Trauben für den Garten
8. Veitshöchheimer Tafeltraubentag
Witterungsbedingt verspätet fand der 8. Veitshöchheimer Tafeltraubentag am 24.09.2013 im Versuchsgelände Stutel der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) statt. Die Tafeltraubenversuche werden von den Sachgebieten "Obstbau und Baumschulen" sowie "Weinbau und Qualitätsmanagement" gemeinsam durchgeführt. Bei endlich schönem Wetter nach einer kühlen und sehr regenreichen 2. Septemberdekade konnte Hubert Siegler ca. 100 Teilnehmer im Besuchergewächshaus begrüßen, auf die Besonderheiten der Saison 2013 hinweisen und die aktuelle Sortenempfehlung vorstellen.
Sortenempfehlung
Bei den blauen Trauben sind dies 'Muscat bleu', 'Ontario' und als Nebensorte die früh reifende kernlose 'Venus'. 'Fanny', 'Frumoasa Alba' (beide mittel-spät) sind die Favoriten bei den "weißen" Sorten, ergänzt um 'Drusba' (früh), 'Birstaler Muskat' (für Bioanbau), sowie für den geschützten Anbau 'Arkadia' (früh) und 'Tonia' (mittel-spät, kernlos). Sortendetails können auf der Homepage www.lwg.bayern.de (Seite Gartenbau, dann Obstbau) nachgelesen werden. Defizite bestehen bislang bei den kernlosen Sorten bezüglich Fruchtqualitäten, Robustheit, sodass auch ein großes Augenmerk auf kernarme Beeren gelegt wird.
Pflanzenschutz
Pflanzenschutz an Tafeltrauben wird an der LWG mit Mitteln durchgeführt, die im biologischen Anbau zum Einsatz kommen. Dies waren 2013 auf Grund der insgesamt feuchten und schwülen Witterung 7x Schwefel (v.a. gegen Echten Mehltau), 4x Funguran (v.a. gegen Falschen Mehltau), ergänzt um Beimischung von Stärkungsmitteln ("altes" Frutogard: Aufbrauch von Restbeständen, Vitisan bzw. Pro Vital fluid) und einer Wicklerbekämpfung mit XenTari.
Unter der für Franken relativ nassen, im Sommer aber auch sehr heißen und schwülen, jedoch ab der entscheidenden Phase im September sehr nasskalten Witterung stellte sich 2013 erstmals Botrytis in stärkerem Maße ein. Vor allem kompakte Sorten, aber auch jegliche Verletzung (z.B. in Drähte eingewachsene Trauben; Fraßschäden) waren befallen. Die in 2013 erstmals nicht praktizierte Fruchtausdünnung dürfte den Botrytisbesatz ebenso verstärkt haben wie die verspätet durchgeführten Laubarbeiten. Diese müssen konsequent und spätestens bei Erbsengröße erfolgt sein; die Behangregulierung besser noch früher. Unter der Regenschutzabdeckung zeigte sich Botrytis in gleichem Maße wie im Freiland; hingegen Peronospora wie in den Jahren vorher auch deutlich vermindert.
Sortenanfälligkeit bezüglich Peronospora im Freiland 2013
- Muscat bleu
- Muscat Garnier
- Venus
- Ontario
- Drusba
- Franziska
- Birstaler Muskat
- Arkadia
- Talisman
- Stephanie
- Evita
- Drusba (unbehandelt)
- Lakemont Seedless (New York)
- 'Kischmisch rosé
- Augusta
- Frumoasa Alba
- 'Xenia
- Select
- Liwia
- Timpuriu
- Tonia
- Kischmisch rosé (unbehandelt)
Neben den Informationen zum Pflanzenschutz im Rebanbau und Tafeltraubenanbau im Besonderen konnten die Teilnehmer in Gruppen die Versuchsanlagen besichtigen. Hier führte Josef Engelhart zu Sorten und zu den Erziehungssystemen mit Einzelreihenabdeckung der Fa. Whailex aus. Unter dem VÖEN-Regenschutzsystem konnte der Unterschied einiger Sorten direkt zum Freiland "erkannt" werden.
Wie in den Vorjahren war die Sortenausstellung mit Verkostung und Bewertung wieder stark frequentiert. Durch die Verspätung der Saison um gut 2 Wochen kamen aus dem LWG-bestand nur frühe-mittelfrühe Sorten zum Zuge. Anbauer aus der Pfalz (Bischmann und Rebschule Wolf), aus Karlsruhe (Steinmetz) und Burgenland (Wlaschitz) brachten weitere, auch mittel-späte Trauben mit.
Bewertet wurden die Aspekte Optik, Geschmack, Zuckergehalt, Beerenhaut und -kerne und quasi als Zusammenfassung das Kaufverhalten. Sorten mit schlechteren Ergebnissen waren entweder nicht vollreif ("säuerlich") oder zeigten Schwächen im Geschmack (wenig Aroma bzw. Fremdton), der Optik (z.B. pigmentierte Beerenhaut; kleine Beeren) und störende Kerne bzw. Beerenhaut. Auf Grund der besseren Reifegrade fanden die mitgebrachten Sorten im Aspekt "Kaufverhalten" unter den abgegebenen 47 Bewertungen eine bessere Akzeptanz als die LWG-Herkünfte (siehe nachfolgendes Diagramm.
Sortenschau und Verkostung
Tafeltraube 'Anja' (Rebschule Wolf)
Tafeltraube 'Aphrodite' (LWG)
Tafeltraube 'Arkadia' (LWG)
Tafeltraube 'Liwia' (LWG)
Tafeltraube 'Sophie' (Rebschule Wolf)
Tafeltraube 'Evita' (Rebschule Wolf)
Tafeltraube 'Kischmisch rosé' (LWG)
Tafeltraube 'Zaporoshjiu' (LWG)
Tafeltraube 'Talismann' (LWG)
Tafeltraube 'Venus' (LWG)
Tafeltraube 'Sorte Wlaschitz' (Fa. Wlaschitz)
Tafeltraube 'Muskat bleu' (LWG)
"Spitze" war in beiden Fällen 'Muscat bleu', die damit die Verkostungen der letzten Jahre (stets unter den 3 besten Sorten) noch toppen konnte. Im positiven Sinne wurden auch 'Arkadia', 'Drusba', 'Venus' bestätigt, sowie eher ablehnend 'Birstaler Muskat', 'Lakemont Seedless', 'Primus'. Die in den Vorjahren günstig eingestuften 'Ontario', 'Frumoasa Alba', 'Tonia' waren 2013 noch nicht genußreif. Positive "Newcomer" wie 'Liwia', 'Rote Viktoria', 'Aphrodite' (kernlos), 'Talisman' (kernarm) müssen sich künftig bewähren.
Neben den v.a. optisch, aber auch geschmacklich guten "Wolf"-Sorten bestach auch die "Original" Kischmisch luczysti von Steinmetz. Von Kischmisch (bedeutet: kernlos) gibt es viele Sorten unterschiedlicher Qualitäten. Darunter ist die "Original-Kischmisch" sicherlich der Star.
Fazit
Trotz des schwierigen Jahres 2013 konnten wieder Erkenntnisse zu Sorteneigenschaften und Anbau gewonnen werden. Die Messlatte liegt hoch! Gute, bezüglich Pflanzenschutz problemlose, qualitativ hochwertige kernlose Trauben werden benötigt. 2013 zeigte, dass der geschützte Anbau von Tafeltrauben Sinn macht und Laubarbeiten, sowie Fruchtausdünnung rechtzeitig erfolgen müssen.