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Kieswege und -plätze gestalten

Fachartikel "Kieswege und -plätze gestalten" - Titelseite

Mit einer Deckschicht aus Kies gestaltete Wege und Plätze haben besondere Eigenschaften und Vorzüge, sie „leben“, sind in Bewegung, lassen sich mit vielen anderen Belägen und Materialien kombinieren und sind deshalb so reizvoll.

2020, 6 Seiten

Wege und Plätze aus Kies mit ihrem charakteristischen Knirschen verbinden die meisten von uns wahrscheinlich mit dem Besuch in Schlossgärten oder dem Aufenthalten im Garten der Großeltern. Abgesehen von historischen Gärten sind mit Kies befestigte Flächen in den vergangenen Jahrzehnten aus der Mode gekommen. Sie wurden ersetzt durch Waschbetonplatten und andere pflegeleichte Beläge, die – vermeintlich – fast genauso aussehen, aber leichter handhabbar sind.

Gestaltung

In der Regel wird für die Deckschicht ein hellgrauer feinkörniger Kies verwendet. Der Farbton dieses Materials bildet zusammen mit der einheitlichen Oberflächenstruktur, die durch keine Fugen unterbrochen wird, einen guten und „neutralen“ Hintergrund für die angrenzenden Pflanz- oder Rasenflächen sowie Beläge aus (Naturstein)platten, Pflaster oder Holz. Auch in Verbindung mit Trockenmauern oder Gabionen ergeben sich reizvolle Kombinations- und Gestaltungsmöglichkeiten.

Pflege

Bei allen Vorzügen haben Kiesflächen auch einige Besonderheiten. Durch die lose, ungebundene Oberfläche eignen sie sich nur für ebene oder allenfalls leicht geneigte Flächen. Sie sind, ähnlich wie wassergebundene Wegedecken, nur für Flächen die belaufen oder selten mit einem PKW befahren werden geeignet. Die Oberfläche, die durch die Benutzung ständig in Bewegung ist, muss immer wieder nachgearbeitet bzw. geglättet werden. Das kann man, je nach Lebenseinstellung, als lästige Pflicht oder kontemplative Tätigkeit ansehen. Wer eine ebene Oberfläche allein zu langweilig findet kann, im Stile asiatischer Gärten, mit dem Rechen Muster zeichnen. Die Reinigung erfordert Geschick. Besen oder Hochdruckreiniger sind völlig ungeeignet. Gut geeignet ist hingegen ein Federbesen, mit dem sich größere Blätter gut entfernen lassen. Kleine Blätter verlangen Fingerspitzengefühl und Übung. Bei allen Reinigungsarbeiten lässt es sich nicht vermeiden, dass immer auch etwas Kies mit entfernt wird. Auch bei der normalen Nutzung wird immer etwas Kies vertragen, so dass der „Schwund“ gelegentlich ersetzt werden muss.

Bauweise

Achtung: Kiesflächen sind Sonderbauweisen und durch keine Norm geregelt. Sie müssen dementsprechend im LV detailliert beschrieben werden. Im Vorfeld sollte der Auftraggeber ausführlich über die besonderen Eigenschaften informiert werden, damit es später nicht zu Reklamationen kommt.
Kiesflächen verlangen einen ebenen, ausreichend wasserdurchlässigen und tragfähigen Baugrund. Sofern ein entsprechender Boden ansteht kann sogar auf eine Tragschicht verzichtet werden. Das profilgerechte Planieren und Verdichten des Bodens reicht aus. Durch eine entsprechende Profilierung oder zusätzliche Dränage muss allerdings für eine sichere Entwässerung gesorgt werden. Sofern der anstehende Boden nicht geeignet ist wird eine korngestufte Schotter- oder Kiestragschicht nach DIN 18315 „Verkehrswegebauarbeiten – Oberbauschichten ohne Bindemittel“ in einer Stärke von 15-20 cm eingebaut. Vor dem Aufbringen der Kiesschicht sollte auf dem Baugrund bzw. der Tragschicht ein unkrautunterdrückendes, wasser- und luftdurchlässiges Vlies verlegt werden. Früher wurde die Deckschicht aus Kies oder Splitt unmittelbar auf die Tragschicht aufgebracht. Inzwischen gibt es Armierungssysteme aus Recyclingkunststoff oder Vliesstreifen, die die Kiesschicht stabilisieren und den Bau erleichtern.

Materialien

Gitterplatten aus Kunststoff werden auf den vorbereiteten Untergrund/Tragschicht lt. Herstellervorschriften verlegt. Anschließend werden die Kammern mit Kies oder Splitt, Körnung 2/8 mm, verfüllt. Um die Gitterplatten zu verdecken werden sie mit einer ca. 3 cm starken Kiesschicht überfüllt. Seit kurzem werden Wabengewebe aus 5 cm hohen Vliesstreifen angeboten (GroundGrid). Die gefaltet angelieferten Elemente (Größe 10 m2) werden zum Verlegen vor Ort aufgefaltet bzw. auseinandergezogen und provisorisch mit Schnurnägeln fixiert. An den Stößen werden die Elemente mit einem Tacker verklammert. An den Rändern kann es mit einer Schere leicht an die vorgegebene Form angepasst werden. Es ist wichtig, dass das Gewebe fest auf dem Boden aufliegt. Gegebenenfalls ist es bis zum Befüllen erforderlich, das Gewebe vorübergehend durch das Auflegen von mit Steinen belasteten Bohlen oder Brettern zu beschweren. Danach werden die Kammern über Kopf mit Schubkarre, Radlader oder Bagger gefüllt. Sobald die Kammern gefüllt sind, ist das Gewebe stabilisiert und die Schnurnägel können entfernt werden. Auch hier werden die Waben wieder aus optischen Gründen ca. 3 cm überfüllt.
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