Gartencast
Rückblick auf das vergangene Gartenjahr
1. Januar 2024

Bevor die neue Gartensaison startet, blicken die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie jetzt in der staden Zeit nochmals auf das vergangene Gartenjahr 2023 zurück.

Rückblick auf das vergangene Gartenjahr

Besonderheiten im Gartenjahr 2023

Die Gartensaison begann im Freiland später als in den Vorjahren. Lokal kaltes Wetter mit leichten Nachtfrösten und die damit einhergehende geringere Bestäubungstätigkeit der Insekten führte zu einem schlechteren Fruchtbehang. Dazu trug bei Kernobst auch die sog. Alternanz, der Wechsel von Starkbehang wie 2022 und dann folgendem Minderertrag bei.

Das Wetter lässt sich 2023 sowohl für Süd- als auch Nordbayern mit feucht, trocken, feucht, trocken, zum Schluss sehr nass zusammenfassen. Einem feuchten Frühjahr folgte eine Phase mit Hitze und wenig Regen bis Mitte Juli. Dann gab es viele Niederschläge, was in Nordbayern Ende August wieder grüne Rasen- und Wiesenflächen zur Folge hatte wie seit Jahren nicht mehr. Auch das Wachstum von Gemüse, Stauden, Obst- und Ziergehölzen profitierte davon. Vor allem länger stehende Kulturen wie Kohl, Lauch, Sellerie, Kartoffeln und Wurzelgemüse bekamen noch einen richtigen Wachstumsschub, denn auch Nährstoffe wurden durch die Feuchtigkeit freigesetzt. Allerdings verursachte der ausgiebige Regen verstärkt Pilzkrankheiten wie Fruchtfäulen, Blattfallkrankheiten, Rostpilze und Falschen Mehltau.
Nässe im Spätherbst und der Schnee mit Kälte Ende November beendeten das Gartenjahr jäh.

Auswirkungen von Dürre und Hitze im Sommer

Wer gut gegossen und gemulcht hat, konnte ein gutes Wachstum verzeichnen. Unabhängig davon hat vor allem wärmeliebendes Fruchtgemüse wie Tomaten, Paprika, Zucchini, Auberginen von der Hitze profitiert. Genauso positive Effekte erzielte das herbstliche Wurzel- und Knollengemüse. Die Sommertrockenheit dämmte zunächst einige pilzliche Schaderreger ein, die dann erst im Spätsommer auftraten. Gewinner der zunehmenden Sommertrockenheit und -hitze sind beim Obst die Birnen, Quitten, Feigen, Kiwis und Trauben.

Gemüse in trockenen Sommermonaten

Das A und O ist effektives, d.h. weniger oft, dafür durchdringendes Gießen. Dem Gemüse besser zweimal wöchentlich 12 bis 15 Liter geben als täglich vier Liter. Dabei das Wasser immer an die Pflanzenwurzel, nicht über Kopf verabreichen und am besten früh morgens oder spät abends. Letzteres kann jedoch Schnecken anlocken. Zudem sollte gemulcht und der Boden gelockert werden. Tipp: auch unmittelbar nach geringen Regenmengen weitere 15 bis 20 Liter gießen, um die Feuchtigkeit auch in tiefere Bodenschichten zu bringen.

Bewährt hat sich zudem, Wurzelgemüse wie Möhren, Pastinaken, Schwarzwurzeln und Rote Bete bereits im April zu säen und das Saatbeet bei kaltem Boden mit Vlies abzudecken. Durch den frühen Start erreichen die Wurzeln bis Mitte Juni bereits eine gewisse Tiefe und damit einen feuchteren Bodenbereich. Auch eine gute Humusversorgung verbessert die Wasserspeicherfähigkeit, das heißt organisch düngen, Kompost einarbeiten und mulchen.
Feldsalat, Spinat und andere Herbstkulturen, die im August gesät werden, keimen besser und zügiger, wenn die Beete mit Vlies, Jutesack oder einem alten Vorhang abgedeckt werden, welche die Feuchtigkeit im Saatbeet halten.

Gemulchte Baumscheiben für Obstgehölze

Baumscheiben sollten ab April gemulcht und von Bewuchs freigehalten werden, um Wasserkonkurrenz zu vermeiden. Ältere Bäume und Sträucher werden etwa nach drei bis vierwöchiger Trockenheit durchdringend gegossen. Frisch gepflanzte Obst-, Zier- und Heckengehölze mit gemulchter Baumscheibe benötigen etwa zwei Wochen nach dem letzten Regen wieder Wasser. In kurzen Intervallen von drei bis vier Tagen steht das Gießen von Flachwurzlern wie Himbeeren, Heidelbeeren und Erdbeeren an.

Neben der Wasserversorgung liegt das Augenmerk auf dem Sonnenbrand an den Früchten, den es zu vermeiden gilt. So sollte ein geplanter Sommerschnitt in Phasen mit Bewölkung verschoben werden, um Früchte nicht plötzlich extremer Sonneneinstrahlung auszusetzen.

Stark wüchsige Gehölze überleben längere Trockenzeiten leichter, wenn ein Teil der überzähligen Triebe entfernt und dadurch die Blattmasse, d.h. Verdunstung, verringert wird.

Schließlich können Gartenbesitzer bei Neuanpflanzungen über die Auswahl des Standorts Einfluss nehmen. Himbeeren, Johannis- und Stachelbeeren können in Trockengebieten wie Franken auch in halbschattigen Bereichen stehen.

Schädlinge in der Saison 2023 und Gegenmaßnahmen

Massiv aufgetreten sind wieder Erdflöhe an Kohlgewächsen und bei Rucola. Dagegen hilft, am besten direkt nach der Saat bzw. Pflanzung ein mit 0,6 bis 0,8 mm engmaschiges Netz aufzulegen, das bis zur Ernte nicht mehr entfernt wird.

Die feuchten Phasen begünstigten Schnecken. Diese sollten konsequent und gezielt abgesammelt werden. Um sie aus ihren Verstecken zu locken, hilft es, z.B. Bretter, Ziegel oder Gemüseblätter auszulegen oder Wirtspflanzen wie Tagetes anzubauen.

Stark, und mit bis zu drei Generationen, massiv war der Buchszünsler zu spüren, den viele Gartenbesitzer mit einem Bacillus thuringiensis-Präparat bzw. Algenkalk bekämpfen. Zu beobachten ist, dass Meisen und Spatzen die Zünslerlarven in lockeren Büschen fressen; nicht so in streng geschnittenen Hecken. Hier ist ihnen der Zugang durch staksige Zweige zu dicht. Viele Gartenbesitzer erwägen Buchsalternativen zu pflanzen. Für Beeteinfassungen eignen sich Lavendel, Rosmarin, Eibe und Heiligenkraut. Für geschnittene Formen kommen Eibe, Liguster, Stechpalme und Zwergheckenkirsche in Betracht.

Durch viele milde Winter haben sich die Mäuse enorm vermehrt. Fraßen sie bislang Wurzel- und Knollengemüse, machten sie sich heuer auch über die Herzen von Chinakohl, Zuckerhut und anderen Salaten her. Hier helfen Fallen, wobei sich als Lockmittel unter anderem Nussnougat-Creme bewährt hat.

Seit Jahren tritt auch verstärkt die Obstmade auf, was heuer durch den schwachen Fruchtbehang doppelt ins Gewicht fiel. Hinzu kommt, dass die wurmstichigen Früchte am Baum schnell faulen und auch gesunde Früchte anstecken. Zu Bekämpfungsmaßnahmen zählen Obstmadenfanggürtel (leimfreie Wellpappe-Ringe) und die Spritzung von Nutznematoden im Herbst an die Baumstämme. Fruchtmumien, die sich aus den faulen, dann eingetrockneten Früchten bilden, müssen über Winter konsequent entfernt werden. Ihre Pilzsporen infizieren sonst wieder die Blüte 2024.

Die Kirschessigfliege trat heuer dank der heißen Phasen im Sommer meist erst Ende September in Erscheinung.

In Unterfranken treiben seit einigen Jahren Waschbären ihr Unwesen und fressen über Nacht ganze Kirschbäume oder Traubenstöcke leer.