Nachlese GaLaBau-Herbst 2021
Biodiversitätsschonende Mähtechnik

Wiesenbestand am Straßenrand teilweise gemäht

Der Insektenrückgang und die schwindende Biodiversität sind mehr und mehr spürbare Entwicklungen. Insbesondere die öffentliche Hand möchte diesen Entwicklungen entgegenwirken. Es ist jedoch keine Alternative, öffentliche Grünflächen oder Straßenbegleitgrün gar nicht mehr zu pflegen, weil dagegen die Nutzbarkeit und Sicherheitsanforderungen stehen. Außerdem erhöhen Mähwiesen das Lebensraummosaik durch vielfältige Habitatstrukturen. Die eingesetzte Mähtechnik muss allerdings überdacht werden, weil insbesondere durch die häufig eingesetzten Mulchmäher nicht nur das Gras, sondern auch die darin lebenden Tiere – vom Rehkitz bis zum Käfer - kleingehäckselt werden.

Über 120 Vertreter von Kommunen und Unternehmen informierten sich am Mittwoch, 13.10.2021 an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim zu diesem hochaktuellen Thema in einer gemeinsamen Veranstaltung von LWG und der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).

Mähwiese ist nicht gleich Mähwiese

Es macht für die Tierwelt einen gewaltigen Unterschied, ob eine Wiese stark gedüngt und mehrschürig ist oder nur extensiv genutzt und damit ungedüngt oder nur schwach gedüngt und auch nur ein- oder zweimal im Jahr gemäht wird. Letztere sind das, was man sich unter einer blütenreichen Wiese vorstellt, die dann auch von vielen verschiedenen Tierarten als Lebensraum genutzt wird. Das betonte Frau Dr. Beate Wende (Institut für Weinbau und Oenologie, LWG) in Ihrer Präsentation, in der sie die verschiedenen „Stockwerke“ einer Wiese und deren Bewohner mit den Geschossen eines Hochhauses verglich. Mähsysteme müssten auch das „Fluchtverhalten“ vieler Tiere bei drohender Gefahr berücksichtigen, die eben zunächst nicht flüchteten, sondern verharren oder sich fallen lassen würden, um potentiellen Fressfeinden zu entgehen. Diese Reaktion schütze sie jedoch nicht gegen konventionelle Mähtechnik.

Wohin mit dem Mähgut?

Um eine Nährstoffanreicherung auf extensiv genutzten Wiesen zu vermeiden, ist es erforderlich, das Mähgut abzuräumen. Das stellt eine neue Herausforderung dar, weil das Schnittgut bisher klein gemulcht in der Regel auf den Flächen verblieb. Im Gegensatz zur bisher angewandten Praxis kommen also Arbeitsgänge dazu, was zu einem Mehraufwand an Personal und / oder Technik bei der Flächenbewirtschaftung führt. Martin Degenbeck (Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau, LWG) stellte die Ansätze eines demnächst unter seiner Leitung startenden Forschungsvorhabens vor, das sich mit der Verwertung des Mähgutes beschäftigen wird. Verschiedene Alternativen der Verwendung als Mulchmaterial, zur Kompostierung, zur Biogasproduktion, als Pflanzenkohle, als Futter oder als Ausgangsmaterial für Dämmstoffe wären denkbar. Hier sei die besondere Herausforderung, die Schadstoffbelastung des Mähgutes, das entlang von Straßen gewonnen wurde, mit Müll oder Reifenabrieb zu berücksichtigen. Die letzte Möglichkeit wäre die thermische Verwertung, die auch für belastetes Material geeignet wäre.

Innovative Technik zum Schutz der Tierwelt

Wie kann mittels geeigneter Technik und innovativer Systeme bei der Mahd auf Wiesenflächen im öffentlichen Grün und im Straßen- und Wegebegleitgrün die wiesentypische Flora gefördert sowie Fauna geschont werden und zugleich Aspekten der Effizienz Rechnung getragen werden? Dieser Frage ging Jonas Renk (Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau, LWG) nach und stellte Systeme vor, die diese Anforderungen erfüllen. Für die Insektenwelt sei es wichtig, dass die Mähwerkzeuge nicht zu tief ansetzten, sondern in einer Höhe von 8 - 10 cm und keinen Sog durch schnell rotierende Messer erzeugten, durch den Insekten eingesaugt werden würden. Weiterhin seien „vertreibende“ Anbauten sinnvoll, um Insekten mechanisch oder durch Luftstrom zu vertreiben, bevor die eigentlichen Mähwerkzeuge kämen. Der Effektivität würde Rechnung getragen, in dem viele Geräte ferngesteuert betrieben werden könnten oder gar autonom die Mahd durchführten.

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Maschinenvorführung "Biodiversitätsschonende Mähtechnik"

Schauen wo´s mäht!

Namhafte Hersteller führten Geräte vor, die sowohl für die schonende Mahd eingesetzt werden können, als auch mit anderen Anbaugeräten zum Schwaden und zur Aufnahme des Mähgutes geeignet sind. Damit sind alle erforderlichen Arbeitsgänge vom Mähen bis zum Abtransport abgebildet. Besonderes Augenmerk legen die Hersteller auf Geländegängigkeit der Geräte, um sie auch an Böschungen oder Steilhängen einsetzen zu können. Hier kommen neben der üblichen grobstolligen Bereifung auch Raupenfahrwerke oder Stachelräder zum Einsatz. Dem Thema Effektivität, aber auch dem Arbeitsschutz dient die Möglichkeit, einige Geräte auch ferngesteuert einsetzen zu können. Neben den Geräten, die mit dem bewährten Verbrennungsmotor betrieben werden, wurde auch ein Einachser mit akkubetriebenem Elektromotor präsentiert, der nach Herstellerangaben vor allem für den urbanen Bereich gedacht ist, weil die Lärmemissionen deutlich geringer sind als bei den Verbrennern. Die Akkukapazität reiche – je nach angebautem Gerät – von 1 – 6 Stunden Laufzeit. Durch Wechselakku und Schnellladegerät, sei die Arbeitsfähigkeit für einen Arbeitstag aber in jedem Fall sichergestellt.