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Eleganz und Vielseitigkeit – Farne und ihre Verwendung

Farne und ihre Verwendung - Titelseite

Farne fristen häufig ein „Schattendasein“ in der Pflanzenverwendung. Doch sie sind erheblich vielseitiger als man es zunächst erwartet. Nicht nur im Wald oder im kühlen Mauerschatten, sondern auch an trocken sonnigen Standorten und sogar am und im Wasser trifft man in der Natur auf Farne.

2019, 12 Seiten

Der Handel hält ein breites Sortiment an Arten vor, das es gilt, für eine attraktive Gestaltung von Pflanzungen zu nutzen. Wer den Aufwand nicht scheut, kann sogar Baumfarne kultivieren, wenn er im Sommer genügend Luftfeuchte verabreicht und sie frostfrei überwintert.
Farne gehören zu den ursprünglichen Pflanzenarten. Sie bilden keine Blüten aus, sondern vermehren sich durch Sporen. Hier unterscheidet man zwei Gruppen von Farnen. Ein Großteil bildet die Sporen auf der Rückseite der grünen Blattwedel aus, die je nach Art in unterschiedlich geformten Sporenlagern angeordnet sind. Eine zweite Gruppe produziert eigene oder auch kombinierte Sporenwedel, die optisch besonders reizvoll wirken können – ähnlich eines Blütenstandes, wie z. B. beim Königsfarn.
Aus den Sporen entwickelt sich nicht gleich ein neuer Farn, sondern erst ein Vorkeim, auf dem dann wiederum männliche und weibliche Sporenbehälter entstehen. Erst nach deren Befruchtung bildet sich eine neue Farnpflanze. Einzelne Arten lassen sich allerdings auch über Teilung, Ausläuferschnittlinge oder Brutknospen vegetativ vermehren. Insgesamt erfordert die Vermehrung von Farnen einiges Know-how und eine exakte Arbeitsweise. Besondere Farne haben daher ihren Preis, aber sie danken es durch Langlebigkeit, wenn der Pflanzplatz gut gewählt ist.

Standort und Bodenvorbereitung

Wohl dem, der einen sauren humosen Boden und einen halbschattigen Standort mit hoher Luft- und Bodenfeuchte hat. Hier fühlen sich die meisten Farne wohl. Sie sind die Klassiker für reife Gärten. Im Rohboden haben sie ihre Startprobleme. Dort muss der Boden sorgfältig vorbe­reitet werden. Wichtig ist eine gute Lockerung und eine entsprechende Humusgabe durch gut abgebauten Kompost, Moorbeeterde (kein Weißtorf) und bei bindigen Böden ein Zusatz von 10 bis 15 % Sand (z. B. in Form von Quarzsand). Der Humusanteil ist abhängig von der Bodenbeschaffenheit und kann bei stark lehmigen Böden bis zu 40 % betragen. Bei sehr sandigen Böden wird etwas Lehm hinzugefügt. So kann genug Feuchtigkeit gespeichert werden. Die meisten Farne sind Waldbewohner, so dass auch stark verrottete, gehäckselte Zweige und Laubhumus verwendet werden können. Eine Beimischung reichlich grober Teile von 5 bis 30 mm Länge ist hierbei nützlich. Als Grunddüngung ist eine Gabe von 50-80 g Hornspänen pro m² zur Verbesserung der Humusversorgung und der Förderung des Bodenlebens empfehlenswert.
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Bei Mauerfarnen muss die Mischung etwas anders zusammengesetzt sein. Hier sollte der Lehmanteil höher und der Humusanteil geringer ausfallen, damit der Boden bindiger wird und die Feuchtigkeit länger hält. Die Fugen werden mit Substrat gefüllt, das gut angefeuchtet wird. Nach dem Einbringen der Wurzeln sollten keine Hohlräume vorhanden sein, damit der Farn beim Anwachsen nicht austrocknet.
Die beste Pflanzzeit ist von April, zu Beginn des Austriebs bis Ende August. Das Pflanzloch sollte etwa doppelt so breit und um ca. ein Drittel tiefer sein als der Farnballen. Im ersten Jahr bedarf es zum Anwachsen genügend Feuchtigkeit. Farne wurzeln eher flach, so dass die Gefahr der Austrocknung im Sommer hoch ist. Bei Mauerfarnen kann die Einwachsphase sogar mehr als zwei Jahre betragen. Bei längerer Trockenheit muss hier durch Übersprühen gewässert werden.

Gestalten mit Farnen

Farne wirken vor allem durch die Form und Farbe ihrer Wedel sowie deren besondere Textur. Sie stellen eine wertvolle Ergänzung im Wechselspiel mit den Blütenfarben von Stauden und Gehölzen dar und können einer Pflanzung Ruhe und Eleganz verleihen.
Größe und Struktur
In Abhängigkeit ihrer Größe und ihres Wuchsverhaltens prägen sie die Struktur einer Pflanzung. So bieten sich mannshohe Farne, wie der Königsfarn (Osmunda regalis) oder der Riesen-Wurmfarn (Dryopteris goldiana) als Gerüstbildner in größeren Pflanzflächen eher für den Hintergrund an. Dort können sie einzeln oder ggf. in kleinen Gruppen ihre Wirkung entfalten. Weitere horstig wachsende, knie- bis hüfthohe Arten, z. B. aus den Gattungen [i]Adiantum, Athyrium, Blechnum, Dryopteris[/i] oder [i]Polystichum[/i] finden ihren Platz am besten im mittleren Bereich, wo sie einzeln oder in Gruppen zu drei bis sieben angeordnet werden. Klein bleibende Arten und Sorten, z. B. von [i]Asplenium[/i] oder [i]Polypodium[/i] eignen sich eher für den Vordergrund. Je nach Ausbreitungsverhalten und Größe der Pflanzfläche werden sie in Gruppen oder auch flächig als Bodendecker verwendet. In dieser Gruppe sind auch die Arten für Steingärten und für die Bepflanzung von Mauerfugen zu finden.
Farbwirkung und Überwinterung
Auch wenn die Wedel der meisten Farne rein grün sind, so gibt es doch zahlreiche Abstufungen in der Farbintensität – vom frischen bis hin zum dunklen Grün in allen Nuancen. Die wohl attraktivste Färbung zeigt der Regenbogen- oder Brokatfarn, [i]Athyrium niponicum var. pictum[/i] mit seinem rötlich-silbergrauen Farbmuster längs der Blattrippen.
Weitere Farbspiele in Gold-, Braun- oder Rotschattierungen treten während des Austriebes oder im Herbst zutage. Spektakulär ist bei einigen Arten nicht nur die Farbe, sondern auch die Form der sich ausrollenden Wedel, so z. B. beim Purpur-Königsfarn ([i]Osmunda regalis ’Purpurea‘[/i]) oder beim Zimtfarn ([i]Osmunda cinnamomea[/i]). Diese zeigen auch eine ausgeprägte Herbstfärbung, die besonders reizvoll ist, wenn sie sich über mehrere Monate hinzieht. Auch der Hufeisenfarn ([i]Adiantum pedatum[/i]), der Straußfarn ([i]Matteucia struthiopteris[/i] und [i]M. pensylvanica[/i]), der Perlfarn ([i]Onoclea sensibilis[/i]) sowie der Adlerfarn ([i]Pteridium aquilinum[/i]), z. B. können sich intensiv Gold und Kupfer verfärben.
Die Ausgestaltung der Färbung hängt stark vom Klima und den Standorteigenschaften ab. Einige Farne, denen eine besondere Attraktivität zugeschrieben wird, zeigen das im mainfränkischen Trockenklima meist nicht. Aufgrund des oft trockenen Herbstes ziehen sie ohne besondere Ausfärbung bereits früh ein.
Das ganze Jahr über wirkungsvoll sind die winter- und immergrünen Farne. Zu den Besten gehören die [i]Blechnum[/i]-Arten, [i]Asplenium scolopendrium[/i], die [i]Polypodium[/i]- sowie viele [i]Polystichum[/i]-Arten und Sorten. Auch der Rotschleierfarn ([i]Dryopteris erythrosora[/i]) mit seinen rot austreibenden Wedeln zählt zu dieser Gruppe. Damit die Belaubung auch im Winter attraktiv bleibt; sollte ein Platz ausgewählt werden, der vor Wintersonne geschützt ist.
Benachbarung mit Stauden
Geeignete Partner finden sich prinzipiell bei allen Arten, die demselben Lebensbereich der jeweiligen Farne zuzuordnen sind. Die meisten Farne wachsen besonders gut an lichten Gartenplätzen im kühlen Schatten größerer Gehölze. Sie bevorzugen frische bis feuchte durchlässige Böden mit einem hohen Humusanteil. An diesen Standorten ergeben sich reizvolle Kombinationen mit großblättrigen Stauden wie [i]Hosta, Rodgersia, Ligularia[/i] auch mit Herbstanemonen, Aruncus, Cimicifugen, Astilben und selbstverständlich mit den panaschierten Sorten der klassischen Gräser wie [i]Carex morrowii[/i] oder [i]Carex oshimensis[/i]. Auch mit anderen panaschierten Arten und Sorten wie [i]Brunnera macrophylla[/i] ‘Jack Frost‘ oder [i]Arum italicum subsp. italicum[/i] ‘Pictum‘ ergeben sich schöne Farbkontraste. [i]Epimedium[/i]- oder [i]Tiarella[/i]-Arten und Sorten stellen eine weitere gute Ergänzung dar. Gut kombinieren lassen sich Stauden mit feinteiligen und Farne mit ungeteilten Blättern, wie z. B. dem Hirschzungenfarn ([i]Asplenium scolopendrium[/i]) und umgekehrt.
Winter- und frühlingsblühende Zwiebel- und Knollengewächse dürfen vor allem zwischen sommergrünen Farnen nicht fehlen. Schöne Kombinationen ergeben sich z. B. mit [i]Anemone nemorosa[/i] und [i]Anemone blanda, Cyclamen coum, Eranthis, Erythronium, Galanthus[/i], Narzissen, [i]Scilla[/i] oder [i]Hyacinthoides[/i] sowie dem Märzenbecher ([i]Leucojum[/i]). Bei der Benachbarung muss die Konkurrenzkraft der Farne und Geophyten aufeinander abgestimmt sein. So können sich z. B. [i]Anemone blanda[/i] und Cyclamen nur bei schwachwüchsigen und eher niedrig bleibenden Farnen, wie z. B. [i]Blechnum[/i] oder [i]Asplenium[/i] langfristig durchsetzen. Auch größere Lilien, wie z. B. die Panther-Lilien an frisch bis feuchten Standorten oder Türkenbund-Lilien an nicht zu sauren Standorten sind gute Partner mittelgroßer Farne.

Empfehlenswerte Arten

Der klassische Standort der Farne ist im Schatten unter Bäumen, wobei viele Arten noch an sehr dunklen Stellen wachsen, an denen zahlreiche Stauden bereits versagen. Im eingewachsenen reifen Garten, wenn die Gehölze groß sind und etliche Stauden in der Unterpflanzung durch die geänderten Standortverhältnisse verschwunden sind, haben die Farne ihren Auftritt.
Goldschuppenfarn ([i]Dryopteris[/i]) im Austrieb (Foto: A. Adelsberger)

Goldschuppenfarn

Der Glanz-Schildfarn ([i]Polystichum aculeatum[/i]) zeichnet sich durch wintergrüne glänzende Blätter aus und wächst eher breit.

Glanz-Schildfarn

Die Fiederblättchen der Schildfarne ([i]Polystichum aculeatum[/i]) sind reichlich bestachelt.

Schildfarne

Bei hoher Luftfeuchte kann der Tüpfelfarn ([i]Polypodium[/i]) sogar in Moospolstern auf Baumstämmen wachsen.

Tüpfelfarn

Die entsprechend geformten Wedel auf schwarzen Stielen geben dem Hufeisenfarn ([i]Adiantum pedatum[/i]) seinen besonderen Flair.

Hufeisenfarn

Der Hirschzungenfarn ([i]Asplenium scolopendrium[/i]) bildet streifenartige Sporenlager auf der Rückseite seiner grünen Wedel aus.

Hirsch-
zungenfarn

Beim Rippenfarn ([i]Blechnum spicant[/i]) sind die Sporen- und Blattwedel verschiedenartig geformt.

Rippenfarn

Beim Rotschleierfarn ([i]Dryopteris erythrosora[/i]) sind die frisch austreibenden Wedel rot überhaucht.

Rotschleierfarn

In Parkanlagen findet der Straußfarn ([i]Matteuccia struthiopteris[/i]) genügend Platz, hier in Kombination mit [i]Epimedium x versicolor[/i] 'Sulphureum'.

Straußfarn

Der Perlfarn ([i]Onoclea sensibilis[/i]) harmoniert am Teichrand gut mit [i]Acer palmatum[/i] 'Dissectum Atropurpureum', wenn seine Ausbreitung eingegrenzt wird. (Foto. A. Adelsberger)

Perlfarn

Eine „Rote Liste“-Art für Sumpf und Flachwasser ist der Kleefarn ([i]Marsilea quadrifolia[/i]). (Foto: W. Kircher)

Kleefarn

Als Schutz gegen Hitze und Trockenheit rollt der Milzfarn ([i]Ceterach officinarum[/i]) seine Wedel ein.

Milzfarn

Schattige Mauern lassen sich mit Farnen ansprechend begrünen. Braunstieliger Streifenfarn mit Hirschzungenfarn und Blassgelbem Scheinlerchensporn ([i]Pseudofumaria alba[/i]).

Mauerfarne

Falllaub dient als Winterschutz und gleichzeitig als Nährstofflieferant.

Winterschutz

Bild 18: Nach dem Winter werden auch bei Immergrünen (im Bild: [i]Asplenium scolopendriumun[/i] unschöne Wedel entfernt.

Pflege

Eine ausführliche Beschreibung und weiterführende Hinweise enthält der Fachartikel.