Fachartikel
Pflanzen für Kies und Schotter - Robust, naturnah und vielfältig
Kies- und Schottergärten sind "in" und sprießen in letzter Zeit wie Pilze aus dem Boden. So entstehen vor allem in Privatgärten anstelle blühender Pflanzbeete immer mehr monotone Steinflächen, gespickt mit einzelnen Pflanzen. Man erhofft sich bei derartig gestalteten Flächen einen geringen Pflegeaufwand, so wie dies derzeit in zahlreichen Pflanzungen im öffentlichen Grün erfolgreich praktiziert wird. Dies ist jedoch nicht selten ein Trugschluss, denn Stein allein macht noch keinen pflegeleichten Garten.
2015, 12 Seiten
Natürliche Vorbilder
Unsere heimischen Trocken- und Halbtrockenrasen, Steppen und Graslandschaften Südosteuropas und Mittelasiens, nordamerikanische Prärien oder auch die Flora im Mittelmeerraum liefern uns als natürliche Vorbilder eine große Auswahl geeigneter Pflanzen, um Schottergärten repräsentativ und zugleich pflegeleicht zu gestalten. Die entsprechenden Naturstandorte sind geprägt durch geringe Niederschläge, eine voll sonnige Lage sowie durchlässige, nährstoffarme Böden. Folglich ist überall dort, wo die Standortbedingungen den natürlichen Vorbildern ähneln, ein günstiger Platz für ein Schotterbeet. Dies kann ein Platz vor einer heißen Südwand, an der Terrasse, am Traufstreifen oder auch im innerstädtischen Bereich sein.
Anlage und Pflege
Eine sonnige offene Lage sowie ein nährstoffarmes, wasserdurchlässiges Substrat in der oberen Bodenschicht sind die wesentlichen Erfolgsfaktoren bei der Anlage eines pflegeleichten Kiesbeetes. Bewährt hat sich ein Austausch der oberen 20 bis 30 Zentimeter des anstehenden Bodens gegen ein mineralisches Substratgemisch der Körnungen 0 bis 16 mm oder sogar bis 32 mm, versehen mit einer fünf Zentimeter dicken Mulchabdeckung in der Körnung acht bis 16 mm. Die Farbe des Materials beeinflusst zum größten Teil die optische Wirkung der Fläche und kann auch für die Pflanzenauswahl eine Rolle spielen. Soll der Schottercharakter stärker betont werden, ist eine Verwendung gröberer Körnungen wie 32 bis 63 mm oder 45 mm und mehr möglich. Die Mulchschicht ist entsprechend dicker auszubilden und es können dann nur größere Pflanzen Verwendung finden, die nicht vom Stein überdeckt werden. In jedem Fall ist der Untergrund tief zu lockern, um einen Wasserabzug und eine gute Durchwurzelungsfähigkeit zu gewährleisten. Das Substrat sollte bis zu fünf Prozent Feinanteile enthalten, da die Nährstoffspeicherung sonst zu gering wird. Wird der Boden nur abgemagert und nicht komplett ausgetauscht, ist ein Mindestanteil von 70 % Sand oder Splitt in den oberen 20 bis 30 Zentimetern vorzusehen. Eine weitestgehende Unkrautfreiheit ist damit zum Zeitpunkt der Pflanzung garantiert. Unerwünschte, meist nährstoffliebende Pflanzen sind auf günstige Bedingungen in den oberen Bodenschichten angewiesen und haben unter derartigen Standortvoraussetzungen wenig Chancen, sich zu etablieren. Dennoch sind regelmäßige Kontrollgänge erforderlich, um gegebenenfalls aufkommende Arten rechtzeitig zu entfernen.
Findlinge als weitere Gestaltungselemente können den Reiz der Fläche erhöhen. Diese sollten dann aber möglichst aus dem gleichen Material bestehen, wie die anderen sichtbaren Steine im Beet. Eine Kombination mit Mauern und Treppen bietet sich an.
Euphorbia seguieriana var. niciciana
Pflanzbeispiele
Nachfolgend werden verschiedene Beispiele für winterharte und robuste Pflanzkombinationen in voll sonniger Lage vorgestellt. Diese eignen sich für Hausgärten, z. B. an Terrassen, als Traufstreifenbegrünung oder für Vorgärten. Auch bei Pflanzungen im öffentlichen Grün, wie z. B. Pflanzinseln im ruhenden Verkehr oder an Stadtplätzen können sie eingesetzt werden. Besonderer Wert wurde auf eine lange optische Wirkung sowie auf Pflegeleichtigkeit und Robustheit der Einzelarten gelegt. Die Baum- und Strauchempfehlungen sind nur für größere Flächen ab etwa 20 m² sinnvoll. Auf Arten mit großem Laub wird aufgrund des damit einhergehenden Pflegeaufwandes verzichtet. Insgesamt sollten größere Gehölze nur vereinzelt gepflanzt werden und nur dort, wo eine Gliederung der Fläche z. B. durch einen Hochstamm notwendig ist. Bei kleineren Flächen reicht eine Auswahl einzelner Gerüstbildner, kombiniert mit Begleit‑ und Füllstauden aus, um eine strukturierte Pflanzung anzulegen. Für eine ca. 10 m² große Pflanzfläche sollten ein bis drei Gerüstbildner, vier bis zehn Begleitstauden und fünf bis 30 Stück der niedrigen Arten/Bodendeckstauden verwendet werden. Angegeben ist eine Auswahl an Arten, die der Fachmann innerhalb der Listen frei auswählen und selbst kombinieren kann. Feste Stückzahlen bezogen auf eine bestimmte Pflanzfläche sind daher nicht aufgeführt.
Merkmale und Hinweise zu den einzelnen Arten und Sorten der jeweiligen Pflanzbeispiele sind im Fachartikel aufgeführt.
Die Pflanzung besteht überwiegend aus attraktiven, zum Teil unter Naturschutz stehenden kalkliebenden Arten der heimischen Halbtrocken- und Trockenrasen. Empfohlen werden teilweise auch gärtnerisch verbesserte Sorten. Die Pflege beschränkt sich auf den Rückschnitt der Stauden sowie der Halbsträucher im Februar/März. Einige Arten sind dankbar für eine Beimischung von zehn Prozent unkrautfreiem Ober- bzw. Unterboden in der oberen Substratschicht. Diese sind mit ** gekennzeichnet. Trockenrasenstandorte sind in der Natur baumfrei, daher werden keine größeren Gehölze empfohlen.
Die Pflanzen präsentieren sich ganzjährig bunt und sind langjährig erprobt für die Verwendung in reinem Schotter (Körnung 0 bis 32 mm oder 0 bis 45 mm). Die Pflege beschränkt sich auf den Rückschnitt der Halbsträucher sowie der Stauden im Februar/März. Ohne Oberbodenanteile fallen so gut wie keine Jätegänge an. Eine Düngung mit fünf g N/m² mit einem Langzeitdünger empfiehlt sich mindestens alle drei Jahre. Soll die Pflanzung durch einen Hochstamm oder einen höheren Strauch ergänzt werden, eignen sich, die Blumen-Esche Fraxinus ornus, der Perückenstrauch Cotinus coggygria – auch als rotlaubige Sorte oder eine der zahlreichen Sommerflieder-Sorten der Art Buddleja davidii.
Die Pflanzenempfehlung "Mediterran" ist charakterisiert durch aromatisch duftende Halbsträucher sowie graulaubige und sukkulente Pflanzenarten aus dem Mittelmeerraum. Die meisten Arten sind bei durchlässigem Boden ausreichend winterhart. Staunässe im Winter ist zu vermeiden. In strengen Wintern ist bei den mit * gekennzeichneten Arten ein Schutz durch Abdeckung mit Fichtenreisig empfehlenswert. Im Weinbauklima bzw. in geschützten Lagen bedarf es im Allgemeinen keines Winterschutzes. Als Pflanzzeitpunkt empfiehlt sich das Frühjahr. Passende Hochstämme oder Sträucher sind z. B. der Judasbaum, Cercis siliquastrum, der durch seine purpurrosafarbenen Blüten vor dem Blattaustrieb besticht, oder dessen weiß blühende Sorte ‘Album‘. Die schmalblättrige Ölweide Elaeagnus angustifolia oder die weidenblättrige Birne, Pyrus salicifolia können durch ihr silbriges Laub eine winterharte Alternative zum nicht ausreichend winterharten Olivenbaum darstellen.
Gräser und Stauden mit kleinen Blättern und überwiegend weißen und blauen, filigranen Blüten sind die zentralen Elemente in der Zusammenstellung und lassen die Pflanzung sehr locker und duftig wirken. Für den nötigen Kontrast sorgen einige wenige Arten mit derben Blättern. Die Pflanzenarten dieser Liste haben einen höheren Anspruch an den Nährstoffgehalt im Boden und sind dankbar für eine Beimischung aus zehn bis 30 Prozent unkrautfreiem Ober- oder Unterboden. Prinzipiell können dieselben Bäume und Sträucher wie beim Vorschlag "Mediterran" verwendet werden. Auch die Blumen-Esche Fraxinus ornus ist eine passende Ergänzung. Enthält das Substrat die empfohlenen Oberbodenanteile, so bieten sich als Struktursträucher der Buchsbaum Buxus sempervirens var. arborescens, sowie farblich passende, weiß blühende Strauchrosen an, wie z. B. Rosa alba 'Suaveolens‘, Rosa omeiensis f. pteracantha und als Kleinstrauch- und Beetrosen-Sorten, z. B. die weiß und einfach blühenden 'Hannovers Weiße‘, 'White Haze‘ oder 'Nemo‘.
Kritische Bemerkungen
Schotterbeete um jeden Preis sind nicht das "non plus ultra" für pflegeleichte Pflanzungen. Der derzeitige Trend, monotone Steinflächen statt blühender Gärten anzulegen, führt zu einer zunehmenden "Verschotterung" unserer Städte und Dörfer. Es sollte sorgfältig abgewogen werden, wo Kies- und Schotterbeete sinnvoll sind. Dies ist vor allem an schwierigen Standorten der Fall, wo anspruchsvollere Gartenstauden nicht gedeihen, z. B. am Traufstreifen, vor einer heißen Südwand oder auch im innerstädtischen Bereich. An Schattenstandorten unter Bäumen ist einer standortgerechten Pflanzung mit robusten Schattenstauden und -gehölzen sowie entsprechenden Bodendeckern der Vorzug zu geben.