Projektunterricht der Klasse L 2
Gestaltungsvorschläge für den künftigen EU-Mittelpunkt
Sobald Großbritannien die Europäische Union (EU) verlassen hat, verändert sich auch die Lage des EU-Mittelpunktes. Statt in der Ortschaft Westerngrund (Landkreis Aschaffenburg) befindet er sich in Zukunft laut der Berechnungen eines Geografieinstituts bei Paris mitten auf einem Acker bei Gadheim, einem Ortsteil von Veitshöchheim im Landkreis Würzburg. Für die Gestaltung dieses Platzes haben die Studierenden der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau (GaLaBau) im Rahmen des Projektunterrichts Entwurfs- und Pflanzpläne erstellt und vor Vertretern der Gemeinde Veitshöchheim präsentiert.
Die Planungsziele
Zu Beginn des Projektes sind die angehenden Techniker mit Maßbändern und Vermessungsgeräten zur Ortsbesichtigung nach Gadheim gefahren. Dort ist bisher vom neuen EU-Mittelpunkt noch nichts zu sehen als nur Ackerland. Die Gemeinde Veitshöchheim wünschte sich einen Entwurf zur Gestaltung der neuen Mitte Europas. Dieser Platz soll ein touristischer Anziehungspunkt mit dazugehörigen Besucher-Informationen werden. In Gadheim hat die Gemeinde dafür ein Stück Ackerfläche gepachtet.
Bei der Gestaltung der Entwurfspläne sollten die Studierenden unter anderem folgende Vorgaben beachten:
- Möglichst staubfreie und behindertengerechte Zugangswege mit Sitzgelegenheiten entlang des Weges
- Parkmöglichkeiten für Busse und PKW einschließlich Behindertenparkplätze
- Rad-Abstellplätze am Rande des zukünftigen „Europa-Platzes“
- Barrierefreie Gestaltung der Örtlichkeit mit entsprechender Geländemodellierung
- Beschilderung zur Besucher-Lenkung
- Beleuchtung, ggf. unter Verwendung von Solarkonzepten
- Informations-Elemente (Platten, Tafeln, Wände etc.) bzw. Info-Corner gegebenenfalls mit Wind- und Wetterschutz bzw. Überdachung und (Solar-)Beleuchtung
- Platzierung von fünf Fahnenmasten (für die Flaggen der EU, Deutschlands, Bayerns, Frankens und der Gemeinde Veitshöchheim)
- Sitzgruppen, Bänke, Sitz-Blöcke oder –Mauern, gegebenenfalls mit Wind- und Wetterschutz bzw. Überdachung
- Müllbehälter
Weiterhin sollten die Studierenden bei der Versiegelung von Flächen möglichst versickerungsfähige Materialien verwenden und den Aufwand für eine Entwässerung möglichst gering halten. Auch konnten sie davon ausgehen, dass Bau und Anlage des Platzes in Teilen vom Gärtnertrupp des Markushofes in Gadheim übernommen werden, ebenso die laufende Pflege und Unterhaltung des Gedenk-Ortes. Der EU-Mittelpunkt sollte neben Wiese bzw. Rasen mit einer standortangepassten Bepflanzung aus gegebenenfalls heimischen Bäumen, Sträuchern, Hecken und Stauden gestaltet werden.
Auftrag: Entwurtsplan und Pflanzplan erstellen
Die Aufgabe der Studierenden bestand darin, in Zweier-Teams innerhalb von drei Wochen einen detaillierten kolorierten Entwurf zu erstellen. Genau genommen galt es, ein Konzept zu entwickeln, das sich in mehrere Bauphasen untergliedern lassen sollte. Nach der Darstellungsphase 1 des Entwurfs sollte möglichst kostengünstig und reduziert hinsichtlich Material- und Pflanzeneinsatz gebaut werden können. Denn wer weiß schon, wie lange sich der neue Mittelpunkt der EU in Gadheim wird halten können: Es ist nicht auszuschließen, dass es auch zukünftig Eintritte bzw. Austritte europäischer Staaten geben kann, so dass sich der Mittelpunkt wieder verschieben wird. in der letzten Entwicklungsstufe des Entwurfskonzeptes durften hingegen alle Register gezogen werden: hier konnten edle Materialien und Ausstattungselemente (z.B. digitales Informationsterminal) und höherwertige Pflanzungen geplant werden.
Die angehenden Techniker sollten für ihr Konzept ein passendes „Motto“ finden und den Entwurf erläutern und begründen. Das galt auch für die Pflanzplanung. Damit sich die Auftraggeber leichter ein Bild machen konnten, war es Aufgabe der Studierenden, ihren Entwurf mit zwei Zeichnungen (Perspektive und/oder Schnitt-Ansicht) pro Gruppe zu visualisieren. Für einen oder mehrere Teilausschnitte aus dem Entwurfsplan war eine Staudenplanung samt Pflanzenbestelllisten zu erstellen.
Während dieser Planungsphase wurden die angehenden Techniker von der Lehrkraft Andreas Adelsberger betreut, der die Studierenden bei der Entwicklung ihrer Entwurfskonzepte unterstützte. Dr. Philipp Schönfeld beriet die angehenden Techniker in Pflanzenfragen. Um die Pläne am Schluss den Mitgliedern des Veitshöchheimer Gemeinderates zu präsentieren, erstellte jede Gruppe schließlich eine Power-Point-Präsentation.
Zum Abschluss: Die Präsentation
Nach vielen Stunden des Entwerfens, Verwerfens und wieder neuen Zeichnens, der Rücksprache mit den Betreuern und des Entscheidens war endlich der Temin für die Präsentation gekommen. Jedes Projektteam stellte in sechs Minuten seine Ideen für die Gestaltung von Europas Mittelpunkt den Vertretern der Gemeinde vor. In der Power-Point-Präsentation wurden die Entwurfsideen in Form von Plänen, Schnittansichten und Perspektiven dargestellt sowie Charakterfotos von den geplanten Materialien und Pflanzen gezeigt.
Die Vertreter des Gemeinderates waren einerseits sehr angetan von den Gestaltungsvorschlägen der Studierenden, die Kosten schienen ihnen aber dann doch recht hoch. Die Gemeindeverwaltung beschloss in der Folge - ohne dass eine konkrete Kostenberechnung der Studierendenentwürfe der Phase 1 erfolgte, dass der Bauhof der Gemeinde einen eigenen Entwurf zur kostengünstigen Umsetzung anfertigen sollte. In dieser Entwurfsfassung sind leider kaum Ideen der Planungsteams eingearbeitet. Schade, dabei gab es ausnahmslos gute bis sehr gute, innovative Planungsansätze der angehenden Techniker, die für Ihre Leistung immerhin mit entsprechenden Noten entlohnt werden konnten.