Sortenübersicht
Säulenapfel

Mehrere Säulenballerina mit roten Äpfeln auf der Plantage unter blauem Himmel mit Wolken.

Kleinere Gartenflächen und die Möglichkeit der Kultur von Säulen auch in Kübeln auf Balkon und Terrasse sowie einfache Handhabung führen seit Jahren zu einem Boom des Säulenobstes. Als Innovation liegt es voll im Trend, was die starke Nachfrage und das Interesse bestätigt. Neben Fachbaumschulen und Gartencentern hat sich auch der Versandhandel auf diese neuen Baumformen eingestellt.

Säulenäpfel "Ballerinas"

Kleinkronige Obstbäume lassen sich auf verschiedene Weise erzielen durch Verwendung (sehr) schwachwuchsinduzierender Unterlagen (wie im Profianbau) mit Spindelerziehung sowie durch Spaliere und neuerdings durch Verwendung spezieller Wuchsformen. Zwerg- bzw. säulenartiger Wuchs ist durch Mutation entstanden. In weiteren Züchtungsschritten entstanden mehrere Säulen- oder Zwergsorten. Da die Edelsorten sehr schwach und kompakt wachsen, sollten sie auf mittelstarken Unterlagen veredelt sein (z. B. Apfel: MM106, M111). Schwächere Unterlagen (M26, Supporter 4, sogar M9) sind eher für eine ausschließliche Kultur im Kübel empfehlenswert. Bei Säulenapfelbäumen auf M9 kann es passieren, dass der Wuchs allzu schwach ausfällt, diese schnell vergreisen und zu kleine Früchte ausbilden.

Ballerinas bilden einen dominanten, gestauchten (kurznodigen) Mitteltrieb, der mit kurzen Seitentrieben (Fruchtspießen) garniert ist, welche ab dem zweiten Jahr (stark) blühen und fruchten können. Der schmale Wuchs erlaubt Pflanzabstände von 50 Zentimeter, sodass eine fruchtende Hecke entstehen kann. Allerdings wirken sie auch solitär oder z. B. in 3er Tuffs.

Schnitt

Der Schnitt gestaltet sich einfach - kein Pflanzenschnitt! Er würde die bei dieser Wuchsform nicht gewünschte Seitenverzweigung auslösen. In den ersten sechs bis acht Jahren ist keine Höhenreduzierung der Mittelachse erforderlich. Sollten sich stärkere, längere als 20 Zentimeter Seitentriebe bilden, so sind diese an der Mittelachse zu entfernen. Wird der Mitteltrieb nach acht bis zehn Jahren zu hoch, macht ein Ableiten (= Rückschnitt oberhalb einer flacheren Seitenverzweigung) Sinn, am besten im August.

Zu diesem Zeitpunkt erfolgt kein Neuaustrieb im selben Jahr und lediglich moderater Austrieb im Folgejahr. Derselbe Schnitteingriff über Winter kann hingegen eine starke Reaktion auslösen. Dann sind die überzähligen Jungtriebe spätestens Anfang Juni auszureißen.

Gleichwohl gibt es Besitzer, die ihre Säulenapfelbäume mehrtriebig wachsen lassen, da deren Krone ja generell schmal bleibt. Das sollte aus Gründen der Alternanz und guter Fruchtqualität vermieden werden. Mehrere reichfruchtende Achsen verstärken das periodische Ertragsverhalten enorm. Bei Überbehang bilden sich kleine und geschmackliche schlechtere Früchte aus.

So erfordert ein üppiger Fruchtbehang eine konsequente Ausdünnung gegen Anfang bis Mitte Juni. Die in Büscheln sitzenden Jungfrüchte müssen einzeln gestellt werden.

Sortiment im Wandel

Auf dem Versuchsgelände für Obstbau und Baumschule der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Thüngersheim werden seit über zehn Jahren Ballerinas und "Nachfolger" in einer Sortendemonstration gesichtet.

Die "erste Generation" ("Ballerinas") mit Sorten wie 'Polka', 'Waltz', 'Bolero' und 'Flamenco' konnten hinsichtlich Geschmack und Robustheit nicht überzeugen. Durch weitere Kreuzungen, unter anderem mit Tafelsorten wie 'Elstar', 'Golden Delicious' bzw. mit schorfresistenten Varietäten entstanden geschmacklich bessere Columnare (z. B. "CATS"-Sorten) bzw. schorfresistente Säulenäpfel und in einer weiteren (dritten) Generation sind künftig zusätzliche Qualitätssteigerungen zu erwarten.

Säulenapfelsorten

Mehrjährige Erfahrungen mit Säulenapfelsorten an der LWG

  • 'Campanilo 1' ('Primo)
    • Reifezeit: Mitte (Ende) August
    • Fruchtqualität und Geschmack: kleine Frucht, rot geflammt, mild, süß, mittel-fest, feines Aroma, wird schnell weich
    • Robustheit: Schorftolerant
    • Sonstiges: Alternanz
  • 'Arbat'
    • Reifezeit: (Ende August) / Anfang September
    • Fruchtqualität und Geschmack: mittelgroß, feiner Geschmack (an 'Jakob Fischer' erinnernd)
    • Robustheit: Schorfresistent, Mehltau gering bis mittel
    • Sonstiges: Alternanz
  • 'Red River'
    • Reifezeit: Anfang bis Mitte September
    • Fruchtqualität und Geschmack: mittelgroß, süßlich, saftig, zunächst knackig, wird schnell weich
    • Robustheit: Schorf (vor allem Blatt) möglich, anfällig für Echter Mehltau
    • Sonstiges: Wuchs eher schwach, Ertrag gering-mittel, alternierend
  • 'Ginover'® 'Pompink'(S)
    • Reifezeit: Anfang bis Mitte Oktober
    • Fruchtqualität und Geschmack: mittelgroß, gut, saftig, süß-säuerlich, knackig, pinkfarben, bereift, dezentes Aroma
    • Robustheit: Blattschorf und Mehltau möglich, Fruchtschorf gering
    • Sonstiges: sehr hoher Ertrag und starker Wuchs (im Alter auch verzweigend), Seitentriebe entfernen! Starke Alternanz
  • 'Rhapsoide'
    • Reifezeit: Ende September
    • Fruchtqualität und Geschmack: mittelgroß, ausgewogen süß mit leichter Säure, eher neutraler Geschmack, saftig, wird schnell weich
    • Robustheit: Schorfresistent, Mehltau gering
    • Sonstiges: behält Säulenform, Alternanz möglich, Ertrag hoch-mittel
  • 'Rondo'
    • Reifezeit: Anfang Oktober
    • Fruchtqualität und Geschmack: mittel bis groß, knackig, saftig, süß mit Säure, feinem Aroma und ansprechendem Geschmack, feinzellig
    • Robustheit: Schorfresistent, Mehltau gering
    • Sonstiges: behält Säulenform, Alternanz mittel, Ertrag hoch, knapp reif ernten
  • 'Sonate'
    • Reifezeit: Ende September
    • Fruchtqualität und Geschmack: mittelgroß, süß-säuerlich, mittelfest, optisch ansprechend, wird schnell weich
    • Robustheit: Schorfresistent, Mehltau gering
    • Sonstiges: Typische Säulenform, Alternanz mittel, knapp reif ernten
  • 'Redcats'
    • Reifezeit: Mitte September
    • Fruchtqualität und Geschmack: ausgewogen süßlich bis leicht säuerlich ohne besondere Würze, saftig, mittelgroß, attraktives Rot
    • Robustheit: Schorf und Mehltau mittlere Anfälligkeit
    • Sonstiges: keine totale, jedoch etagenförmige Alternanz; Ertrag hoch, Wuchs stark
  • 'Starcats'
    • Reifezeit: Anfang (bis Mitte) September
    • Fruchtqualität und Geschmack: geschmacklich gut, saftig, süß-säuerlich, feines Aroma, mittel bis groß, optisch ansprechend
    • Robustheit: Schorf und Mehltau mittlere Anfälligkeit
    • Sonstiges: keine totale, jedoch etagenförmige Alternanz; Ertrag mittel, Wuchs stark
  • 'Goldcats'
    • Reifezeit: Anfang bis Mitte Oktober
    • Fruchtqualität und Geschmack: mittel bis groß, süßlich, mäßig saftig, gelbgrün, feinzellig süß, nur leichte Säure
    • Robustheit: Schorf und Mehltau mittlere Anfälligkeit
    • Sonstiges: kaum Alternanz, Ertrag sehr hoch
  • 'Greencats'
    • Reifezeit: Mitte Oktober
    • Fruchtqualität und Geschmack: mittel bis groß, grün (sehr ähnlich 'Garnny Smith'), knackig, saftig, fest, fruchtig-neutral
    • Robustheit: Schorf und Mehltau mittlere Anfälligkeit
    • Sonstiges: kaum Alternanz, Ertrag hoch
  • 'Sunlight'
    • Reifezeit: Mitte bis Ende September
    • Fruchtqualität und Geschmack: mittelgroß, süß mit Säure
    • Robustheit: wenig Mehltau, kaum Schorf
    • Sonstiges: Alternanz mittel, Behang hoch
  • 'Moonlight'
    • Reifezeit: Ende September
    • Fruchtqualität und Geschmack: mittelgroß, hell- bis grüngelb, saftig, ausgewogen eher süßlich, angenehmer Geschmack
    • Robustheit: tolerant bezüglich Schorf und Echter Mehltau
    • Sonstiges: stark verzweigt, keine typische Säulenform, Ertrag hoch
  • 'Summertime'
    • Reifezeit: Mitte/Ende September
    • Fruchtqualität und Geschmack: klein bis mittelgroß, knackig, zunächst fest, saftig, süß, leichte Säure, wird schnell weich
    • Robustheit: vor allem Blattschorf möglich
    • Sonstiges: neigt zu Seitenverzweigungen, Ertrag hoch
  • 'Golden Gate'
    • Reifezeit: Ende September
    • Fruchtqualität und Geschmack: Frucht klein (bis mittel), süß, wenig Säure, saftig, mittelfest, wird schnell weich, leuchtend orangerot
    • Robustheit: Schorf gering, Mehltau möglich
    • Sonstiges: mittlere Alternanz, Ertrag hoch
  • 'Indian Summer'
    • Reifezeit: Mitte September
    • Fruchtqualität und Geschmack: leuchtend rot, klein bis mittelgroß, fest, saftig, süß mit Säure
    • Robustheit: Schorf gering, Mehltau möglich
    • Sonstiges: keine typische Säulenform, da verzweigend; Alternanz mittel, Ertrag hoch
  • 'Blue Moon'
    • Reifezeit: Ende September
    • Fruchtqualität und Geschmack: groß, süßlich, neutral bis fruchtiger Geschmack, stark bereift, dunkles violettblau wirkt "Künstlich"
    • Robustheit: Schorf und Mehltau möglich
    • Sonstiges: behält Säulenform, geringere Alternanz, Ertrag mittel

Nützliche Tipps zu den Säulenäpfeln

Die meisten Sorten werden vor allem bei voller Reife schnell weich. Da viele Varietäten eher süßlich schmecken, empfiehlt sich ein eher knapp reifer Erntezeitpunkt. Der optimale Termin ist erreicht, wenn die Grundfarbe der Frucht von grün nach grüngelb umfärbt. Ist die Grundfarbe bereits gelb, dann werden die Früchte schneller weich, besitzen mehr Zucker und weniger Säure. Die Schale neigt bei Überreife fettig zu werden.

Der Geschmack der "zweite Generation" reicht oft noch nicht an Tafelqualitäten heran. Das kann durch einen (zu) starken Fruchtbehang noch verstärkt werden. Daher konsequent ausdünnen! Die Geschmacksbeurteilung wurde an das Tafelsortenniveau angelehnt. Für den Anbau im Haus- und Kleingarten sollte man sicherlich nicht so strenge Maßstäbe anlegen. Geschmacklich erste Wahl sind derzeit 'Starcats', 'Rondo', 'Arbat' und 'Pompink'. Da zunehmend süßere, mildere Sorten vor allem bei Kindern und Jugendlichen gewünscht sind, können weitere Varietäten im Anbau einbezogen werden, was bei diesen platzsparende Gewächsen auch im Kleingarten kein Problem sein dürfte.

Neben den "Fruchtsorten" gibt es unter den säulenartigen auch Ziersorten, z. B. 'Maypole', 'Silver Pearl' und 'Red Lane'. Als kleinfruchtige Varietäten steht der Zierwert von Blüte und Fruchtschmuck im Vordergrund. Auch die kleinen Äpfelchen können verarbeitet werden (vor allem Saft, Gelee, Mus). Die herrlich rot blühende, im Austrieb rotlaubige, jährlich gut fruchtende 'Red Lane' zeichnet sich zusätzlich durch mehr bzw. weniger rötliches Fruchtfleisch aus. Dies ergibt ein leicht rötliches Gelee, Mus und Saft.

Pflastersteinweg mit Säulenbaum als Sichtschutz und Blumen am Rand gepflanzt.

Ballerinas

Säulenbaum mit Äpfeln in gelbgrüner Grundfarbe und roten Deckfarbe an einem Stab befestigt.

'Starcats'

Säulenbäume mit Äpfeln in gelbgrüner Grundfarbe und roten Deckfarbe an einem Stab befestigt.

'Rondo'

Rot reifende Äpfel mit Kelchgrube und Laubblättern.

'Pompink'

Äpfel in gelbgrüner Grundfarbe mit roter Deckfarbe und Laubblättern

'Sonate'

Säulenbäume mit Laubblättern und roten Äpfeln an einem Stab befestigt auf der Plantage.

'Red Lane'

Ein wichtiger Hinweis für Obstbäume im Kübel - Sie überwintern am besten eingegraben in einem Gartenbeet. Wo dies nicht möglich ist, sollte man die Kübel wenigstens gut einpacken in Vlies, Jute oder Luftpolsterfolie um den Topf und am Stamm. Vorher trockenes Laub, Rindenmulch oder Stroh auf die Topfoberfläche ausbringen. Möglich ist auch, das Obstgehölz in einen weit größeren Kübel (oder gar Karton) zu stellen und die Zwischenräume mit trockenem Laub, Stroh oder Papier auszufüllen.

Vorbeugender Pflanzenschutz besteht darin, den Obstcontainer ab Austrieb (Ende März) bis Anfang Juni trocken (überdacht) zu platzieren. Bei trockenem Laub kann der Schorfpilz im Frühjahr nicht infizieren. Allerdings darf der Zuflug für die Bienen zur Bestäubung der Blüten nicht eingeschränkt sein.

Zwergapfel und Kompakttypen

Säulenbaum mit roten Äpfeln in klassische Form mit kurzen Seitentrieben.Zoombild vorhanden

Sonderform 'Minicox'

Neben den "klassischen" Säulenformen, die kaum oder nur kurze Seitentriebe ausbilden, kamen in letzter Zeit Apfelsorten mit "zwergigem" oder kompaktem Wuchs (diese jeweils mit Seitenverzweigungen) auf den Markt. Zwergformen sind vor allem für eine Kultur im Container auf Balkon und Terrasse beliebt. Sie können aber an exponierter Stelle im Garten auch Gestaltungsakzente setzen. Ein typischer Vertreter ist 'Minicox'®/'Coxdwarf'(S), eine Mehrfachkreuzung unter anderem aus 'Cox Orange'. Von diesem finden sich in der Miniform (Reifezeit: Mitte September) zwar die geschmacklichen Vorzüge, aber auch Nachteile wie Krankheitsanfälligkeit (Mehltau, Schorf). Notwendig ist auch hier ein Ausdünnen überzähliger Jungfrüchte.

'Pidi' wächst sehr schwach und kompakt, mit leichter Verzweigung; könnte auch als Säule kultiviert werden. Er reift Ende September, gelb mit leuchtend roter Deckfarbe, klein bis mittelgroße Frucht, saftig ausgewogener Geschmack mit feinem Aroma. 'Spurkoop' ist ein kompakt wachsender 'Boskoop'. 'Supercompact', die schmale Wuchsform von 'James Grieve'.

Sehr bizarr wächst der schorfresistente 'Cactus' mehrtriebig mit kurzen Internodien und vielen kleinen bis mittellangen Kurztrieben. Im unbelaubten Zustand wirkt der Habitus wie ein Kaktus. Der mittelgroße, hellgrüngelbe Apfel reift Mitte September, schmeckt saftig, fruchtig, süß mit feiner Säure.

In speziellen Sortimenten sind des Weiteren unter anderem 'Spur-Jonagold', 'Granny Spur' zu finden. Da die "besonderen" Wuchsformen derzeit innovativ und "in" sind, kommen auch bei anderen Obstarten säulen- und zwergartige Sorten in den Handel. Darüber wird in einen separaten Beitrag berichtet. Wer diese Baumformen zu "naturfremd" oder "künstlich" findet, um die ein zu großer "Hype" betrieben wird, der kann im Garten auch kleinkronige Bäume kultivieren, indem er seine Lieblingssorten auf schwachwachsenden Unterlagen wählt.