Pressemitteilung - 20. Juli 2022
Am Freitag ist "Tag der Hängematte" – Lernen von und mit dem Garten

Am Freitag, 22. Juli, ist wieder der Internationale Tag der Hängematte. Die Hängematte ist Sinnbild der Entspannung, aber auch ein Anziehungspunkt im Garten, an dem man sich trifft, miteinander plaudert und sich austauscht - wo man sein Gartenwissen mit Hilfe von Gartenbüchern und Zeitschriften vertieft und gleich nachschauen kann, ob Theorie und Praxis übereinstimmen.

Gartenbotschafter in der Hängematte
Den Tag der Hängematte als Symbol für die vielen Möglichkeiten, die uns der Garten bietet, haben sich Garteninitiativen, Kreisfachberater und die Bayerische Gartenakademie gewählt und in verschiedenen Regionen Gartenbotschafter in der Hängematte interviewt. An der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim stellt die Biologin und Wildlebensraumberaterin Dr. Beate Wende ihren eigenen Gartenkosmos vor und verrät, was sie mit ihrem persönlichen Lernort Garten verbindet. Die Gespräche mit Botschaftern aus anderen Regionen sind in der jeweiligen regionalen Tagespresse und unter www.gaerten.bayern.de zu finden.

Garten als Lern- und Begegnungsort
Nicht jeder hat das Glück eines eigenen Gartens vor der Haustür. Umso schöner, wenn Kreis- und Lehrgärten, private Gärten und Gärtnereien oder Parks sich öffnen und zum Mitgärtnern und Erkunden einladen.
Lernen kann man dort unter anderem den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und Lebensmitteln. Eine selbst ausgesäte Karotte, die man aus der Erde zieht, erfährt eine ganz andere Wertschätzung als das Gemüse aus dem Geschäft, selbst wenn sie krumm und schief ist. Man weiß: Es benötigt Pflege, Wasser und Nährstoffe, damit sie überhaupt wächst.

Groß und Klein entdecken im Garten die faszinierende Welt der Insekten, Vögel und Kleintiere, die dort leben. Sie sind ein Sinnbild für die kleinen und großen Wunder unserer Erde und stellen den Bezug zur Natur außerhalb unserer Siedlungsgebiete her. Nicht zuletzt ist der Garten ein Begegnungsort. Hier treffen sich die verschiedensten Menschen, die die gleiche Eigenschaft vereint. Nicht umsonst gibt es viele soziale Projekte, die den Garten nutzen, um sich kennen zu lernen, Beziehungen aufzubauen und Gemeinschaften zu festigen. Auch die Gärten der LWG sind für Besucher geöffnet. Informationen zu öffentlichen Führungen im Verlauf der Gartensaison und Gruppenführungen finden Sie unter www.lwg.bayern.de/gartenakademie. Viele weitere Gärten in ganz Bayern, die Sie im Rahmen von Führungen durch die Gartenbesitzer selber, zertifizierte Gästeführer „Gartenerlebnis Bayern“ oder auch selbständig besuchen können, finden Sie unter www.gaerten.bayern.de.

Interview mit Gartenbotschafterin Frau Dr. Beate Wende:
Frau Dr. Wende, was macht den Garten aus Ihrer Sicht zu einem besonderen Lernort?
Die Vielfalt von Lebensräumen auf kleinstem Raum. Da finden sich sandige, trockene Stellen in Nachbarschaft zu feuchten, nährstoffreichen Böden, Bäume und Büsche, Totholz und nektartragende Blumen, Süßwasserteich bzw. -tümpel.
Man hat somit ganz viele der terrestrischen Lebensräume in der mitteleuropäischen Landschaft „auf einem Fleck“ und dazu kommen dann auch die tierischen Bewohner – einfach genial! Wenn es dieses Mosaik an Lebensräumen durchgehend in der Landschaft gäbe, wäre das Problem des Biodiversitätsverlustes gelöst.

Was und wie kann man im Garten lernen?
Im Garten kann man wunderbar die Zusammenhänge und die Ökosystemdienstleistungen in der Natur studieren: Ohne fruchtbaren Boden und das Bodenleben können die Samen nicht auskeimen. Ohne Bestäuber kein Obst und Gemüse. Ohne Nützlinge wie Marienkäfer und Florfliegen nehmen die Läuse überhand und die Zersetzer im Komposthaufen sorgen für humushaltige Erde im nächsten Jahr.

Was haben Sie selber im Garten gelernt?
Die Geduld beim Beobachten von Tieren und Pflanzen – und den Blick fürs Detail. Denn ganz viel spielt sich auf kleinster Ebene ab, wie zum Beispiel die Nektaraufnahme bei Schmetterlingen, die mit ihren langen und feinen Saugrüsseln die Blüten abfliegen. Aber es wird nie langweilig, weil es im Garten immer wieder was zu entdecken gibt – und ein Garten ist nie gleich, sondern verändert sich täglich.

Was sind die schönsten Erlebnisse bei denen Menschen durch den Garten etwas gelernt haben?
Dass unter einem Stein eine ganze Welt auf die Entdeckung wartet, wie z.B. ein Ameisennest mit den vielen wimmelnden Arbeiterinnen, den Larven und Puppen. Oder wenn beim Graben im Gartenbeet auf einmal Regenwürmer entdeckt werden, die dann wieder auf geheimen Wegen in die Erde verschwinden. Bei Kindern spürt man dann richtig die Begeisterung, wenn sie solch verborgenes Leben entdecken.

Welches sind Ihre Lieblingspflanzen im Garten?
Im Frühling die Traubenhyazinthen und später die Akelei. Die Traubenhyazinthen bilden die ersten Farbtupfer im Frühling und sind ein sicheres Zeichen, dass es draußen nach den Wintermonaten langsam „losgeht“. Die Akelei mit ihren glockenartigen Blumen sind Wanderpflanzen. Dort wo es ihnen im Garten gefällt, siedeln sie sich an. Wenn es nicht passt, sind sie auch wieder verschwunden. Ein schönes Beispiel für die Standortbedürfnisse von Pflanzen.

Welche persönlichen Tipps haben Sie für die Gartenbesitzer? Was sollte man selber mal ausprobieren?
Mein Wunsch ist, dass die Gärtner ein bisschen mehr Unordnung im Garten zulassen und nicht alles akkurat gepflegt und gejätet ist. Mal einen Laub- oder Reisighaufen liegen lassen, Disteln und Brennnesseln ein Eck im Garten zugestehen, alte Baumstümpfe erhalten und nicht rausreißen – und sich dann am Gewimmel der Bienen, Hummeln, Käfer und Schmetterlinge erfreuen.

Welche interessanten Gärten gibt es in der Region? Wo kann man neues Wissen lernen, Dinge ausprobieren, etwas über Gärten und Pflanzen und die Menschen, die darin leben, lernen?
Neben dem Campusgarten der LWG ist der Botanische Garten der Universität Würzburg am Dallenberg hervorragend zum Lernen, Schauen und Beobachten geeignet. Dort kommen dann noch die Tropenhäuser dazu, d.h. man kann auch Lebensräume außerhalb Europas erkunden.

    Dr. Beate Wende entspannt sich in einer Hängematte

    Christine Scherer
    © LWG Veitshöchheim

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