Mittelpunkt in unserem Garten ist unser Sitzplatz am Teich. Sobald es das Wetter zulässt sind wir vom Frühstück bis zum Abendessen hier zusammen. Das Glas Wein am Abend trinken wir auch gerne auf der Bank unter den Rosen. Hier hat man den ganzen Garten im Blick und kann die Abendsonne genießen. Da kann es dann sein, dass es raschelt und ein Igel spaziert vorbei und die Fledermäuse drehen ihre Runden und sind auf Futtersuche. Ein ganz besonderer Ort ist für mich der kleine Vorgarten vor dem alten Pfarrhaus in Kolitzheim. Hier findet sich traditionelle Gartenkultur auf kleinstem Raum: Rambler- und historische Rosen, Rosenbogen, Weinstock, Birnbaum, Buchs, Kräuter, Blumen und Gemüse. Ich pflege ihn gern um diese Stimmung zu genießen.
Welche Pflanzen mögen Sie besonders?
Rosen mag ich am liebsten, aber nicht nur die echten Rosen sondern auch die Christrosen, Pfingstrosen und die Stockrosen. Mit ihnen blühen somit das ganze Jahr über "Rosen" in meinem Garten. Von November bis zum Mai blühen die vielen Sorten der Christrosen, dann im Mai die einfachblühenden und wunderschön gefüllten Pfingstrosen. Wenn im Juni die erste Rosenblüte meiner historischen Rosen vorbei ist, dann blühen die Stockrosen. Bauernrosen werden sie auch genannt, die Stockrosen oder Malven, die schon im Garten meiner Oma in allen Farben, gefüllt und einfachblühend, am Zaun blühten.
Stockrosen gehören zu den „Zweijährigen Blumen“ wie auch Goldlack, Stiefmütterchen, Vergissmeinnicht, Fingerhut, Marienglockenblume und Bartnelken. Ausgesät werden die zweijährigen wie die Stockrosensamen im Juni/Juli. Im Herbst können sie an Ort und Stelle gepflanzt werden. Sie blühen dann im nächsten Jahr. Diese zweijährigen Blumen, die ein bisschen in Vergessenheit geraten sind, machen wenig Arbeit, bringen aber eine Blütenpracht vom Frühling bis zum Sommer in den Garten und sind ein Paradies für die Insekten.
Was sind die Besonderheiten in den einzelnen Jahreszeiten? Spricht Sie eine Jahreszeit im Garten besonders an?
Jede Jahreszeit hat ihre Reize und besonders schöne Seiten. Der Garten lässt uns die Jahreszeiten jedes Jahr aufs Neue intensiv erleben: „werden – sein – vergehen“.
Für mich ist die schönste Zeit, wenn nach dem Winter die Natur erwacht und auch unser Hofbaum, eine Birne „Gräfin von Paris“ erblüht und alles brummt vor lauter blütenbesuchender Insekten. Im Mai sprießen dann die Blätter und der Baum macht im Sommer Schatten. Die Früchte wachsen und im Herbst werden die reifen Birnen geerntet. Bis März April holen wir die Birnen aus dem Keller. Wer hat heute noch die Möglichkeit Wachsen und Gedeihen zu beobachten?
Im Juni mit der Blüte der historischen Rosen ist dann für mich der Höhepunkt meines Gartenjahres erreicht. Der Garten verbreitet aber in jeder Jahreszeit seine besondere Stimmung. Ich möchte keine missen - auch nicht die Gartenruhe im Winter.
Warum lohnt es sich für Sie mehr Zeit im Garten zu verbringen?
Jeder kann seinen Beitrag für die Natur leisten und sei die Fläche, die zur Verfügung steht, noch so klein. Wer keinen Garten besitzt, bringt das Grün eben auf den Balkon.
Mein Bestreben ist es, vor allem Kinder und Jugendliche für die Natur und ein naturnahes Gärtnern zu begeistern. Bei meinen Rosenspaziergängen im Juni, ob mit Kindern oder Erwachsenen, erfahren die Besucher warum einfachblühende Wildrosen so wertvoll für die Insekten und die Küche sind. Mit meinem Vortrag „Rettet den Vorgarten“ zeige ich anhand von einfachen Beispielen wie Vorgärten umweltfreundlich, naturnah und pflegeleicht anzulegen sind.
Zum Gärtnern gehört auch, wenn es die Örtlichkeit hergibt, z.B.: hochwertige Kräuter, Salat und Gemüse anzubauen und so den täglichen Speiseplan mit eigenen Erzeugnissen zu bereichern. Wer einmal mit dem gärtnern angefangen hat kann nicht mehr aufhören. Es reizt das Gestalten, das Entdecken und Beobachten - jedes Jahr aufs Neue.
„Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage …“, dieses Zitat von Dieter Kienast macht uns deutlich, wie wichtig der Lebensraum Garten für uns Menschen in einer globalen Welt mit Corona geworden ist.
Gibt es Gärten in der Region, die für Sie was Besonderes sind und die Sie anderen Besuchern empfehlen?
© Christine Bender
Es ist ein Genuss die Holzbienen und die vielen Hummeln zu beobachten, die die vielen und großen Blüten der Stockrosen besuchen.