Bacchus – Um zu retten, was zu retten ist
Hightech-Einsatz im Weinbau: Optische Traubensortieranlage

Kamerasystem im Traubensortierer unter dem die Beeren vorbeifliegen.

Der Klimawandel lässt grüßen: Besonders die große Hitze und intensive Sonneneinstrahlung machen den Bacchus-Beeren in vielen fränkischen Weinbergen große Probleme. Die Beeren haben Sonnenbrand.
Muss jetzt auf den fruchtigen Schoppenwein verzichtet werden? Nein! Denn mit Hightech-Einsatz sorgen die Weinbauexperten der Bayerischen Landesanstalt in Veitshöchheim dafür, dass gerettet wird, was gerettet werden kann.

Bald „Bacchus ade“?

Qualität wächst im Weinberg – wohl die zentralste aller Winzerweisheiten. Doch die mit dem Klimawandel einhergehende Hitze und Trockenheit machen es zunehmend schwerer, Qualität aber auch Ertrag zu sichern. Während beispielsweise der Silvaner mit den Wetterextremen und wolkenlosen Hitzetagen besser zurechtgekommen ist, hat der Bacchus, der in Franken auf rund 12 Prozent der Rebfläche angebaut wird, deutliche Spuren davongetragen. Teilweise bis zu 90 Prozent der Trauben sind je nach Lage durch die UV-Strahlung und extrem hohe Temperaturen geschädigt.

Besonders jetzt heißt es ganz genau hinschauen und es schlägt die Stunde der optischen Traubensortieranlage: Mit aufwändiger Kamera- und Infrarottechnik wird dabei Beere für Beere auf den Prüfstand gestellt, damit ausschließlich gesundes und hochreifes Lesegut für die weitere Verarbeitung zugrunde liegt. Der Technikeinsatz ist aber nicht die Lösung des Kernproblems, sondern verschafft nur Zeit. Spitzt sich der Klimawandel weiter zu, wird sich Franken wohl in den nächsten Jahren vom Bacchus verabschieden müssen.

Optische Traubensortieranlage im Einsatz

Hitze rauf, Alkohol rauf

Doch Sonne, Hitze und Trockenheit stellen nicht nur die Reben im Weinberg vor große Herausforderungen. Auch die Oenologen im Keller kommen trotz der dort kühlen Temperaturen zum Schwitzen. Denn durch die langen und starken Sommertage wurde mehr Zucker in die Beeren eingelagert und das Volumenprozent deutlich gesteigert. Doch was tun, wenn der Weinjahrgang zwar eine Sinnesexplosion auslöst, aber den Geist nach einem Glas vernebelt? Der Alkohol muss raus, aber wie?

Bereits im Weinberg kann mit einer rechtzeitigen Entblätterung die Reife um bis zu zwei Wochen verzögert werden. Denn weniger Blätter bedeutet weniger Fotosynthese und damit eine geringere Einlagerung von Zucker. Daneben spielt der Lesezeitpunkt eine wichtige Rolle. Wird frühzeitig geerntet, ist noch nicht so viel Zucker in den Beeren und der Alkoholgehalt bleibt moderat. Aber auch im Keller kann mittels eines Membranverfahrens der Alkohol im fertigen Wein noch reduziert werden. Alkoholreduzierte Weine schmecken insgesamt schlanker und weniger süß, da mit dem Alkohol auch der Geschmacksträger reduziert wird. Gesetzlich ist die Reduzierung von Alkohol auf 20 Prozent des tatsächlich vorhandenen Alkoholgehaltes begrenzt.

Der Weinbau in Franken
Seit dem frühen Mittelalter wird Wein in Franken angebaut. Mit rund 25 Prozent Rebfläche dominiert dabei der Silvaner. Hitze und Trockenheit stellen den fränkischen Weinbau aber vor große Herausforderungen. Während Rebsorten wie Bacchus oder Ortega langfristig wohl keine große Zukunft haben, könnten hingegen Burgundersorten bald häufiger zu finden sein.