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Bodenvorbereitung für Pflanz- und Ansaatflächen – Wirtschaftlich und effizient?

Bodenvorbereitung für Pflanz- und Ansaatflächen

Die Vorbereitung des Bodens vor dem Bepflanzen oder Aussäen ist ein für das Erreichen des Begrünungszieles sehr wichtiger Schritt. Neben der Unterboden- und Oberbodenlockerung, der Verbesserung des Bodens und der Planie geht es auch darum, unerwünschten Aufwuchs vorab zu schwächen oder gar zu beseitigen. Hier wird ein Herantasten an Möglichkeiten beschrieben, die den Einsatz von chemischen Mitteln ersetzen sollen und Wirtschaftlichkeit und Effizienz im Blick haben.

2019, 10 Seiten

Auf repräsentativen, öffentlichen Grünflächen werden zunehmend Staudenmischpflanzungen und Ansaatmischungen aus Schmuckstauden und Wildpflanzen (Kräutern) eingesetzt, um die laufende Pflege zu verringern und damit Kosten zu sparen und trotzdem ein ansprechendes Bild für die Bevölkerung zu schaffen. Entscheidende Voraussetzung für das Gelingen solcher – aber auch anderer – Pflanzungen oder Ansaaten ist ein weitestgehend „unkrautfreies“ Saat- oder Pflanzbeet. Nur so kann gewährleistet werden, dass der Pflegeaufwand von Anfang an niedrig ist. Sollten Samen- oder Wurzelunkräuter im Boden vorhanden sein, so sind diese für Ansaatmischungen aus Kräutern und Stauden eine Konkurrenz um die vorhandenen Ressourcen.
Was das Ordnungsempfinden der Bevölkerung angeht, ist in Zeiten der allgemeinen Glyphosat-Diskussion ein Umdenken angebracht, zumindest in bestimmten Bereichen. Dieser Prozess hat in einigen Kommunen bereits begonnen, in Einzelfällen sogar schon vor 20 Jahren. Seit dieser Zeit gibt es in Deutschland schon sogenannte „pestizidfreie“ Kommunen, die also komplett auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln verzichten. Die Umstellung auf mechanische oder thermische Verfahren zur Bekämpfung unerwünschten Aufwuchses ist zeitlich aufwändiger und damit teurer. Die Kommunen sind zum Teil dazu übergegangen, die Grünflächen in Kategorien der Pflegeintensität aufzuteilen. Natürlich sind damit auch Flächen entstanden, die weniger intensiv gepflegt werden können und die nicht dem „Sauberkeitsempfinden“ mancher Bevölkerungsteile entsprechen. Daher hat man sehr bald Anstrengungen unternommen, beim Bürger für ein „verändertes Stadtbild“ zu werben. Nämlich ein Stadtbild, bei dem keine klinisch reinen Belagsflächen und immer absolut beikrautfreie Vegetationsflächen vorherrschen. Das ist ein recht mühsamer Prozess, wie man Berichten von Verantwort­lichen entnehmen kann.
Was also tun, mit verunkrauteten Flächen, die bepflanzt oder angesät werden sollen? An der LWG konnte 2017 ein Tastversuch zu dieser Fragestellung auf einer eigenen Fläche und nur mit eigenen Haushaltsmitteln konzipiert werden. Die Zahl der anwendbaren Alternativen war daher von vornherein beschränkt.

Die Prämissen für die Auswahl der Alternativen waren:

  • Kein Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln.
  • Die Behandlung der Flächen sollte weitestgehend maschinell von statten gehen, um die zeit- und kostenaufwändige Methode des Jätens zu vermeiden.
  • Es sollten möglichst unterschiedliche Verfahren sein, aus dem Bereich mechanische, biologische oder thermische Bekämpfung.
Ergebnisse einer Umfrage unter bayerischen Kommunen
Eine Umfrage zu diesem Thema unter Kommunen vorwiegend in Bayern, ergab ein sehr interessantes und differenziertes Bild. Zunächst die wichtige und für unsere Branche sehr positive Feststellung: Chemische Pflanzenschutzmittel werden nicht eingesetzt!
Fast alle nennen zumindest für kleine bis mittlere Flächen den Bodenaustausch als das Mittel der Wahl, weil die Flächen dann schnell für die Bepflanzung oder die Ansaat zur Verfügung stehen. Weiterhin sei es eine recht wirtschaftliche Methode. Der verunkrautete Boden wird mittels Bagger 30 bis 40 cm tief entnommen (sofern er nicht schon zu Beginn der Baumaßnahme entfernt wurde) und an anderer Stelle wieder eingebaut, wo die Belastung mit Wurzel- und Samenunkräutern nicht stört. Zum Beispiel bei Wällen, Rasenflächen oder einfach auf Flächen, wo keine besonderen optischen Anforderungen bestehen. Der Oberboden wird in den seltensten Fällen entsorgt, weil damit die Problematik der Beprobung und häufig hohe Kosten verbunden sind. Der Unterboden wird gelockert und vorhandene Verdichtungshorizonte beseitigt. Eingefüllt wird in der Regel kein Oberboden, sondern ein für den jeweiligen Zweck optimiertes Substrat. Häufig werden großteils mineralische Substrate verwendet, die mit eigenem – und damit hoffentlich unkrautfreiem – Kompost selbst gemischt werden. Vor allem kleinere Kommunen können aus Kapazitätsgründen die Substrate nicht selbst mischen und kaufen daher zu. Andere Kommunen haben gute Erfahrungen mit gesiebtem Oberboden gemacht. Durch die Absiebung sollen Wurzelunkräuter weitestgehend entfernt werden.
Werden Rasenflächen in Pflanz- oder Ansaatflächen umgewandelt, gibt es aus der Erfahrung der Kommunen heraus keine Probleme. Die vorherige intensive Pflege führt dazu, dass kaum Potential für unerwünschten Aufwuchs vorhanden ist. Die Rasensoden müssen sorgfältig abgeschält werden, danach sollte der Boden gelockert, eventuell gedüngt werden, und anschließend kann gepflanzt oder ausgesät werden.
Einige Kommunen haben bei der Neuanlage von Pflanz- und Ansaatflächen auch positive Erfahrungen mit rein mechanischen Maßnahmen zur Bodenvorbereitung gesammelt. Hier kam die Kreiselegge oder die Fräse im zweiwöchigen Abstand zwei bis fünfmal zum Einsatz. Hierdurch soll das aufkommende Unkraut wiederholt ausgerissen und dadurch geschwächt werden.

Versuchsaufbau

Im Versuch wurde eine Parzelle der Schwarzbrache mit dem Einsatz der Kreiselegge an einem Einachser gewidmet. Auf einer Parzelle wurde Pelargonsäure mittels einer Rückenspritze ausgebracht. Auf einer weiteren Parzelle wurde eine Kombination der beiden Varianten ausprobiert. Die vierte Parzelle ist die Nullvariante, bei der nur gemäht wurde, um die Aussamung zu verhindern. Der Versuchsaufbau ist Abbildung 1 zu entnehmen.
Die Versuchsfläche ist eine seit längerer Zeit drei bis vier mal / Jahr gemähte Fläche. Mit anderen Worten, die Ausgangsbedingungen waren extrem hart, da sowohl Wurzel- als auch Samenunkräuter gut etabliert waren. Um die spontane Wiederbesiedlung zu dokumentieren, wurde die Fläche im April 2017 gemäht und gefräst.
Versuchsergebnisse
Durch die eine Behandlung Ende September /Anfang Oktober konnte die Artenzahl von vorher 59 in allen Parzellen deutlich gesenkt werden:
Insgesamt lassen sich in diesem Jahr nach nur einer Behandlung, nach der die Vegetation wieder aufgewachsen ist, kaum Tendenzen feststellen. Alle Varianten zeigen Wirkung! Keine hundertprozentige, aber das war bei den harten Ausgangsbedingungen auch nicht zu erwarten. Eine Tendenz ist, dass die Kombibehandlung leicht besser abschneidet. Das betrifft sowohl die Besatzstärke der Einzelarten, z. B. Mercurialis annua (Einjähriges Bingelkraut) ist auf dieser Parzelle deutlich schwächer aufgewachsen. Das betrifft aber auch die Gesamtdeckung der aufgewachsenen Vegetation, wie sich auf Bildern 5a-d erahnen lässt, die am 02.11.17 direkt vor der Behandlung mit Pelargonsäure aufgenommen wurden. Auch das ist nicht verwunderlich.
Da jede Behandlungsalternative nur auf einer Fläche angewendet wurde, lassen sich natürlich Randeffekte oder ein spezifischer Artenbesatz der einzelnen Flächen bei der Interpretation der Ergebnisse nicht neutralisieren.
Was die Wirtschaftlichkeit der beiden Behandlungsvarianten angeht, hängt sehr viel vom Flächenzuschnitt und von der Aufwuchsstärke der unerwünschten Beikräuter ab. Auf unseren Flächen war der Aufwuchs nahezu flächendeckend, daher war die „Einzelpflanzenbehandlung“ mit Pelargonsäure durchaus großzügig. Der Einsatz der Kreiselegge verlangt Übung, denn bei lehmigem Boden ist die Bearbeitung schon bei geringer Bodenfeuchte schwierig, weil das Gerät verstopft. Die Arbeitstiefe wird daraufhin flacher eingestellt. In der Folge geht die Arbeit besser, aber tiefwurzelnde Arten, wie zum Beispiel Quecke werden dann nicht mehr herausgezogen. Der Wirkungsgrad sinkt.

Widerstandsfähige Arten über alle Parzellen hinweg sind:

  • Bunias orientalis – Orientalisches Zackenschötchen
  • Convolvulus arvensis – Acker-Winde
  • Elymus repens - Gemeine Quecke
  • Taraxacum officinale - Gemeiner Löwenzahn
  • Potentilla reptans - Kriechendes Fingerkraut
  • Veronica agrestis - Acker-Ehrenpreis
Weitere detaillierte Hinweise enthält die Fachartikel.