Seminar der Öko-Akademie
Neues von der Bio-Tanne

Christbaumplantage mit gepflanzten Tannenbäumen, Hintergrund Wald, Dorf, Straßenlaterne und bewölkter Himmel

Seit dem Frühjahr 2018 beschäftigt sich die Öko-Akademie Bamberg aufgrund hoher Nachfrage mit der ökologischen Weihnachtsbaumkultur. Zu dem Thema wurden schon mehrere Veranstaltungen angeboten, die von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) und der ÖKOmene Bayern organisiert wurden. Am 18. Februar 2020 folgte ein aufbauendes Seminar an der LWG in Bamberg, an dem rund 55 Anbauer teilnahmen. Behandelt wurden verschiedenste Themen, von der Düngung bis zur mechanischen Beikrautregulierung.

Den Boden im Blick behalten

Eine bedarfsgerechte Düngung ist der Grundstein für ein gesundes Pflanzenwachstum, auch bei Weihnachtsbäumen. Über die Grundlagen der Düngung in der Weihnachtsbaumplantage berichtete Hendrik Averdieck von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Bei Christbäumen müssen die Nährstoffe, anders als beispielsweise im Gemüsebau zwar nicht genau bilanziert und dokumentiert werden, dennoch sollte der Düngung ausreichend Aufmerksamkeit gewidmet werden. Averdieck empfahl den Anbauern regelmäßig Bodenproben zu ziehen, um „ein Gefühl für den Boden“ zu bekommen. Dabei sei eine Mischprobe aus 10 bis 15 Einstichen (0 bis 30 cm) je Schlag bzw. Hektar vollkommen ausreichend. Insbesondere beim Stickstoff ist eine jährliche Untersuchung vor der Düngung ratsam. Der Stickstoffbedarf liegt im dritten Standjahr bei 70 kg N/ha. Laut Averdieck kann mit jedem weiteren Standjahr mit einer Zunahme von 10 bis 15 kg N/ha beim Stickstoffbedarf gerechnet werden.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist der pH-Wert im Boden. Das Optimum der Nordmanntanne liegt mit einem pH-Wert von 5 bis 6,5 in einem schwach bis mäßig saurem Bereich. Ist der pH-Wert zu niedrig können Schwermetalle und Aluminium mobilisiert werden, die Pflanzenschäden verursachen. Zudem wird das Wachstum von Hallimasch begünstigt. In diesem Fall wäre eine Kalkung mit kohlensaurem Kalk sinnvoll. Bei einem pH-Wert über 6,5 werden hingegen Nährstoffe immobilisiert. Für eine pH-Absenkung kann elementarischer Schwefel (Schwefellinsen) ausgebracht werden, da dieser im Boden zu Schwefelsäure reagiert. Durch Versuche am Gartenbauzentrum Ellerhoop konnte außerdem belegt werden, dass manche Tannen-Herkünfte weniger stark auf Abweichungen im pH-Wert reagieren.

Schädlinge und Beikraut

Die Schädlingsregulierung ist in der ökologischen Weihnachtsbaumkultur eine größere Herausforderung, da deutlich weniger Maßnahmen zur Verfügung stehen. Zuvor sollte man jedoch seine Schädlinge, aber auch die dazugehörigen Nützlinge, kennen. In Bereich der Schädlingsdiagnostik ist Ulrike Hakl vom Pflanzenschutzdienst in Köln eine absolute Fachfrau. Im Rahmen ihres Vortrags behandelte sie die wichtigsten Schädlinge (Tannentrieblaus, Sitkafichtenlaus etc.). Die Tannentrieblaus schädigt die Pflanzen durch ihre Saugtätigkeit, woraufhin sich die Nadeln nach innen biegen. An jungen Trieben kann es zudem zu Spitzendürre kommen. Auch die Sitkafichtenlaus schädigt die Tanne durch das Heraussaugen von Assimilaten. Eine vorbeugende Bekämpfungsstrategie ist die Förderung der natürlichen Gegenspieler, wie die Florfliege, die Schlupfwespe und den Marienkäfer, beispielsweise durch Blühstreifen.

Der Einsatz von Herbiziden ist im Ökolandbau tabu. Daher muss das Unkraut auf andere Weise in Schach gehalten werden. Viele Betriebe setzen auf Grüneinsaaten, die regelmäßig gemäht werden. Andere halten Shropshire-Schafe in ihren Anlagen, um den Unterbewuchs kurz zu halten. Im Rahmen des Seminars ging Manfred Graf vom Dreiländereckhof auf mechanische Beikrautregulierung ein, die er selbst auf seinem eigenen Betrieb nutzt. Seine Bestände werden mit Hilfe von GPS-Technik im Dreiecksverband gepflanzt und zwischen den Reihen in den ersten Jahren mit einem Grubber unkrautfrei gehalten. Durch die präzise Pflanzung mit GPS können dabei die Reihen von allen Seiten angefahren werden. Für begrünte Anlagen stellte Graf verschiedene Mulchgeräte vor, die sich auch für den Einsatz mit einem Portal-Traktor eignen.

Futter für das Bodenleben

Begrünungen in der Weihnachtsbaumkultur haben nicht nur einen unkrautunterdrückenden Effekt, sondern fördern auch das Bodenleben und den Humusaufbau. Laut Christian Deppisch von der LWG Veitshöchheim kann durch eine ordentliche Bodenpflege mit ausreichenden Stickstoffmengen gerechnet werden, die sich aus dem Humusvorrat mineralisieren. Zudem begünstigt der Humus im Boden die Wasseraufnahmefähigkeit, was den Anbauern insbesondere bei Starkregenereignissen zugutekommt. Durch Versuche konnte eine 4- bis 8-mal höhere Infiltrationsrate bei begrünten Fläche im Vergleich zur Brache ermittelt werden.

Ulrich Resele von Gut Mergenthau ist selbst Bio-Christbaumanbauer und arbeitet seit einigen Jahren erfolgreich mit Begrünungen. Dabei ist er besonders experimentierfreudig. Neben verschiedenen Kleegrasmischungen (klee- bzw. grasbetont) konnte er auch mit reinen Leguminosenmischungen (bspw. Rotklee-Luzerne-Mischung) sowie Reinsaaten (Weißklee-Einsaat) zahlreiche Erfahrungen sammeln. Sein Fazit dazu war durchweg positiv. Außerdem arbeitet Resele in seinen Anlagen mit Blühstreifen zur Nützlingsförderung und bietet damit auch den hofeigenen Bienenvölkern einen attraktiven Lebensraum.