Bienenfressende Tiere
Vespa velutina - Die asiatische Hornisse

Die ursprünglich aus Südostasien stammende Vespa velutina wurde erstmals 2004 in der Nähe von Bordeaux nachgewiesen. Während in den ursprünglichen asiatischen Verbreitungsgebieten sieben Unterarten mit sechs Varietäten vorkommen, tritt in Frankreich ausschließlich die Vespa velutina var. nigrithorax auf. 2014 wurde diese Art zum ersten Mal in Deutschland entdeckt.

Seitdem verbreitet sich die invasive Art in Deutschland. Anhand der Übersichtskarte über Nachweise aus dem Jahr 2023 wird deutlich, dass die Vespa velutina mit dem hiesigen Klima gut zurechtkommt und sich weiter vermehren kann.

Die asiatische Hornisse ernährt sich von einer breiten Mischung von Insekten unseres Ökosystems mit einem Fokus auf Fliegen und Honigbienen. Dabei fängt die Hornisse gerne heimkehrende Sammlerinnen vor dem Flugloch der Bienenvölker ab, die eine leichte Beute für die geschickten Jägerinnen darstellen. Sie können auch als Gruppe jagen, wobei mehrere Hornissen im Schwebflug vor dem Flugloch auf Sammlerinnen warten. Durch die Jagd kann es zu beträchtlichen Schäden an den Bienenvölkern kommen. Bei starker Bejagung stellen die Honigbienen oftmals Ihren Flugbetrieb ein, wodurch die Versorgung des Bienenvolkes mit Futter zusammenbrechen kann. Wird das Flugloch durch die Bienen nicht verteidigt oder fliegen die Bienen auf Grund kalter Witterung nicht mehr aus, dringen die Hornissen auch in die Bienenvölker ein.

Im Obst- und Weinanbau kann es zu beträchtlichen Schäden an den reifen Früchten kommen. Untersuchungen aus Frankreich berichten von Schädigungen an bis zu 75% der Früchte bei hoher Nestdichte der Vespa velutina.
Die Asiatische Hornisse ist nicht grundsätzlich aggressiver als heimische Wespenarten, sie nistet jedoch auch gerne im urbanen Raum. Personen, welche sich in der Nähe von Nestern der Vespa velutina aufhalten und Erntehelfer oder Besucher in der Nähe von Weinbergen oder Obstanbauanlagen müssen mit einer erhöhten Stichgefahr rechnen.

Die Erkennungsmerkmale der Vespa velutina und die Unterschiede zu unserer geschützten heimischen Hornisse Vespa crabro finden Sie zusammengestellt im Flyer Asiatische Hornisse und in ausführlicher Form in unseren Schulungsunterlagen zur Vespa velutina.

Beobachtungen der Vespa velutina melden!
Seit 2023 fungiert die Meldeplattform beewarned.de als offizielle Meldestelle für die Behörden! Beobachtungen der Vespa velutina oder Nestfunde sollten hier gemeldet werden. Die Meldungen werden geprüft und bei positiver Identifizierung auf der Karte vermerkt und gleichzeitig an die regional zuständigen Unteren Naturschutzbehörden gemeldet. Von diesen wird die Beseitigung der Nester veranlasst.

Die asiatische Hornisse in Bayern
Nachdem Ende 2022 ein einzelnes Tier in Neuhütten im Landkreis Main-Spessart gesichtet wurde, sind in 2023 fünf Nester der asiatischen Hornisse in Bayern gefunden und beseitigt worden. Bereits im August wurden in Aschaffenburg Stadt und bei Obernburg im Landkreis Miltenberg je ein kleineres Nest durch Zufall identifiziert und nach Anordnung der jeweiligen unteren Naturschutzbehörde beseitigt.

Im Oktober wurde an mehreren Bienenständen im Landkreis Aschaffenburg Beflug durch die asiatische Hornisse beobachtet und gemeldet. Mit Hilfe von Locktöpfen konnten teilweise die Hornissen angefüttert und anschließend gefangen und markiert werden. In der Folge konnten mit verschiedenen Methoden die Nester aufgespürt und entfernt werden.
Trotz der Entfernung der Nester wurden im Folgejahr 2024 bereits im Frühjahr Königinnen an Locktöpfen beobachtet und gefangen. Es muss davon ausgegangen werden, dass in den kommenden Jahren neue Nester von jungen Königinnen der Vespa velutina in Bayern gegründet werden.

Aktuelle Meldungen in Bayern Externer Link

Ein braun marmoriertes Nest der asiatischen Hornisse.
Nistorte der Vespa velutina
Im zeitigen Frühjahr beginnen die Königinnen der Vespa velutina (Vv) mit dem Bau von Primär-Nestern bevorzugt im niedrigen Bereich zwischen 1 bis 2 Meter Höhe, zum Beispiel in Hecken, Lauben oder an Unterständen. Sobald einige Arbeiterinnen geschlüpft sind, übernehmen diese den Nestbau, die Aufzucht und Versorgung von weiteren Arbeiterinnen und die Jagd auf Nahrung.
Im weiteren Verlauf des Jahres, etwa ab Juli, wird häufig ein zweites so genanntes Sekundär-Nest von den Arbeiterinnen angelegt. Als Nistplatz wird dann häufig ein hoch gelegener Ort in einem Baum (10 bis 30 Meter Höhe) oder an einem Gebäude gewählt. Das Nest kann einen Durchmesser von 50 cm und eine Höhe von bis zu 1 Meter haben. Die Königin und das Volk ziehen in der Folge in das Sekundärnest um.

Methoden zur Nestfindung

Eine Bejagung der Bienenstände wird von Imkerinnen und Imkern meist erst ab Juli/ August wahrgenommen. Wo allerdings das Nest der Velutina versteckt ist, ist meist schwer zu sagen. Für die Nestfindung haben sich aber mittlerweile Methoden etabliert, die auch für die Imker vor Ort leicht umzusetzen sind. Mit etwas Glück und guter Vorbereitung sind Nester oft innerhalb von ein bis zwei Tagen zu aufzuspüren.
Locktöpfe
Mit Hilfe von so genannten Locktöpfen können Vespa velutinas zum Beispiel an einem bejagten Bienenstand angelockt und leicht fotografiert werden. Die Hornissen nehmen die süße alkoholische Flüssigkeit aus dem Locktopf auf und tragen sie ins Nest. Anschließend kehren sie immer wieder zur Futterquelle zurück und nehmen erneut Flüssigkeit auf. Beim Abflug der Hornissen kann die Richtung beobachtet werden, in der das Nest mit hoher Wahrscheinlichkeit liegt. Beobachtungen haben gezeigt, dass die Hornissen einen möglichst direkten Weg zum Nest wählen.

Wurden die Hornissen an den Locktöpfen gesichtet, sollte damit eine Nestsuche eingeleitet werden (s.u.). Identifizierte Nester sollen über beewarned.de gemeldet werden, wodurch die regional zuständige Naturschutzbehörde die Beseitigung des Nestes anordnen kann.

Bauanleitung Locktopf
Für die Lockflüssigkeit:
0,5 l Weißwein (lieblich)
0,5 l dunkles Bier
0,5 l (Himbeer) Fruchtsirup oder 0,5 kg Zucker

Außerdem: Glas mit (Kunststoff)deckel, Schwammtuch oder Küchenpapier

In den Deckel des Honigglases wird ein Schlitz geschnitten. Ein Schwammtuch oder Küchenpapier wird in Streifen geschnitten, die so lang sind, dass sie auf den Boden des Glases reichen und oben durch den Schlitz herausragen. Das Glas wird mit der Lockflüssigkeit befüllt und verschraubt. Diese Lockflüssigkeit ist im Kühlschrank lange haltbar und nicht attraktiv für Bienen. Sollten andere Rezepte für Lockflüssigkeiten verwendet werden, beobachten Sie bitte, ob diese von Bienen beflogen und eingetragen werden.

Einsatz von Locktöpfen

Die präparierten Locktöpfe können an einem Bienenstand oder an einem anderen Platz, welcher gut zu beobachten ist, aufgestellt werden. Sollten Hornissen in unmittelbarer Umgebung nach Nahrung suchen, werden sie in der Regel auch den Locktopf finden und als Futterquelle annehmen. Erhöht stehende Locktöpfe (zum Beispiel auf dem Deckel von Bienenkästen) werden schneller gefunden als auf dem Boden stehende Locktöpfe. Hinweis: auch Wespen und die europäische Hornisse werden durch die Locktöpfe angelockt. Sollte sich keine Vespa velutina zeigen und sich an dem Topf eine Wespenfütterung entwickeln, sollte der Topf nach zwei Tagen wieder abgeräumt werden und nach einiger Zeit ein neuer Beobachtungsversuch begonnen werden.

Triangulation
Wenn sich am Bienenstand oder am Locktopf Velutinas zeigen, kann der Abflug in Richtung des Nestes beobachtet werden. Mit Hilfe eines Kompasses (oder einer Kompass-App auf einem Smartphone) kann die Richtung bestimmt werden. Diese kann anschließend auf einer Karte eingezeichnet werden. So entsteht ein Startpunkt mit einem Pfeil in der Abflugrichtung. Dies muss an einem oder zwei weiteren Standorten, die einige hundert Meter voneinander entfernt sein sollten, wiederholt werden. Optimalerweise werden bereits am Vortag der Nestsuche mehrere Locktöpfe in der Umgebung aufgestellt. Auch von diesen wird die Abflugrichtung auf der Karte eingezeichnet. Durch die Verlängerung der Pfeile entsteht ein Kreuzungsbereich, in dem sich mit hoher Wahrscheinlichkeit das Nest befindet. In diesem Bereich kann dann intensiver gesucht werden. Es empfiehlt sich die Kombination mit der nachfolgenden Methode: „Verfolgung mit Locktopf.“
Verfolgung mit Locktopf
Hierbei wird die Abflugrichtung der Vv vom Locktopf, wie in der Triangulation beschrieben, genutzt, um die Hornisse von einem Standort zum nächsten bis zum Nest zu verfolgen. Gestartet werden kann gut an einem bejagten Bienenstand oder einem anderen Ort, an dem die Vv an den Locktopf kommt. Die Abflugrichtung wird beobachtet und die Vv so weit wie möglich mit dem Auge verfolgt. Dann wird gewartet, bis die Hornisse wieder zum Locktopf kommt. Jetzt wird die Hornisse mit einem Schraubglas oder einem Insektenkescher auf dem Topf abgefangen und im Glas aufbewahrt (Achtung: nicht in die Sonne stellen!). Anschließend läuft man mit Locktopf und Vv im Glas ungefähr zu der Stelle, an der man die Vv aus den Augen verloren hat. Hier stellt man den Locktopf auf und stülpt das Glas mit der gefangenen Hornisse auf den Locktopf, so dass die Hornisse Lockflüssigkeit aufnehmen kann. Sobald die Hornisse anfängt zu saugen kann das Glas entfernt werden und man hält Abstand vom Locktopf. Die Hornisse kann nun wieder frei wegfliegen. Man wartet anschließend auf die Rückkehr der Hornisse. Je nach Entfernung des Nestes kann dies 20 bis 30 min beim ersten Mal dauern. Beim Abflug der Hornisse beobachtet man wieder die Abflugrichtung und versucht sie so weit wie möglich mit den Augen zu verfolgen. Man sollte die Hornisse zweimal fliegen lassen, um die Richtung gut bestimmen zu können. Beim ersten Abflug wird oft noch nicht die direkte Flugrichtung zum Nest gewählt. Danach kann die Hornisse bei Rückkehr wieder im Glas gefangen werden und man läuft mit Locktopf und gefangener Hornisse in die Nähe des Ortes, an dem man sie aus den Augen verloren hat. Dies wiederholt man so lange, bis das Nest in Sichtweite kommt.
Doppelkreismethode
Dies ist eine weitere einfache Möglichkeit, das Suchgebiet einzugrenzen, vor allem wenn gerade nur ein Locktopf beflogen wird.
Hierzu wird wieder die Abflugrichtung der Velutinas vom Locktopf, wie in der Triangulation beschrieben, genutzt. Dabei wird der äußerste rechte Winkel und der äußerste linke Winkel notiert, in dem die Hornissen abgeflogen sind. In diesem Segment liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit das Nest. Um das Suchgebiet enger einzugrenzen, wird die Zeit vom Abflug bis zur Rückkehr einer Hornisse gemessen. Hierzu wird mindestens ein Tier am Locktopf gefangen und in einem Königinnenzeichenglas mit einem Farbstift markiert. Nach mehreren Messungen wird mit der kürzesten Rückkehrzeit weiter gerechnet. Von dem Wert werden 45 Sekunden abgezogen (Verweildauer der Hornisse im Nest) und die Zeit durch zwei geteilt! Das Ergebnis stellt mit sehr guter Näherung die einfache Flugzeit zwischen Nest und Locktopf dar. Diese wird einmal mit 5 (m/s) multipliziert und einmal mit 6,5 (m/s) multipliziert. Daraus ergeben sich zwei Entfernungen in Metern, zwischen denen das Nest liegen sollte. Aus den bestimmten Abflugrichtungen wird das Kreisstück auf einer Karte eingezeichnet und ergibt so das Suchgebiet.
Entfernung der Nester

Die Entfernung der Nester obliegt der regional zuständigen unteren Naturschutzbehörde (UNB). Diese kann speziell ausgebildete Personen beauftragen, Nester zu entfernen. Aus diesem Grund müssen alle Nester den jeweiligen UNBs gemeldet werden. Dies sollte über die offizielle Meldeplattform unter beewarned.de einfach mit Angabe eines Fotos gemacht werden. Von einer selbstständigen Entfernung von Nestern ist unbedingt abzuraten. Die Vespa velutina hat ein sehr starkes Verteidigungsverhalten in Nestnähe. Auf Grund ihres langen Stachels und der Größe der Nester ist mit einer erheblichen Gegenwehr zu rechnen! Eine spezielle Schutzausrüstung und Ausbildung ist erforderlich.

Forschungsprojekt Bee Warned

Im Rahmen des Forschungsprojektes Bee Warned (2017-2020) wurde ein Frühwarnsystem für exotische Bienenschädlinge in Bayern, den Kleinen Beutenkäfer (Aethina tumida) und die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) aufgebaut. Dieses wurde in 2024 um die Tropilaelaps-Milbe erweitert!
Erfahren Sie hier mehr zu dem Projekt:

Bee Warned