Nachbericht Online-Winterberichtsreihe im Februar 2024
Aktuelles aus dem Arbeitsbereich Umweltgerechte Erzeugung

Der Versuchsbetrieb in Bamberg aus der Luft

An vier Mittwochabenden im Februar lud die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) zu ihrer zweiten Online-Winterberichtsreihe „Aktuelles aus dem Arbeitsbereich Umweltgerechte Erzeugung“ ein. Für jeweils 1,5 Stunden wurden den teilnehmenden Interessenten neue Forschungsinformationen im Bereich des Gemüsebaus aus dem Erwerbsgartenbau präsentiert. Die Forschungstätigkeiten erfolgten am Gemüsebauversuchsbetrieb in Bamberg und an weiteren Standorten in Bayern. Die Mitarbeitenden bedanken sich für die regen Teilnahmen und den interessanten Austausch mit der Praxis, mit dessen Input weitere Versuchstätigkeiten umgesetzt werden können.

Aktuelle Düngeversuche im Freilandgemüsebau (07.02.2024)

Zwischenfruchtbestand im Oktober 2022
Am 07.02.2024 informierten sich die Teilnehmenden im Rahmen der Online-Veranstaltung über aktuelle Themen im Bereich Düngung im Freilandgemüsebau. Andrea Spirkaneder stellte dabei zunächst Versuchsergebnisse eines Zwischenfruchtversuchs am Versuchsbetrieb Bamberg vor. Neben der Stickstoffdynamik im Boden unter abfrierenden Zwischenfrüchten wurde auch der Effekt auf die nachfolgende Zwiebelkultur beleuchtet.
Nachfolgend wurden die Erkenntnisse zweier On-Farm-Versuche vorgestellt, die auf verschiedenen Praxisbetrieben unter Betreuung des Kompetenzzentrums Ökogartenbau stattfanden. Zunächst wurde anhand der Kulturen Möhre und Sellerie aufgezeigt, wie die Borversorgung im ökologischen Anbau am besten sichergestellt werden kann. Dabei wurde die Wirkung einer zusätzlichen Borgabe untersucht und verschiedene Applikationsformen miteinander verglichen. Anschließend wurden die Ergebnisse der Versuche zum Einsatz stickstoffbindender Biostimulanzien als Alternative oder Ergänzung zur herkömmlichen Düngung diskutiert. Die Handhabung und Wirkung verschiedener Präparate in den Kulturen Salat und Kopfkohl standen dabei im Fokus.

Ökologische Freiland- und Unter Glas-Versuche (14.02.2024)

Eine Fenchelknolle in einer randomisierten Blockanlage.
Am 14.02.2024 nahmen etwa 30 Teilnehmende an der Onlineveranstaltung teil, um sich über die Forschungsschwerpunkte der LWG Bamberg und die aktuellen Versuchsergebnisse des letzten Jahres zu informieren. Lena Lips eröffnete die online-Winterberichtsreihe mit dem Fenchelsortenversuch, der in drei Sätzen gepflanzt wurde, um die unterschiedlichen Auswirkungen in den verschiedenen Jahreszeiten hervorzuheben. Anschließend präsentierte sie die Erdbeerensortenprüfung, bei der jedes Jahr alte Sorten mit Neuzüchtungen verglichen werden. Zum Abschluss gab es einen kurzen Einblick in einen Randversuch mit grünen Hokkaidosorten, die aufgrund ihrer längeren Lagerfähigkeit und vermeintlich besseren Geschmacks als orangefarbene Hokkaidos angebaut wurden. Zudem sollte der Verbraucher auf diese ungewöhnlichen Sorten aufmerksam gemacht werden. Im zweiten Teil der Veranstaltung präsentierte Carola Nitsch ihre Versuchsergebnisse, darunter ein Ernteverfrühungsversuch mit Spitzpaprika im Folientunnel. Ursprünglich sollten die Paprikapflanzen überwintert werden, um früher abzureifen. Da dies nicht funktionierte, wurde eine Verfrühung durch das Auslegen von Lochfolie und Mypexgewebe untersucht. Ein weiterer Versuch, den sie präsentierte, war der Versuch Untersaaten in Fruchtgemüse im Gewächshaus. Hierbei wollte man die Auswirkungen der Untersaaten auf das Fruchtgemüse beobachten. Dabei wurden eine Kleemischung und ein griechischer Oregano unter einer Cherrytomatenkultur gesät.

Erdeloser Anbau von Salatgurken und Ingwer (21.02.2024)

Ingwerpflanzen auf Wasserbecken mit Düngelösung
Am 21.02.2024 nutzten 36 Teilnehmende die Möglichkeit im Rahmen der Onlineveranstaltung, sich über die gelaufenen Versuche im Bereich des erdelosen Anbaus von Salatgurken, Paprika und Ingwer zu informieren. Martin Schulz stellte die Versuche zu dieser Thematik vor. Der Versuchsbetrieb Bamberg beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit der Schadensvorbeugung, das heißt ein Mangel, ein Befall oder eine Infektion wird vor der Schädigung der Pflanze und folglich des Ertrages erkannt. Der Anbauer bekommt damit die Möglichkeit, den Schaden zu verhindern, bzw. einzudämmen. Im Versuchsjahr 2023 wurde dies in der Versuchsfrage „Möglichkeiten der Düngereinsparung und Erhöhung der Düngeeffizienz mit Hilfe von elektrophysiologischen Messungen“ thematisiert. Der Versuch fand in Kooperation mit der Firma Vivent aus der Schweiz statt. Dazu standen zwei Bewässerungskreisläufe zur Verfügung, welche den Vergleich einer reduzierten Düngevariante mit einer Standard-Düngevariante ermöglichten. Im ersten Satz wurde dazu die Düngemenge in einem Kreislauf um bis zu 50 % reduziert. Im zweiten und dritten Satz wurde zeitweise komplett auf Eisen im Düngekreislauf verzichtet. Resultat war eine deutliche Ertragsreduktion und Mangelsymptome an den Blättern, so Martin Schulz, welcher die Ergebnisse der Ertrags- und Sichtbonituren vorstellte. Für beide Düngevarianten wurden jeweils 8 Pflanzen an Phytosensoren der Firma Vivent angeschlossen, welche die Spannungsdifferenz maßen. Ziel war es, eine Früherkennung des Mangels zu ermöglichen. Dr. Moritz Graeff von der Firma Vivent als Gastreferent stellte die Messmethodik, die Datenerfassung und deren Interpretation in seinem Betrag vor. Vivent bietet ein Verfahren der Erkennung von Pflanzenstress, verursacht durch biotische und abiotische Faktoren, an. Bestimmte Muster, die auf Nährstoffmangel und andere Stressoren zurückzuführen sind, werden durch KI-basierte Modelle in den Messungen angezeigt. Dies ermöglicht eine Quantifizierung dieser Stressoren in Echtzeit. Beispielhaft stellte Dr. Graeff Ergebnisse des dritten Satzes des Eisenmangelversuches vor. Hier konnte Eisenmangel vor dem Sichtbarwerden festgestellt werden. Die Alarmierung erfolgte als E-Mail oder per SMS auf das Handy. Dies bietet den Produzenten die Möglichkeit, Stress frühzeitig zu erkennen und gezielt darauf zu reagieren.
Im Rahmen eines Tastversuches wurden zwei Biostimulanzien der Firma Biolchim auf ihre Wirkung auf die Pflanzengesundheit und den Ertrag bei Salatgurken getestet. Beide Produkte, Loker SA und Proamin Cu, sind als Düngemittel gelistet. Ein positiver Einfluss auf Ertrag und Pflanzengesundheit war nicht festzustellen. Abschließende Aussagen waren aufgrund des Versuchsaufbaues nicht möglich.
In Bamberg wird sich seit drei Jahren mit der Optimierung des hydroponischen Unter-Glas-Anbaus von Ingwer beschäftigt. Im Versuchsjahr 2023 wurden nun verschiedene Substrate auf ihre Eignung getestet. Es sollte eine Möglichkeit gefunden werden, wie anfallende Substrate aus dem erdelosen Anbau ein zweites Mal genutzt werden können. Verglichen wurde Perlit, ein inertes mineralisches Substrat, mit einem Kokossubstrat, bestehend aus 50 % Chips und 50 % Kokosstaub. Grundsätzlich eignen sich beide Substrate für eine Nachnutzung. Allerdings konnte in der Variante mit Kokos ein wesentlich höherer Ertrag als mit Perlit als Substrat erzielt werden. Weiterhin wurden zwei verschiedene Pflanzdichten und zwei Herkünfte geprüft.

Autonome Hackroboter im Gartenbau und Möglichkeiten zur effizienten Bewässerung im Freilandgemüsebau (28.02.2024)

Der autonome Roboter "Oz" der Firma Naio Technologies reguliert auf der Fläche einer Obstbaumschule das Beikraut
Am 28.02.2024 fand die vierte Veranstaltung der Online-Winterberichtsreihe der LWG statt. Im Rahmen des Seminars präsentierte Leonie Seehafer die aktuellen Praxiserfahrungen mit autonomen Hackrobotern und gab eine kurze Übersicht über die derzeitige Marktsituation und die unterschiedlichen technischen Systeme. Die Erprobung und Bewertung der autonomen Maschinen ist Teil des Forschungsprojekts „Innovative Methoden zur ökologischen Beikrautregulierung im Gartenbau“, welches sich mit der Frage beschäftigt, wie in Zukunft eine effiziente Beikrautregulierung im Gartenbau gestaltet werden kann. Hierzu sind die Roboter in verschiedenen Gemüsebaukulturen und auf einer Obstbaumschule im Einsatz und werden hinsichtlich ihrer Funktionalität und Wirtschaftlichkeit getestet. Der zweite Veranstaltungsteil zur Thematik einer effizienten Bewässerung im Freilandgemüsebau konnte leider nicht stattfinden. Alle Erkenntnisse der letztjährigen Versuchsarbeit des Forschungsprojekts „Entwicklung einer automatisierten Entscheidungshilfe zur ressourcenschonenden Bewässerung in Gartenbau und Landwirtschaft“ sind abrufbar unter der Webseite des Projekts:

Versuchsarbeit des Forschungsprojekts „Entwicklung einer automatisierten Entscheidungshilfe zur ressourcenschonenden Bewässerung in Gartenbau und Landwirtschaft“ Externer Link

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