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Bewährte Apfelsorten für den Streuobstanbau
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Großkronige Obstbäume prägen das Landschaftsbild. Sie erfreuen uns durch ihre Blütenpracht und oftmals reiche Ernte. Außerdem sind sie wichtige Rückzugsgebiete für viele Tiere.

Die Sortenvielfalt sorgt für ungespritztes Tafelobst, liefert aber auch einen besonderen Rohstoff für die Verarbeitung zu Saft, Most und Edelbrand.
Aus dem reichen Sortiment können hier nur die wichtigsten Sorten aufgeführt werden, die um regionale Varietäten zu ergänzen sind.

Sämtliche genannten Sorten sind für Sämlingsunterlagen besonders geeignet und daher für den Streuobstbau empfehlenswert. Sie lassen sich ebenfalls in günstigen Klimaten verwenden. Auf mittelstarken bzw. schwächeren Unterlagen sind sie auch für den Hausgarten denkbar.

Erläuterungen zur Ernte

• Pflückreife: früh = August, mittel = September, spät = Oktober
• Früchte durchpflücken (zwei bis drei Erntegänge), wenn die Grundfarbe von grün nach grüngelb umschlägt.
• Früchte für die (Langzeit-)Lagerung knapp reif ernten. Dies gilt auch für sehr süße Sorten, die dann etwas mehr Säure und Aroma aufweisen. Auf dem Lager lassen Festigkeit und Säure lassen nach; Stärke wandelt sich in Zucker um und die Früchte schmecken süßer.
• Früchte für den Sofortverzehr am Baum voll ausreifen lassen.

Teil 1: Apfelsorten - auch noch für rauere Lagen

  • 'Berleis': Pflückreife spät, lagerfähig bis Mai, Neuzüchtung Berlepsch x Eiserapfel; fest, süß-säuerlich, leichte Würze
  • 'Biesterfelder Renette': Pflückreife mittel, lagerfähig bis Dezember, wenig Schorf, aber Mehltau, Stippe, Krebs möglich; feiner Geschmack; triploid
  • '(Rheinischer) Bohnapfel': Pflückreife spät, lagerfähig bis Mai; robuste Verwertungssorte; Frucht klein - mittelgroß, hart, säuerlich; fad, triploid
  • 'Boskoop' (Schöner aus Boskoop), (Roter Boskoop): Pflückreife spät (nicht zu spät ernten), lagerfähig bis Februar/März; blütenfrostempfindlich, Schorf, Mehltau, Krebs möglich; Ertrag: spät, unregelmäßig; viel Zucker (kein Diabetikerapfel!), spritzige Säure, würzig, welkt am Lager. Starker Wuchs (triploid), wenig schneiden, mehr formieren;
  • 'Champagner Renette': Pflückreife spät, lagerfähig bis April; Schorf mittel; anfällig für Krebs; Frucht klein, gelbgrün, feine Säure
  • (Transparent aus) 'Croncels': Pflückreife mittel, lagerfähig bis November; robust (außer Schorf); auch Stammbildner; feinfruchtig, milde Säure, hellgelb bis grün, guter Backapfel; druckempfindlich
  • 'Danziger Kant': Pflückreife mittelspät, lagerfähig bis Januar; wüchsig, robust (Schorf, Krebs z.T. mittel); saftig, säuerlich, leichte Würze. Leuchtend rot, z.T. fettige Schale
  • 'Erbachhofer Weinapfel': Pflückreife mittelspät, lagerfähig bis Februar/März; robust, schorffest; kleine Früchte, rot, saftig, herber Mostapfel
  • "Fromm's Goldrenette": Pflückreife mittelspät, lagerfähig bis Februar; wenig krankheitsanfällig; richtige Bezeichnung 'Galloway Pepping'
  • 'Geheimrat Dr. Oldenburg': Pflückreife mittel, lagerfähig bis Dezember; mäßig Schorf, kaum Mehltau, krebsanfällig; gute Erträge; rot marmorierte Schale, süß-säuerlich bis mild, bei starkem Behang jedoch fade
  • 'Gelber Edelapfel': Pflückreife mittel, lagerfähig bis Januar/(Februar); robust, Krebs möglich; feinwürzig mit erfrischender Säure, guter Backapfel
  • 'Grahams Jubiläum': Pflückreife mittel, lagerfähig bis Dezember; auch Stammbildner; insgesamt robust; gelbe, süßliche Frucht mit spürbarer feiner Säure, guter Backapfel
  • 'Hauxapfel': Pflückreife spät, lagerfähig bis Februar/März; anpassungsfähig, robust. Frucht mäßig Schorf; rotbackig, fest, säuerlich
  • 'Jakob Fischer': Pflückreife früh, lagerfähig bis Ende September; robust, mäßig Schorf; Frucht groß, süß, feine Säure, leichte Würze; triploid, starker Wuchs; auch als Stammbildner
  • 'Jakob Lebel': Pflückreife mittel, lagerfähig bis November; robust; etwas Schorf. Saftig, süß, leichte Säure, guter Backapfel. Die gestreifte Schale fettet (stark) im Lager. Triploid
  • 'Kaiser Wilhelm': Pflückreife spät, lagerfähig bis Februar; robust, ggf. Krebs; Ertrag meist spät; rote Früchte, süß mit Säure, leichte Würze, mäßig saftig (im Lager trocken, mehlig). Triploid, bildet große Bäume.
  • 'Landsberger Renette': Pflückreife spät, lagerfähig bis Januar/Februar; Schorf und Mehltau möglich; gute Erträge; grün-gelbe Schale mit Lentizellen, Frucht safttig, süß-säuerlich
  • 'Lohrer Rambour' / 'Schwaikheimer Rambour': Pflückreife spät, lagerfähig bis März; robust, Schorf (leicht) und Stippe möglich; unsymmetrische, kantige Frucht mit rötlichen Streifen, jedoch flach im Geschmack
  • 'Prinz Albrecht von Preußen': Pflückreife mittelspät, lagerfähig bis Dezember; wenig krankheitsanfällig, Stippe möglich. Frucht rot, saftig, süß mit feinem Aroma
  • 'Prinzenapfel': Pflückreife spät, lagerfähig bis Dezember; Frucht walzenförmig, geschmackvoll mit feiner Säure
  • 'Rote Sternrenette': Pflückreife spät, lagerfähig bis Januar; robust; wüchsig, süß-säuerlich mit dezentem Aroma, Weihnachtsapfel: rote Schale mit markanten Lentizellen (Schalenpunkten)
  • 'Roter Ausbacher': Pflückreife spät, lagerfähig bis April/Mai; robust; kaum Schorf. Feste Frucht, säuerlich, ohne besonderes Aroma: überwiegend für Verarbeitung
  • 'Roter Eiserapfel': Pflückreife spät, lagerfähig bis April/Mai; robuste Verwertungssorte, festfleischig, Geschmack: flach, besser: 'Berleis'
  • 'Spätblühender Taffet': Pflückreife mittel, lagerfähig bis Dezember; robust, späte Blüte (für spätfrostgefährdete Lagen); gelbe, süß-säuerliche Frucht, jedoch geschmacklich flach
  • 'Wiltshire': Pflückreife spät, lagerfähig bis Februar; robust; guter Backapfel, gelbe Schale (wird im Lager fettig), Fleisch fest, weiß, grobzellig, saftig; feine Säure und Würze.
  • ('Rheinischer/Teuringer') 'Winterrambur': Pflückreife spät, lagerfähig bis Februar/ März; etwas Schorf und Schalenbräune; ertragreiche Sorte, fest, leicht süß, eher säuerlich, im Geschmack flach; triploid, starker Wuchs mit breiter Krone
  • 'Zabergäu Renette': Pflückreife spät (nicht zu spät ernten), lagerfähig bis Januar/Februar; ähnlich 'Boskoop', jedoch gelbbraune bis zimtfarbene Schale ("Lederapfel"); guter Backapfel, Frucht wird im Lager trocken und mürbe. Triploid

Schorftolerante Apfelsorten, auch für klimatisch ungünstige Lagen

  • 'Retina': Pflückreife früh, lagerfähig bis September; knapp vollreif ernten
  • 'Reglindis': Pflückeife mittel, lagerfähig bis November; süß-säuerlich, fein-aromatisch
  • 'Resi': Pflückreife mittel, lagerfähig bis Dezember; süßlicher, kleiner, saftiger Kinderapfel
  • 'Remo': Pflückreife mittel, lagerfähig bis November; spezielle Mostsorte; säuerlicher Tafelapfel
  • 'Relinda': Pflückreife mittel bis spät, lagerfähig bis März; breitkronig, dünntriebig, vorwiegend Mostsorte
  • 'Rebella': Pflückreife mittel, lagerfähig bis Dezember; ertragreich, robust, süß-säuerlich
  • 'Rewena': Pflückreife mittel bis spät, lagerfähig bis Februar; Verwertungsfrucht; eher neutraler, etwas herber Geschmack
  • 'Reanda': Pflückreife mittel, lagerfähig bis Januar; dezenter Geschmack, saftig, süß-säuerlich; verkahlende Triebe, hängendes Holz
  • 'Renora': Pflückreife spät, lagerfähig bis Februar; wüchsige Sorte mit ansprechendem Geschmack
  • 'Gerlinde': Pflückreife früh bis mittel, lagerfähig bis November/ Dezember; 'Elstar'-Abkömmling (guter Geschmack), kleine bis mittelgroße Frucht; wüchsig; etwas Mehltau
  • 'Teser'/'TSR 29': Pflückreife mittel, lagerfähig bis Dezember; fein-säuerlich, saftig; anfällig für Mehltau, ertragreich
  • 'Ahra': Pflückreife mittel, lagerfähig bis Januar; fein-säuerlich, würzig; krebsfest; Mehltau: stark
  • 'Rubinola': Pflückreife mittel, lagerfähig bis Dezember; fein-säuerlich, guter Geschmack; sparriger Wuchs
  • 'Topaz': Pflückreife spät, lagerfähig bis März/April; geschmacklich sehr hochwertig, süß-säuerlich, fein-aromatisch, saftig, mittelgroß; Mehltau möglich
  • 'Florina': Pflückreife spät, lagerfähig bis Dezember/Januar; mittel bis große Frucht, karminrot, bläulich-bereift; süß, wenig Säure. Erweist sich robust außer Mehltau

Forciert werden sollten schorftolerante Sorten. Die ursprünglich vorhandene Schorfresistenz ist inzwischen durchbrochen. Sie sind geschmacklich gut und besitzen vielseitige Verwendungsmöglichkeiten, einige speziell für die Fruchtsaftindustrie. Viele sind inzwischen auch als Hoch- und Halbstämme erhältlich. Erste Erfahrungen im Streuobstbereich zeigen: die Erträge sind früh, regelmäßiger und meist hoch mit einem hohen Anteil an Tafelfrüchten. Viele Re-Sorten sind außerdem weitgehend robust gegenüber Mehltau. Sie lösen somit viele Probleme. Sie sind diploid; „herkömmliche“ Sorten kommen als Befruchter ebenfalls in Frage.

Tipp: Ernte auf zwei bis drei Pflückgänge verteilen. Für längere Lagerung die Früchte knapp reif ernten, wenn die Grundfarbe von grün nach gelbgrün umschlägt. Dies gilt auch für sehr süße Sorten, die dann etwas mehr Säure und Geschmack aufweisen.

Teil 2: Apfelsorten für wärmere bzw. geschützte Lagen

  • 'Aderslebener Kalvill': Pflückreife spät, lagerfähig bis Februar; fein-aromatisch; harmonisch-süß, weitgehend robust; Schorf jedoch möglich
  • 'Alkmene': Pflückreife mittel, lagerfähig bis Ende Dezember; süß-würzig, guter Ersatz (da nicht so empfindlich) für 'Cox Orange'; auch für mittlere Höhenlagen
  • 'Ananasrenette': Pflückreife spät, lagerfähig bis Februar; robust (wenig Schorf), Mehltau möglich; Frucht grüngelb bis goldgelb mit typischen Lentizellen, klein, fein-fruchtig, leicht säuerlich
  • 'Freiherr von Berlepsch': Pflückreife mittel bis spät, lagerfähig bis März; fest, aromatisch, fein-säuerlich ("Riesling unter den Äpfeln"), saftig; anfällig für Krebs, mäßig Schorf und Mehltau, Ertrag eher schwach (Vorernte, Fruchtfall)
  • 'Brettacher': Pflückreife spät, lagerfähig bis Mai; saftig, säuerlich; widerstandsfähig; hohe Erträge. In höheren Lagen; geschmacklich fad/grasig; triploid
  • 'Dülmener Rosenapfel': Pflückreife mittel, lagerfähig bis Dezember; wenig schorfanfällig; feiner Geschmack, saftig, mild-säuerlich, Schale kann fettig werden
  • 'Discovery': Pflückreife sehr früh, lagerfähig nur bis August; robust; wohlschmeckend, kleiner wertvoller Frühapfel
  • 'Gewürzluiken': Pflückreife spät, lagerfähig bis März; säuerlich, leicht würzig, fest; rote Schale, deutliche Lentizellen. Schorf und Krebs möglich; dichter Wuchs: gut auslichten
  • 'Gloster': Pflückreife spät, lagerfähig bis April; anfällig für Krebs u. Schorf. Rote, glockenförmige, süße Frucht; neigt zu Kernhausbräune im Lager
  • 'Goldparmäne' (Syn.: 'Reine des Renettes'): Pflückreife mittel, lagerfähig bis Januar; gelb-rotbrauner Apfel, würzig; anfällig für Blutlaus, Krebs, Schorf. Starker Fruchtfall vor der Ernte
  • 'Goldrenette von Blenheim': Pflückreife spät, lagerfähig bis Februar; leicht würziger Geschmack; mäßig empfindlich für Schorf. Monilia, Krebs und Stippe möglich, wüchsige Sorte, keine schweren Böden, triploid
  • 'Gravensteiner': Pflückreife früh bis mittel, lagerfähig bis Oktober/November; Schorf u. Mehltau möglich; Äpfel rot gestreift, reifen folgernd, saftig, feines Aroma; triploid, wüchsig
  • 'Idared': Pflückreife spät, lagerfähig bis April; dunkelrot, ertragreich, säuerlich, wenig Zucker, somit flach im Geschmack; robust (außer Mehltau)
  • 'Ingrid Marie': Pflückreife mittel, lagerfähig bis Januar; anfällige Sorte, feinwürzig (erinnert an 'Cox Orange'), saftig, im Lager mürbe, dunkelrote Deckfarbe
  • 'James Grieve' ('Roter James Grieve'): Pflückreife früh bis mittel, lagerfähig bis Oktober; anfällig für Krebs, Stippe, Triebmonilia – für Schorf leicht. Kleine bis mittelgroße, feinaromatische Früchte, ertragreiche Sorte. Für trockene Standorte weniger geeignet. Rote Mutante reift etwas früher
  • 'Melrose': Pflückreife spät, lagerfähig bis März/April; gut schmeckend; mäßig Schorf, etwas mehltauanfällig; großfruchtig, Geschmack gut.
  • 'Ontario': Pflückreife spät, lagerfähig bis Mai; nur in guten Lagen feines Aroma; anfällig für Krebs, Alternanz; Frucht: druckempfindlich, saftig
  • 'Schweizer Glockenapfel': Pflückreife spät, lagerfähig bis April; Frucht grüngelb, sonnenseits gelb mit oranger Backe, Frucht etwas herb; weißes, festes Fleisch; mäßig Schorf. Stippe, Mehltau möglich. Verzweigt büschelartig, neigt zu Verkahlen.
  • 'Schweizer Orangenapfel': Pflückreife spät, lagerfähig bis März; feinaromatisch (Eltern: 'Cox Orange' und 'Ontario'), mittelgroß; Alternanz und Mehltau möglich
  • 'Tumanga' (Syn.: 'Auralia'): Pflückreife spät, lagerfähig bis Februar; aromatisch; robust (außer gegen Mehltau), stippeanfällig

Außerdem können die schorfresistenten Apfelsorten besonders empfohlen werden (siehe Teil 1)! In wärmeren Lagen erreichen sie zudem noch bessere Fruchtqualitäten.

„Pi“- Sorten zeigen in wärmeren Klimaten, trockenen Anbaugebieten, eine tolerierbare Anfälligkeit gegen Schorf und Mehltau, außer 'Pinova', die mehr anfällig ist.
Sie alle sind geschmacklich hochwertig und vielseitig verwendbar. Die Sorten sind diploid und ertragreich.

  • 'Piros' und 'Pia': frühe Pflückreife, lagerfähig bis November. Beide Sorten sind früher als 'Jakob Fischer', geschmacklich gut, weitgehend robust (außer Krebs)
  • 'Pirella' (= 'Pirol'): mittlere Pflückreife, lagerfähig bis Dezember. Attraktive große Frucht, süß-säuerlich mit feinem Aroma.
  • 'Pilot': späte Pflückreife, lagerfähig bis Mai. Erst ab Dezember genussreif, dann geschmacklich gut und nicht mehr so fest. Sehr gute Lagerfähigkeit.

Bei weiteren Pi-Sorten wie z. B. 'Piflora' (Herbstsorte), 'Pingo' ('Idared'-ähnliche Lagersorte)
ist die Verwendung im Streuobstanbau noch nicht über einen längeren Zeitraum erprobt, vers

Allgemeine Hinweise

• Nicht in den Streuobstbestand gepflanzt werden sollten stark anfällige oder im Anbau sehr problematische Sorten wie 'Jonagold', 'Golden Delicious', 'Gala', 'Elstar', 'Cox Orange', 'Rubinette' oder Sorten, die bei uns nicht genügend reifen (z. B. 'Granny Smith', 'Braeburn', 'Fuji').
• Sorten für raue Lagen (Teil 1) können in wärmeren Klimaten ebenfalls Verwendung finden, wo sie meist auch bessere Fruchtqualitäten erreichen.
• Triploide Sorten sind keine Pollenspender.
• Es gibt über 1.000 Apfelsorten in Deutschland. Somit erheben die Listen keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es handelt sich um in vielen Regionen bewährte Sorten. Darüber hinaus sind regionale Sorten ebenfalls zu beachten.
• Detaillierte Sortenbeschreibungen finden Sie in Fachbüchern oder Literatur der Pomologen-Vereine.
• Die Geschmacksausprägung der Früchte schwankt je nach Baumbehang, Erntezeitpunkt, Standort und Baumpflege (Schnitt, Schaderreger). In älterer Literatur werden v. a. Geschmackseigenschaften eher "wohlwollend" beschrieben.