Forschung- und Innovationsprojekt
Honigbienen vs. Wildbienen: Konkurrenzen und Carrying Capacity verschiedener Waldtypen Bayerns - BeeCom

Inwieweit und unter welchen Bedingungen ist die Konkurrenz zwischen Honig- und Wildbienen wirksam oder messbar oder gibt es Strategien der Wildbienenarten / Wildbienenpopulationen, dieser Konkurrenz zeitlich und/ oder räumlich auszuweichen, ist bisher in nur sehr wenigen Studien untersucht worden. Eine erste umfassende und global ausgerichtete Literaturstudie zu diesem Thema fand 2022 durch die Universität Bayreuth statt.

Die Recherche der bisherigen Literatur zum Thema Konkurrenzsituation zwischen diesen beiden Artgruppen zeigt große Unterschiede der Auswirkung der Konkurrenz innerhalb der Kulturlandschaften oder in Naturlandschaften (Arzt et al. 2023). Sowohl negative als auch neutrale, nicht feststellbare Auswirkungen auf Wildbienenpopulationen werden in der zitierten Studie beschrieben. Aber die große Forschungslücke ist die Frage, kann das aus einzelnen publizierten Untersuchungen und Beobachtungen auch in einem groß angelegten experimentalen Design und über drei Jahre laufend dargestellt werden und welche Rolle spielen Wald-Biotope dabei?

Ziel des Projektes

In den letzten Jahren wird verstärkt die Möglichkeit einer Nahrungskonkurrenz zwischen Honig- und Wildbienen diskutiert. Wenn auch vorrangig für Naturschutzgebiete geführt, hat die Diskussion nun auch die Forstwirtschaft erreicht. Forderungen die bewirtschafteten Honigbienenvölker aus den öffentlichen Wäldern auszuschließen entbehren allerdings einer gesicherten wissenschaftlichen Datengrundlage, da Daten zu Konkurrenzsituationen zwischen diesen beiden Gruppen im Wald gänzlich fehlen. Im Rahmen dieses Projekts soll zuerst der Status quo der Wildbienenvorkommen in Abhängigkeit von verschiedenen Waldtypen in Bayern erfasst werden. Durch zusätzliche Nisthilfen und durch das Aufstellen von Bienenvölkern soll der Einfluss auf das natürliche Wildbienenvorkommen ermittelt werden. Hierdurch wird es ermöglicht, die ''carrying capacity" der unterschiedlichen Waldtypen zu bestimmen und eine Leitlinie für die Besatzstärke mit Bienenvölkern zu erarbeiten.

Methoden des Projektes

Die Auswahl der Versuchsstandorte richtet sich nach den bayerischen Waldtypen und werden in die drei Kategorien ''vornehmlich Laubwald" (Buchen-, Buchenmisch- oder Eichenwald), ''vornehmlich Nadelwald" (Bergmischwald aus Buche, Tanne, Fichte und reiner Fichtenwald) und ''Edellaubwald" (Edellaub- und Eichen-Edellaubmischwald, einschließlich Auenwald) eingeteilt. Da die Versuchsanordnungen und Freilandanalysen recht aufwändig sein werden, sollen innerhalb dieses Projektvorhabens nur die Kategorien ''vornehmlich Laubwald" und ''vornehmlich Nadelwald" untersucht werden. Innerhalb dieser beiden Kategorien werden jeweils sechs geeignete Standorte ausgewählt und genauer untersucht. Dabei wird darauf geachtet, dass diese ausgewählten Waldstandorte der jeweiligen Wald-Kategorie möglichst breit auf der Fläche Bayerns verteilt liegen, um auch klimatisch bedingte Unterschiede in der regionalen Wildbienendiversität berücksichtigen zu können.

Arbeitspaket 1

Erhebung des Ist-Zustandes der Wildbienenpopulationen im Frühjahr und Sommer in einem Kreis von 1 Kilometer um den zukünftigen Aufstellplatz der Honigbienenvölker; Überprüfung der Standorte auf verwilderte Honigbienenvölker; ab zeitigen Frühjahr aufstellen / schaffen von verschiedenen Wildbienennisthilfen (u.a. auch für bodenbrütende Bienen) an drei der sechs Standorten je Waldkategorie; kontinuierliches Monitoring dieser Nisthilfen (Arten; Abundanzen); zu jedem der 12 Standorte wird im ersten Projektjahr in einem Kreis von 1 Kilometer um den vorgesehenen Aufstellplatz der Honigbienenvölker auch eine Liste der Pollen-Ressourcen (Blütenpflanzenarten) erstellt (Frühjahrs- und Sommerkartierung). Wichtig dabei ist auch der jeweilige Abstand der Beobachtungspunkte / Fangpunkte der Wildbienen vom Zentrum des gesetzten 1 Kilomter-Kreises, die Lebensraumtypen zwischen diesen beiden Punkten, die jeweilige Tageszeit und die momentane Witterung. Im gesamten ersten Projektjahr werden Blütenbeobachtungen monatlich durchgeführt, um zu erkennen, ob sich Honigbienen im Gebiet aufhalten und ob diese in einer sichtbaren Konkurrenz zu Wildbienen stehen. Umfangreiche Dateneingabe und Datenanalyse im Winterhalbjahr.

Arbeitspaket 2

Aufstellen von 3 Honigbienenvölkern je ausgewähltem Waldstandort (= 36 Bienenvölker). Im 2. Projektjahr soll die Ermittlung der Carrying Capacity im Vordergrund der Untersuchungen stehen. Durch den Vergleich der Erfassung der Wildbienenarten im Vorjahr und der Förderung der Wildbienenpopulationen durch Nisthilfen (auf der Hälfte der Standorte) sollte sich im zweiten Untersuchungsjahr eine Veränderung der Abundanzen, bedingt durch den möglichen Konkurrenzdruck der Honigbienenvölker zeigen. Da der Einfluss der Honigbienen sich insbesondere durch verminderte Reproduktionsraten, somit verminderte Abundanzen der Wildbienen, aber auch durch kleinere Brutnester und somit eine Verschiebung zu mehr männlichen Nachkommen ausdrücken würde, kann man durch die gefangenen Individuen der jeweiligen Wildbienenarten des ersten und zweiten Projektjahres diese Konkurrenzauswirkung sehr gut erfassen. Die Wildbienenfänge und Blütenbeobachtungen des ersten Jahres werden im zweiten Jahr auch wieder monatlich fortgesetzt. Ab Anfang Oktober werden die Honigbienenvölker ins Winterquartier gebracht. Umfangreiche Auswertung und Analyse der Daten im Winterhalbjahr. Erste Publikationen und Präsentationen sollen vorbereitet werden.

Arbeitspaket 3

Im dritten Jahr soll der Schwellenwert der Konkurrenz überschritten werden, um dadurch die Grenzen der untersuchten Carrying Capacity zu ermitteln. Ab dem Frühjahr werden pro Waldstandort 10 Bienenvölker aufgestellt (= 120 Völker). Die Untersuchungen der Wildbienenpopulationen (Käscherfänge, Blütenbeobachtungen, Analyse der Arten, Geschlechter, Größen; Lebensraumtypen, Entfernungen zu den Honigbienenvölkern) und die Untersuchungen an den Nisthilfen werden monatlich fortgeführt. Am Ende des dritten Projektjahres werden die gewonnenen Daten analysiert und visualisiert. Erstellung von Arbeitshilfen und Beratungsempfehlungen für Waldbesitzer, den Staatsforst, obere und untere Naturschutzbehörden, Naturschutzorganisationen und Imkerverbände. Erstellung von wissenschaftlichen Publikationen in deutschen und englischen Fachmagazinen.

Projektinformation
Projektleitung: Dr. Stefan Berg
Kooperationspartner: Dr. Andreas von Heßberg, Universität Bayreuth, Professur für Störungsökologie und Vegetationsdynamik
Laufzeit: 2024 bis 2026
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus