"Indianerbanane" - mehr als ein Exot
Asimina triloba – in Amerika als Pawpaw bezeichnet – ist im östlichen bis mittleren Nordamerika beheimatet. Als einzige Gattung aus der Familie der Annonaceae wächst sie in gemäßigten Klimazonen, während andere Vertreter wie die Papaya tropische Zonen benötigen. In Deutschland kann sie mittlerweile in vielen Regionen angebaut werden. Bei uns ist sie oft unter den Namen Indianerbanane zu finden.
Bereits die Ureinwohner Nordamerikas haben die Früchte genutzt. Inzwischen sind zahlreiche Sorten in den USA vorhanden, wo Pawpaw als eintriebiger Kleinbaum kultiviert wird. Ohne Eingriffe kann er fünf bis zehn Meter erreichen, vor allem wenn er solitär – wie in einigen botanischen Gärten Europas – steht. Für die obstbauliche Nutzung kommt z. B. eine Spindelerziehung mit niedrigeren Baumhöhen (drei bis vier Meter) in Frage.
Baumeigenschaften
Der Zierwert äußert sich in glöckchenförmigen purpur-violettfarbenen Blüten und der Herbstfärbung mit gelbem Laub. Und nicht zuletzt die essbaren Früchte, die Mitte September bis Anfang/Mitte Oktober reifen. Bis zur ersten Blüte vergehen allerdings drei Jahre. Sie erscheinen vor dem Blattaustrieb einzeln am einjährigen Holz als purpurfarbene Glöckchen, die bis zu fünf Zentimeter breit sein können. Der Blühbeginn liegt bei Ende April bis Mitte Mai, damit nach der Apfelblüte. Die Blüte enthält mehrere Fruchtknoten, sodass aus bestäubten Organen bis zu sieben Früchte im Cluster entstehen können. In der Anlage sind Hummeln und Bienen zwar zu finden, doch der "stinkende" Geruch der Blüten macht sie für unsere Hauptbestäuber nicht attraktiv. In den letzten Jahren konnte festgestellt werden, dass Schmeißfliegen und Rosenkäfer in den Blüten zu finden sind und somit auch für Bestäubung sorgen können. Dennoch sollte für eine Ertragssicherheit auf selbstfruchtbare Sorten gesetzt werden. Eine Handbestäubung wurde an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim bisher nicht durchgeführt.
Der eintriebe Baum wächst zunächst sehr langsam, verzweigt gut (überwiegend im 45-Grad-Winkel) und bildet jährlich kurze Neutriebe von 15 bis 30 Zentimeter Länge. Bei der Baumerziehung wurde in den ersten Jahren lediglich der Konkurrenztrieb entfernt. Die großen ca. 20 bis 25 Zentimeter langen Blätter verdichten die Krone, die nach Überschreiten der Wunschhöhe problemlos reduziert werden kann.
Die Bäume bilden Pfahlwurzeln und können auch in einem gewissen Alter tiefer liegende Wasser- und Nährstoffquellen erreichen. Bei der Vermehrung sollte darauf geachtet werden, dass junge Pflanzen im Topf frostfrei gehalten werden, da die fleischigen Pfahlwurzeln sonst Schäden bekommen können. Allgemein ist die Vermehrung der Pflanzen eher als schwierig anzusehen. Eine Veredelung ist meist mit hohen Ausfällen verbunden. Eine Vermehrung über Samen ist möglich, bringt aber nur Sämlinge mit unbekannten Eigenschaften hervor.
Fruchteigenschaften
Die Reifezeit liegt Mitte September bis Anfang Oktober. Im ca. dreiwöchigen Reifefenster sind zwei bis vier Pflückdurchgänge erforderlich. Der genaue Erntezeitpunkt ist etwas schwierig anzugeben. Es hat sich bewährt, wenn die Schalenfarbe der länglich-ovalen bis keulenförmigen Früchte von grün nach leicht gelbgrün umschlägt. Dabei ist die Ernte behutsam durchzuführen, da die Schalen sehr leicht Druckstellen bekommen können, die im Übrigen auch durch Reibung von in Knäueln hängenden Früchten entstehen. Es sollten nur vollreife Früchte verzehrt werden. Noch nicht reife Früchte schmecken nicht und können zu Bauchweh und Übelkeit führen.
Der Geruch bei Vollreife erinnert an Mango und hoch reife Birne. Bei überreifen Früchten verändert sich der Geruch unangenehm stechend. Ähnlich riechen auch die Blüten. Dabei wird die grüne Fruchtschale dunkelbraun und unattraktiv.
Die Früchte müssen kühl gelagert werden, ansonsten reifen sie schnell nach und sollten sofort verkauft sowie alsbald verzehrt werden. Bei einer Lagerung im Kühlschrank (sechs Grad Celsius) sind die Früchte ungefähr 20 Tage haltbar, im Kühllager bei 1,5 Grad Celsius ungefähr 30 Tage. Eine Nachreife erfolgt nur zögerlich. Die Lagerung mit ethylenerzeugenden Früchten wie beispielsweise Äpfeln lässt die Indianerbananen etwas schneller nachreifen. Eine gezielte Reifesteuerung wie bei Bananen ist aber wahrscheinlich nicht möglich.
Der Geschmack ist süß, das Aroma eine Mischung aus hoch reifer Birne, Banane, Mango, süßer Ananas mit einem leichten Vanilleton – also fruchtiger als Banane. Die Konsistenz des cremeweiß bis gelblichen Fruchtfleisch ähnelt einer Banane bis hin zu Avocado. Die Früchte werden ohne Schale verzehrt - ähnlich einer Kiwi – aufgeschnitten und dann ausgelöffelt. Dabei stören jedoch die bohnenkerngroßen Samen, die über die gesamte Frucht verteilt angeordnet sind. Der Zuckergehalt liegt durchschnittlich zwischen 80 und 100 Grad-Oechsle. Jedoch sind der Geschmack und die Konsistenz des Fruchtfleisches nicht für alle lecker. Bei Verkostungen hat sich gezeigt, dass vielen Menschen ein kurzes Naschen von nur wenigen Früchten im Herbst ausreicht. Es gibt aber auch Liebhaber, die mehrere Früchte am Tag genießen.
Neben dem Frischverzehr kann Püree hergestellt werden, zur Verwendung von Speiseeis, Milchshake, Mischsäften. Auch in der Brennerei konnten die Früchte bereits veredelt werden.
Inhaltsstoffe
Die Früchte haben mit 80 Kilokalorien pro 100 Gramm einen hohen Nährwert. Sie sind reich an Vitaminen und Spurennährstoffen. Vor allem Magnesium, Eisen, Zink, Kupfer und Mangan sind laut Untersuchungen aus den USA deutlich höher vorhanden als in anderen Früchten wie Bananen, Äpfel und Orangen. Es sollten nur vollreife Früchte verzehrt werden, andernfalls kann es zu Übelkeit und Bauchweh kommen.
Empfehlung zu Nichtverzehr: Acetogeningehalt bei Indianerbanane
Im Herbst 2023 wurde eine Untersuchung durch das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart auf eventuell negative Inhaltsstoffe der Früchte durchgeführt. Es wurde festgestellt, dass ein hoher Anteil von Acetogeninen vorhanden ist und diese neurotoxisch wirken können. Daraufhin wurde eine Empfehlung zum Nichtverzehr der Indianerbanane durch das CVUA Stuttgart als notwendige Verbraucherinformation herausgegeben. Die Zusammenfassung des Berichtes kann unten (externer Link) nachgelesen werden.
Im Herbst 2024 sollen Früchte verschiedener Indianerbananensorten beim CVUA Stuttgart auf den Acetogeningehalt untersucht werden. Bisher gibt es keine Grenzwerte von Acetogeninen beim menschlichen Verzehr. Inwieweit Unterschiede bei Sorten und Reifegrad vorhanden sind, wird sich zeigen. Bis dahin schließen wir uns der Empfehlung zum Nichtverzehr des CVUA an.
Sortentestung
An der LWG Veitshöchheim wurden im Frühjahr 1998 je fünf Bäume von fünf Sorten als zweijährige Veredelungen (Unterlage: Sämling) im Abstand von 4 x 3 m gepflanzt.
In nachfolgenden Grafiken sind die Erträge von 2020 bis 2023 der Altanlage zu sehen. Die beiden selbstfruchtbaren Sorten 'Sunflower' und 'Prima' sind Ertragssieger. Auch im durchschnittlichen Einzelfruchtgewicht sind die beiden an oberste Stelle dabei.
Die auf Asimina triloba-Sämling veredelten Sorten wachsen unter den Veitshöchheimer Bedingungen (sandiger Lehm, Bodenwertzahl 28, Humusgehalt um ein bis zwei Prozent, pH-Wert 7,1 bis 7,3, sommertrockener Standort mit Tröpfchenbewässerung) in den ersten fünf Jahren langsam. Die gut verzweigenden Bäume bilden pyramidale Spindelerziehung und dichte Kronen.
Im Jahr 2015 wurde eine weitere Versuchsanlage mit neuen Sorten unter anderem aus den USA und den bisherigen positiv erschienen Sorten gepflanzt. 'Sunflower' schneidet gegenüber einigen Sorten ertragsmäßig schlechter ab. Hier ist auch ein weiteres, noch nicht gelöstes Problem zu erkennen. Die Edelsorten werden auf Sämlinge veredelt, nur sind es keine Sämlinge von einer sich bewährten Sorte als Unterlage (wie beispielsweise im Streuobstbau Bittenfelder Sämling bzw. Kirchensaller Mostbirne), sondern Zufallssämlinge. Dementsprechend unterschiedlich schwach oder stark kann das Wachstum der Bäume ausfallen. Dies ist in der Neuanlage mit verschiedenen Herkünften sehr gut sichtbar. Die Sorten 'Susquhenna', 'Wabasch', 'Potomac' und 'Lynns Favorit' schneiden hier am besten ab.
Ein weiteres wichtiges Kriterium bei der Sortenwahl ist die Samenanzahl und das anteilige Samengewicht je Frucht. Denn je mehr Samen in einer Frucht sind, desto weniger Fruchtfleisch ist vorhanden und desto weniger gut ist sie essbar. Auch hier schneiden die Sorten 'Sunflower', 'Prima' sowie 'Wabasch' und 'Susquhenna' gut ab. Wobei letztere zwar viele Samen, aber mit geringer Größe aufweist.
Krankheiten und Schaderreger
Krankheiten und Schaderreger sowie Winterfrostschäden an Holz oder Blütenknospen traten an der LWG bislang nicht auf (Tiefste Temperaturen: Januar/Februar 2003 bis minus 26 Grad Celsius; wiederholt Jahre mit minus 18 Grad Celsius wurden problemlos überstanden). Lediglich der extreme Spätfrost vom 3. auf 4. Mai 2011 führte zu Blütenschäden und reduziertem Ertrag. Der Baumstreifen soll offengehalten werden. Stockausschläge/ Ausläufer sind nicht zu verzeichnen.
Die Düngung kann sich an Kernobst anlehnen. An Stickstoff wurden – bei jährlich gemessenen Nmin-Gehalten von 10 bis 15 kg/ha – jährlich 50 kg N/ha verabreicht.