Bienenpflege - Maßnahmenübersicht
Der Bienenhalter hat zahlreiche Möglichkeiten auf seinen Bienenbestand Einfluss zu nehmen. In der Regel wird dem Eingriff eine Volkskontrolle vorangestellt und dann entsprechende Maßnahmen eigeleitet.
In der nachfolgenden Zusammenstellung werden die Einzelmaßnahmen entsprechend ihrer Hauptwirkung gegliedert. Natürlich gibt es auch Wechselwirkungen auf die anderen Bereiche.
- Bienen
- Raum
- Ernährung
- Gesundheit
Die nachfolgend aufgeführten Maßnahmen nehmen unmittelbar Einfluss auf den Gesamtbienenbestand und die Zusammensetzung der Bienen im Volk.
Abbau
Die nachfolgend aufgeführten Maßnahmen reduzieren den Bienenbestand. Gründe hierfür können Verluste, unheilbare Krankheiten, schlechtes oder krankheitsbelastetes Wabenwerk oder nur ein zu hoher Bestand sein.
Stellt der Imker den Verlust eines Bienenvolkes fest sind auch die Nachbarvölker bedroht. Tote Bienenvölker stellen ein Infektionsrisiko dar und müssen deshalb zügig vom Stand entfernt werden.
Sind Bienenvölker unrettbar erkrankt, werden sie zur Vermeidung einer Krankheitsverschleppung abgeschwefelt. Dies erfolgt insbesondere im Seuchenfall auf amtstierärztliche Anordnung.
Gesunde, eventuell weiselose Bienenvölker deren Waben nicht mehr verwendet werden sollen, werden abgekehrt. Diese Maßnahmen nutzt man auch um eierlegende Arbeiterinnen, die nur noch gering flugfähig sind, zu entfernen.
Gesunde Bienenvölker mit guten Wabenwerk, die nicht mehr gebraucht werden können aufgelöst und in andere integriert werden.
Aufbau
Ist die Volkstärke zu gering und liegen hierfür keine Krankheiten als Ursache vor, kann ein Bienenvolk mit anderem Bienenmaterial der eigenen Imkerei aufgebaut werden. Dies erfolgt zu Zuchtzwecken, zur Vorbereitung einer Trachtnutzung (Wanderung) oder im Rahmen der Spätsommerpflege.
Bienenvölker werden durch Zugabe von Bienenmaterial verstärkt. Weiterhin kann hierdurch die Alterszusammensetzung im Bienenstock beeinflusst werden.
Eine Verstärkung wird erreicht:
- durch Verstellen (Flugbienen)
- durch Abkehren (Stockbienen)
- durch Umhängen (Brutwaben mit oder ohne ansitzende Bienen)
Werden zwei vollständige Völker zusammen gebracht, spricht man von einer Vereinigung. Häufig werden Ableger zur Vereinigung genutzt. Herzu wird eine Königin als vorbereitende Maßnahme entfernt.
Erneuerung
Eine Bienenpopulation ist einem stetigen Erneuerungsprozess unterlegen. Durch gezielte Maßnahmen kann die Erneuerung des Volksbestandes und der Königinnen gezielt gesteuert werden. Hierdurch kann die Anzahl der Völker und die Genetik gesteuert werden. Weiterhin leistet eine regelmäßige Erneuerung auch einen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge.
- Brutablegerbildung
- Kunstschwarmbildung
- Schwarmbehandlung
- Königinerneuerung im Volk (Stahlverfahren)
- Königinerneuerung mit Zuchtlatte
- Einweiseln
Grundlage für ein neues Volk stellen verdeckelte Brutwaben mit ansitzenden Bienen dar. Diese Methode wird besonders in Kombination mit Schwarmvorbeuge und Königinnenerneuerung genutzt.
Die neuen Völker werden ohne Wabenwerk erstellt. Diese Methode eignet sich deshalb auch zur Sanierung von Brutkrankheiten. In Kombination mit der Honigernte können Bienen aus dem Honigraum genutzt werden.
Die natürliche Volkserneuerung stellt der Bienenschwarm dar. Durch ein entsprechende Pflege kann er die Grundlage für ein gesundes neues Volk darstellen.
Kleine Mengen an jungen Königinnen können im weiselrichtigen Volk (Volk mit Königin) angezogen werden.
Wird eine größere Anzahl an Königinnen benötigt, werden hierzu spezielle Pflegevölkern genutzt.
Bereits vorhandene oder gekaufte Königinnen müssen mit einem Volk ohne Königin vereinigt werden.
Sicherung / Schwarmtrieblenkung
Ist aufgrund fehlender offener Brut unklar, ob noch eine Königin im Volk ist, kann durch eine sogenannte Weiselprobe das Verhalten der Bienen getestet werden. Völker ohne Königin werden versuchen eine junge Königin nachzuziehen.
Bei Völkern, die bereits den Schwarm vorbereiten, kann die Teilung des Volkes in zwei etwa gleichstarke Einheiten vorgezogen und damit kontrolliert werden.
Hierfür stehen je nach Voraussetzung verschiedene Methoden zur Verfügung. Eine Teilung kann erfolgen:
- durch Flugling
- durch Fegling (siehe Kunstschwarmbildung)
- durch Brutling (siehe Brutablegerbildung)
- durch Saugling
Ein Schwarm verlässt in der Regel nur dann den Mutterstock, wenn die Nachkommenschaft einer neuen Königin wahrscheinlich ist. Anzeichen dafür sind meist geschlossene Weiselzellen. Werden im regelmäßigen Turnus zuverlässig alle Weiselzellen zerstört, wird damit dem Volk in der Regel die Grundlage für das Schwärmen entzogen.
Der Zwischenableger bedeutet eine zeitweilige Teilung des Volkes - in der Regel nur mit einem bienendichten Gitter oder mit Verstellen eines Teils! Der schwarmfähige Volksteil mit der Königin verliert dabei wiederholt massiv Bienenmasse an den weisellosen Teil. Nach Abklingen des Schwarmtriebes erfolgt wieder eine Zusammenlegung der beiden Teile.
Raum
Einengen
Bienenvölker unterliegen natürlicherweise im Jahreszyklus größeren Schwankungen in der Volksstärke. Bei abnehmender Volkstärke können alte Waben gezielt entnommen werden. Ein angepasstes Verhältnis von Raumangebot zu Volksgröße leistet zusätzlich einen Betrag zur Gesundheitsvorsorge.
Im Zuge der Reduzierung des Raumangebotes oder zur gezielten Entnahme von schlechtem Wabenwerk können einzelne Waben aus dem Volk entnommen werden.
Aus arbeitswirtschaftlichen Aspekten werden ganze Zargen zu einer Raumreduktion entnommen.
Im Jahreslauf spielen die Beutenöffnungen (Gitterboden und Flugloch) eine unterschiedliche Rolle bei der Klimatisierung und bei der Abwehr von Feinden. Durch gezieltes Öffnen, Schließen oder Verändern der Größe kann auf die Bedürfnisse der Bienen eingegangen werden.
Erweitern
Mit dem Wachstum des Volkes im Frühjahr steigt auch der Platzbedarf. Das Angebot kann zur Wabenbauerneuerung, Schwarmvorbeuge und gezielten Honigeinlagerung gesteuert werden.
Die Bienen erhalten lediglich einen Ansatzpunkt für den Wabenbau, der die horizontale Richtung des Wabenwerks beeinflusst. Anwendung findet dies in Kombination mit einer Mittelwand- oder Wabengabe bei der biotechnischen Varroabekämpfung mit sogenannten Drohnenrähmchen.
Durch die Gabe von dünnen Wachsplatten aus Bienenwachs mit vorgeprägter Zellengröße kann die Verteilung zwischen Arbeiterinnen und Drohnenbrut beeinflusst werden.
Zur Raumerweiterung im Einbrutraumsystem oder als Austausch für entnommene Einzelwaben (schlechte Waben, übrige Futterwaben oder Brutwaben bei der Ablegerbildung) werden einzelne Waben gegeben.
In Magazinbeuten wird mindestens teilweise die Raumerweiterung durch Aufsetzen ganzer Zargen vorgenommen. Die Bestückung richtet sich nach der jeweiligen Betriebsweise.
Ernährung
Die Ernährung eines Bienenvolkes richtet sich nach dem natürlichen Angebot und der Ernte von Honig. Es wird jedoch auch durch Maßnahmen des Bienenhalters in der Völkerführung beeinflusst. Eingriffe steuern einer Unterversorgung entgegen und sind nutzungsabhängig!
- Notfütterung
- Wabensitzkorrektur
- Futterwabenentnahme
- Wanderung
- Honigentnahme
- Trachtlückenfütterung
- Ablegerfütterung
- Wintereinfütterung
Bei zu geringer Wintereinfütterung oder zu schlechtem natürlichem Angebot im Frühjahr können zur Überlebenssicherung. Notfütterungen erforderlich werden.
Kommt es nach Brutbeginn in der Frühjahrsentwicklung zu stärkeren Kälteeinbrüchen, versuchen die Bienen oftmals ihre Brut zu retten und verlieren hierdurch den Anschluss an die Futtervorräte. Durch ein Heranrücken der Futtervorräte an den Bienensitz kann so einem Verlust vorgebeugt werden.
Überschüssige Futterwaben werden zu Beginn der Obstblüte entnommen, um eine Verfälschung des Honig zu vermeiden und Platz zu schaffen.
Zur Verbesserung der Volksentwicklung und zur Erhöhung der Honigerträge kann der Standort der Völker im Laufe eines Jahres mehrmals verändert werden.
Zur Gewinnung von Honig werden die Waben - meist nur vorübergehend - entnommen und im Schleuderraum bearbeitet.
Die Bienen können hierbei mit folgenden Methoden entfernt werden:
- durch Abfegen in Leerzarge
- durch Abfegen in Wanne
- mit Bienenflucht
- mit Verblasegerät
Bei Betriebsweisen mit Brutraumbeschränkung oder bei zu starker Honigernte müssen im Bedarfsfall die Bienen ihren eigenen Honig zurückbekommen.
Junge Völker verfügen am Anfang noch nicht übe rausreichend Bienen um ihren Futterbedarf über die Sammeltätigkeit der Bienen zu decken. Sie müssen gefüttert werden.
Insbesondere als Ersatz für den gewonnenen Honig aber auch als Austausch für als Wintervorrat ungeeignete Honige werden Bienenvölker künstlich mit größeren Mengen Futter versorgt.
Gesundheit
Die nachfolgend aufgeführten Maßnahmen sind im wesentlichen dem vorbeugenden Gesundheitsschutz für regelmäßige Risiken gewidmet. Für spezielle Krankheiten können nach einer entsprechenden Diagnose weitere Maßnahmen erforderlich werden.
Varroamanagement
Die Varroamilbe ist ein eingeschleppter Bienenparasit, der regelmäßig eingedämmt werden muss, um Völkerzusammenbrüche zu vermeiden. Für den Erfolg der Eingriffe sind regelmäßige Kontrollen sehr wichtig. Bestimmte Maßnahmen stellen heute feste Bestandteile in der Völkerführung dar.
Beim Drohnenbrutschneiden wird in der laufenden Bienensaison bereits vor dem Abschleudern der Anstieg der Milbenpopulation verringert.
Durch eine Behandlung nach Abschluss der Honigsaison wird die Voraussetzung für die Bildung von gesunden Winterbienen geschaffen.
Die Winterbehandlung verbessert die Startsituation im folgenden Frühling, da Milben in der brutfreien Zeit und nach Ende von Austauschprozessen besonders effektiv bekämpft werden können.
Schädlinge
Besonders im Winterhalbjahr können Bienenvölker durch bienen- und honigfressende Tiere gefährdet werden. Hierzu sind bei Bedarf vorbeugende Schutzmaßnahmen erforderlich.
Durch Verkleinerung der Fluglochöffnungen können Bienenvölker vor Mäusen und Spitzmäusen geschützt werden.
Durch Anbringen von Netzen über den Bienenkästen können Spechte abgehalten werden, auf der Suche nach Nahrung Löcher zu hacken.
Wabenhygiene
Im Zuge der Raumreduzierung, bei Verlusten, Krankheiten oder gesundheitlichen Vorbeugemaßnahmen fallen immer wieder Bienenwaben an, mit denen unter dem Aspekt der Gesundheitsvorsorge entsprechend umgegangen werden muss.
Die entnommenen Waben werden nach Zustand und Verwendungsfähigkeit sortiert.
Gebrauchsfähige Waben werden unter entsprechenden räumlichen Bedingungen eingelagert.
Bei bebrüteten Waben werden im Lager Schutzmaßnahmen gegen Wachsmotten erforderlich.
Bei allen Waben die nicht mehr genutzt werden sollen, empfiehlt sich ein zeitnahes Einschmelzen nach der Entnahme um einem Schädlingsproblem vorzubeugen.
Betriebsmittelhygiene
An Beuten, Rähmchen und an Arbeitsgeräten können Krankheitserreger anhaften. Durch eine regelmäßige Reinigung und Desinfektion können diese Infektionswege reduziert werden. Die Maßnahmen stellen einen vorbeugenden Gesundheitsschutz dar.
Durch mechanische, physikalische und chemische Methoden werden die Betriebsmittel für den erneuten Einsatz im Bienenvolk vorbereitet.
Nicht zu reinigendes Material sollte ordnungsgemäß entsorgt werden.