Gemüseblog
Alte französische Rote Rübensorte ‘Crapaudine‘
9. Dezember 2021

Nur Raritätenanbieter haben diese urwüchsige Rote-Bete-Sorte im Angebot, wissen die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie. ‘Crapaudine‘ hat sehr lange, spitz zulaufende dunkelrote Wurzeln mit im Alter oft rauer, fast borkiger Oberfläche. Oft werden sie beinig, und meist sind zwei Flanken von einer Leiste von Seitenwurzeln bestückt.

Dieses Urgemüse erinnert an die Zeit vor etwa 1000 Jahren, als Mangold und Rote Bete noch als eine Gemüseart galten. In der äußeren Erscheinung ist es sicher nicht für Supermärkte, wo die Optik im Vordergrund steht, geeignet. Nicht umsonst heißt der Name „krötenartig“, erinnert also an ein Tier, dass für oberflächliche Betrachter oft als hässlich gilt.

Auf der Suche nach Abwechslung im Beet sind wir im Schaugarten im bunten Rote-Bete-Sortiment auch auf diese Sorte gestoßen, und seitdem bauen wir sie fast alljährlich an, weil sie ungemein schmackhaft, fast noch süßer als andere Sorten schmeckt. Sie setzt erst vergleichsweise spät dicke Wurzeln an, deshalb sät man spätestens Mitte Mai und dünnt kräftig aus (Reihenabstand 30 bis 40 cm, in der Reihe 15 cm). Dann bildet sie zunächst sehr tief gehende Wurzeln, ein Vorteil im Klimawandel. Oberflächlich bildet sie dichte, dunkelrote Blattschöpfe, ein Gewinn für Gemüseschaugärten. Die Pflanzen können meist bis November stehen bleiben, bei mehreren Minusgraden am besten unter Vlies. Bei der Ernte schneidet man den Blattschopf nicht allzu knapp über den Rüben ab und lagert diese mitsamt anhaftender Erde in großen Kübeln oder Folienbeuteln. Ich lege die größeren, schöneren Wurzeln nach unten, um die kleineren, verwachsenen schneller aufbrauchen zu können. Wenn sie noch knackig frisch sind, lassen sie sich viel einfacher putzen und auch nach dem Kochen enthäuten.

Für den Sud nehme ich Wurzeln für zwei Mahlzeiten in einen Eimer mit Wasser und schwenke sie öfter um, lasse sie auch ein paar Minuten im Wasser liegen. Dann muss man die Wurzelleisten ausbürsten. Nun kommen sie in einen Topf mit etwa drei Zentimetern Salzwasser, wo sie eine gute halbe Stunde weich kochen, die dickeren Wurzeln liegen unten im Topf. Zur Garprobe einfach eine dickere Wurzel mit einem spitzen Messer einstechen.

Nun wird es ganz einfach: Die Hälfte der Wurzeln lasse ich zur Verwendung am nächsten oder übernächsten Tag abkühlen. Die andere Hälfte wird von der Haut befreit, in Scheiben geschnitten und mit Zwiebelwürfelchen, Kümmel, Essig, Öl, Salz und Pfeffer angerichtet. Wer Rote Rüben mag, wird ‘Crapaudine‘ mit ihrem kräftigen Aroma nicht mehr missen wollen.