Nachbericht zur Veranstaltung vom 05.07.2022
Ökogemüsebautag 2022 – die LWG stellt sich den Fragen der Praxis

Der Bamberger Versuchsbetrieb aus der Luft mit den Mustergärten im Vordergrund

Am Dienstag, 5. Juli 2022 lud der Gemüsebauversuchsbetrieb der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) interessierte Gärtnerinnen und Gärtner zum Ökogemüsebautag auf dem Versuchsgelände ein. Insgesamt 90 Teilnehmende aus Praxis und Beratung des Gemüsebaus sind der Einladung nach Bamberg gefolgt, um sich über die aktuell laufenden Versuche und die neuesten Forschungsergebnisse zu informieren.

Begrüßung unter freiem Himmel

In der Schaugartenanlage begrüßten Andreas Schmitt (LWG-IEF3) und Cordula Rutz (Landesvereinigung für den ökologischen Landbau, LVÖ) die Gäste und betonten die gute Vernetzung der LWG-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Praxis, welche durch einen neuen Baustein erweitert werden konnte: das Kompetenzzentrum Ökogartenbau. Dieses aus vier Stellen bestehende Kompetenzzentrum setzt auf Forschungstätigkeiten mit Schwerpunkt auf der sogenannten On-Farm-Research, bei der Versuche in enger Zusammenarbeit auf den Flächen von Praxisbetrieben – bayernweit – umgesetzt werden. So kann die Weiterentwicklung des ökologischen Gartenbaus in allen Themenspektren des Gartenbau-Sektors fachlich unterstützt werden, denn das Team forscht nicht nur mit Gemüsekulturen. Anschließend wurden die Teilnehmenden in vier Kleingruppen eingeteilt und rotierten anschließend im „Speed-Dating-Verfahren“ durch die fünf angebotenen Stationen.

Projekte im Fokus

An der LWG werden jedes Jahr zahlreiche Forschungs- und Innovationsprojekte zu verschiedenen Themen bearbeitet.
Am Standort Bamberg fördert Dr. Alexander Dümig (LWG-IEF1) die Entwicklung einer automatisierten Entscheidungshilfe zur ressourcenschonenden Bewässerung und stellte praxistaugliche Lösungen und einen Vergleich von Bewässerungsstufen bei Gemüsearten vor.
Lina Schardey (LWG-IEF1) beschäftigt sich in einem Forschungsvorhaben mit innovativen Methoden zur ökologischen Beikrautregulierung im Gartenbau und stellte zwei autonom fahrende Hackroboter in der Salatkultur vor: Den „Farming GT (W5)“ der deutschen Firma „Farming Revolution“, welcher mit Hilfe von digitaler Pflanzenerkennung sowohl zwischen als auch in den Reihen hacken kann und den Hackroboter „Dino“ der französischen Firma „Naio Technologies“, welcher ebenfalls vor Ort besichtigt werden konnte. Inwiefern diese zuverlässig hacken, wird in Versuchen mit konventionellen Hackvarianten verglichen.
Patrick Nastvogel (LWG-IEF3), als zuständiger Projektmitarbeiter für den Ökogemüsebau des Kompetenzzentrums Ökogartenbau, stellte die aktuellen On-Farm-Versuche vor. Besonders wurde hier auf den Sortenversuch der frühen Waschmöhre zur maschinellen Ernte eingegangen, welcher praktischerweise gleichzeitig als Azubi-Projekt am Standort Bamberg umgesetzt werden konnte und somit die besondere Verbindung der On-Farm-Versuche zum etablierten Versuchsbetrieb widerspiegelt. Dieser stand kurz vor der Ernte, weshalb die Teilnehmenden einen Teil der 16 Sorten Möhren ansehen und verkosten konnten.

Gründüngung im Gewächshaus

Verschiedene Untersaaten im Gewächshaus bei einer Tomatenkultur, vorgestellt durch Carola Nitsch (LWG-IEF3), brachte die anwesenden Gärtnerinnen und Gärtner mit der in der neuen EU-Öko-Verordnung vorgeschriebenen Gründüngungspflicht in Berührung.
Weiter befasst sich die LWG im geschützten Bereich mit Charentais-Melonen im geheizten Anbau, Kalthaus-Paprika mit anschließend geplanter Überwinterung und neuen Blue-Leaf-Gurken-Sorten im kalten Folientunnel.

Schädlingsmonitoring als Stütze des integrierten Handelns

Im konventionell-integrierten Betriebsteil wurden Versuchsthematiken vorgestellt, die zwar unter konventionellen Bedingungen stattfinden, deren Ergebnisse aber durchaus auch für biologisch wirtschaftende Betriebe von Interesse sein können.
Martin Schulz (LWG-IEF3) stellte einen Versuch zur verbesserten Benetzung mit Pflanzenbehandlungsmitteln durch verschiedenen Düsentechniken an einer Paprikakultur vor. Aufgrund zunehmender Wichtigkeit der Schädlingsfrüherkennung werden in der Kultur auch Systeme zum Schädlingsmonitoring getestet. Hier konnten die Besucherinnen und Besucher ein app-basiertes Monitoringsystem und eine Kameraüberwachung zur Schädlingsfrüherkennung in der Nacht kennenlernen und die Digitalisierung der Landwirtschaft hautnah beobachten.

Maschinenpark des Versuchsbetriebs

Neben zahlreichen Versuchen konnte am Öko-Gemüsebautag auch die gängigste Landtechnik, welche am Bamberger Versuchsbetrieb zum Einsatz kommt, begutachtet werden.
Für Fragen rund um den Maschinenpark stand Stefan Banner (LWG-IEF1) zur Verfügung. Besonders Techniken, die für alle Bereiche der Gründüngung eingesetzt werden, beispielsweise Säkombinationen oder vereinfachte Einarbeitungstechniken wie eine grobe Messerwalze, wurden mit großem Interesse verfolgt. Weiter könnte im Betrieb ein automatisches Bodenprobenziehgerät zum Schlepperanbau dazu beitragen, die körperliche Belastung bei großem Probenvolumen auf großen Flächen deutlich zu minimieren. Auch etwaige Probenentnahmen verlaufen dadurch präziser.

Freilandversuche weiter im Zeichen der Düngeverordnung

Auf den knapp zweieinhalb Hektar großen Naturland-zertifizierten Freilandflächen konnten die Teilnehmenden sich bei Tino Hedrich (LWG-IEF3) über die aktuelle Freilandforschung informieren. Mehrere Versuchsfragen zielen auf die Umsetzung der Düngeverordnung ab und sollen den Betrieben praxistaugliche Lösungsstrategien an die Hand geben. Neben der Vorfruchtwirkung verschiedener Zwischenfrüchte bei Zwiebeln werden beim Zuckermais verschiedene Bodenprobenuntersuchungsmethoden und die daraus resultierenden Düngeempfehlungen verglichen.
Weitere Öko-Freilandversuche befassen sich mit Ertrags- und Nährstoffeffekten durch Untersaaten bei Wirsing und Porree, sehr frühen Kartoffelsorten, neuen Sorten und Wuchsformen bei Hokkaidokürbissen, krautfäuleresistenten Freilandtomaten und den Möglichkeiten der Verminderung des Unkrautdrucks bei Blühstreifen.

Station auf den Freilandversuchsflächen

Öko-Versuche im Freiland

Der Maschinenpark des Versuchsbetriebs

Maschinenpark

Die Projektbearbeiter stehen mit den Hackrobotern auf der Versuchsfläche

Einsatz autonomer Hackroboter

Ein LWG-Mitarbeiter erklärt die OnFarm-Versuche

Kompetenzzentrum Ökogartenbau

Station im konventionellen Gewächshaus

Konventionelle Versuche unter Glas

Station bei den ökologischen Versuchen unter Glas und Folie

Öko-Versuche unter Glas und Folie