Pressemitteilung - 21. Oktober 2022
Der Golfplatz als artenreicher Lebensraum: ein Widerspruch?

Im Rahmen der Weiterbildung an der Staatlichen Meister- und Technikerschule für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim ging es für die Studierenden der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau (kurz GaLaBau) im Sommer zu einer Exkursion auf den Golf Club Würzburg. Ziel war es, unter anderem mehr über Bauweise und Pflege zu erfahren. Dazu gehören Düngung, Pflanzenschutz und Bewässerung. Außerdem waren zukünftige Entwicklungen Thema – wie der Einsatz autonomer Mähroboter oder die Vorbeugung von Krankheitsbefall auf Sport- und Golfrasen durch UV-C-Technologie sowie die Erfahrungen aus der Praxis dazu.

Golf Club Würzburg ist Vorreiter bei Biodiversität
Nach der Begrüßung und einer kurzen Einführung in den Golfsport und den Aufbau des Platzes machte die Gruppe einen Rundgang über die Anlage – geleitet von Head-Greenkeeper Marius Cazan und seiner Stellvertreterin Jacqueline Siegel. Der Golfplatz in Würzburg hat eine Gesamtfläche von 56 ha. Davon werden 35 ha als Spielfläche genutzt und die übrigen 21 ha weitestgehend der Natur überlassen. Beim Rundgang stand folgende Frage im Mittelpunkt: Was kann ein Golfplatz zur Biodiversität beitragen? In dieser Hinsicht hat der Golf Club Würzburg sogar eine Vorreiterrolle in der Region: Er ist Teilnehmer am Qualitätsmanagementprogramm „Golf & Natur“ des Deutschen Golf Verbands und hat hier die höchste Auszeichnung in Gold erhalten.

Blühpakt-Allianz
Außerdem nimmt der Golf Club Würzburg an der „Blühpakt-Allianz“ teil, bei der sich im Rahmen des „Blühpaktes Bayern“, einer Initiative des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, Verbände wie der Bayerische Golfverband zusammengeschlossen haben, um Lebensräume und Artenreichtum zu fördern. In Bayern gibt es mittlerweile fast 30 ausgezeichnete „Blühende Golfplätze“ – mit steigender Tendenz. In diesem Rahmen wurde der Golf Club Würzburg durch den Bayerischen Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, Thorsten Glauber, als einer der Ersten in Bayern und als einziger Golfplatz in Unterfranken als „Blühender Golfplatz“ 2021 ausgezeichnet. Damit wurde das hervorragende Engagement des Teams auf der Golfanlage in Würzburg für die Natur im Allgemeinen und die Arten- und Insektenvielfalt im Besonderen gewürdigt.

Mit der LWG schon früher der Zeit voraus
Bereits bei der Planung und dem Bau des Golfplatzes wurde das Thema Biodiversität berücksichtigt: Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim hat schon vor mehr als 25 Jahren ein Konzept entwickelt, um artenreiche Streuobstflächen in Golfplätze zu integrieren. Es traf leider auf zu viel Widerstand, aber durch Strauch- und Heckenstrukturen gelang eine Vernetzung mit den südlich und westlich angrenzenden Wäldern sowie dem östlich liegenden Landschaftsschutzgebiet. So entstanden wertvolle Trittsteinbiotope für viele Arten. Diese gute Ausgangssituation wurde genutzt, um weitere Flächen für die Natur zu erhalten oder zu entwickeln. Daher befinden sich heute mehrere Magerrasen- und Trockenrasenflächen im Bereich des Golfplatzes.

Auch bei bedrohten Arten beliebt
Einige Flächen wurden durch den Bau des Golfplatzes zu Rohbodenflächen und dienen heute unter anderem Wildbienen als Nistplatz. Es gibt aber auch Bereiche, die mit speziellen Arten angesät wurden oder allein entstanden sind. In Bayern sind gerade diese Flächen von besonderer Bedeutung, da dort z. B. die Hälfte aller Orchideenarten und die Hälfte aller Grillen und Heuschrecken zu finden sind. So wurde bei einer Kartierung der Universität Würzburg festgestellt, dass im Bereich des Golfplatzes in Würzburg 15 verschiedene Arten von Heuschrecken vorkommen. Aber auch bedrohte Vogelarten finden Unterstützung, wie die aufgestellten Nistkästen für den Wiedehopf anschaulich zeigen. Er ist eine in Europa bedrohte Vogelart, die nach Polen in Deutschland noch am häufigsten vorkommt. Aber auch das stark gefährdete Rebhuhn, ein Charaktervogel der Feldflur und Brachflächen, findet hier wieder Rückzugsgebiete.

Hintergrund: Staatl. Meister- und Technikerschule für Weinbau und Gartenbau
Die Staatliche Meister- und Technikerschule für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim bietet ein vielseitiges Weiterbildungsangebot. Auf dem „Grünen Campus“ können sich Gärtner/innen, Winzer/innen und Weintechnologen/-innen in einem Jahr zum/zur Wirtschafter/in bzw. Meister/in und in zwei Jahren zum Techniker/in weiterbilden. Die Lehrkräfte vermitteln Wissen am Puls der Zeit, da die Ergebnisse der Forschungsarbeit der LWG direkt in den Unterricht fließen.

Studierende der Fachrichtung GaLaBau schauen sich den Rasen des Golf Clubs Würzburg an.

Frank Angermüller
© LWG Veitshöchheim

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