Forschungsprojekt
Urban Gardening: Gemüse vom Dach - Projektphase I
Nahezu alle auf dem Markt befindlichen Dachbegrünungssysteme bieten heute schon die technischen Voraussetzungen für eine nachhaltige Erzeugung von Nahrungsmitteln im geschlossenen System. Interessant erscheinen dabei vor allem Kombinationen von baustatisch günstigen, dünnschichtigen Vegetationstragschichten bis 15 cm Schichtdicke und Nutzlasten bis 150 kg/m², deren Flächenpotential in unseren Städten nachweislich am größten ist.
Zielsetzung
Entwicklung eines Anbausystems zum Anbau geeigneter Nutzpflanzen auf extensiven Dachbegrünungen. Um eine Nahrungsmittelproduktion auf überbauten Flächen im Siedlungsbereich zu ermöglichen, sollen zuerst die Standort- und Kulturbedingungen von Dächern beurteilt werden. Danach werden geeignete Nutzpflanzen ausgewählt. Daraus sollen Anbausysteme für essbare Pflanzen in der Stadt entwickelt werden, die als Alternative für Dachbegrünungen dienen können. Entwickelt werden sollen Anbausysteme mit geeigneten Nutzpflanzenarten (z.B. Gemüse, Kräuter, Salat) in optimierter Fruchtfolge für extensiv begrünte Flachdächer mit bis zu zehn Zentimetern Substratdicke.
Zwischenbericht Stand Mai 2016
Extensive Dachbegrünungen stellen einen extremen Standort für die Nutzung von Gemüsepflanzen dar. Das geringe Substratvolumen bietet wenig Wasser- und Nährstoffpuffer. Für eine optimale Pflanzenentwicklung müssen robuste Pflanzen ausgewählt, oder der Standort an die Bedürfnisse der Pflanzen angepasst werden. Ein Versuch mit Dachmodellen und ein Versuch auf einer tatsächlichen Extensivdach-Fläche untersuchen die Nutzungspotenziale unterschiedlicher Gemüsearten sowie die praktische Umsetzung. Der Aufbau beider Versuche ist ähnlich. Über einer Dachabdichtung und einem Schutzvlies wurden ca. acht Zentimeter eines handelsüblichen Dachsubstrats ausgebracht. Tropfschläuche und mineralische Düngung werden je nach Gemüsekultur angepasst und sollen ein optimales Wachstum der Pflanzen ermöglichen.
Im ersten Versuchsjahr 2014 konnten bereits verschiedenste Gemüsearten erfolgreich kultiviert werden. Im Frühjahr wuchsen Radieschen, Kopfsalat, Schnittsalat und Kohlrabi hervorragend. Im Sommer konnten sich Buschbohnen, Zucchini und Kräuter etablieren. Lediglich einzelne Kulturen, wie etwa Paprika hatten noch kein optimales Wachstum und geringe Erträge. Bei einer wirtschaftlichen Betrachtung des Anbaus von Gemüse auf dem Extensivdach können bereits positive Deckungsbeiträge für einzelne Kulturen erzielt werden. Die Übertragung von Schadstoffen aus dem verwendeten Dachsubstrat in das Gemüse war im Versuch nicht gegeben. Die extensive Dachbegrünung kann mit einer Zusatzbewässerung und mineralischen Düngung einfach in ein Gemüsedach umgewandelt werden.
Im Versuchsjahr 2015 wurden weitere Gemüsekulturen auf dem dünnschichtigen Dachsystem untersucht. Bei zusätzlichen Nährstoff- und Wassergaben konnten sich die Paprikapflanzen wesentlich besser entwickeln. Auch Mischansaaten für das Dach wurden untersucht. Eine Gemüse-, eine Wildgemüse- und eine Kräutermischung konnten auf den rund 50 m² Versuchsfläche getestet werden. Kräuter mit geringer Lagerfähigkeit können somit regelmäßig ganz frisch vom Dach geerntet werden.
Ausblick
Es sollen mit beiden Versuchen weitere Gemüsearten kultiviert werden. Für weitere Anbauempfehlungen soll der tatsächliche ökonomische und ökologische Wert des Anbausystems im Vordergrund stehen. Dazu soll der Wassereinsatz optimiert und die mögliche Auswaschung von Nährstoffen analysiert werden. Somit kann auch ein geschlossenes Anbausystem entwickelt werden. Auch die Inhaltsstoffe des Gemüses werden zukünftig getestet. Im weiteren Projektverlauf sollen zudem die Möglichkeiten der Nutzung von Fassadenbegrünungen zur Nahrungsmittelproduktion analysiert werden.
Ausgewählte Publikationen
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Projektdaten
Projektleitung: Jürgen Eppel
Projektbearbeiter: Florian Demling, Kornelia Marzini, Wilhelm Schubert
Laufzeit: 01.07.2013 bis 29.02.2016
Finanzierung: Bayer. Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Förderkennzeichen: EW/13/56