BuGG-Tagung in Würzburg
Grüne Aussichten für die Stadt!

Johanne Bohl mit Kongressteilnehmern vor der mit Pflanzen bewachsenen Wand an der Forschungsstation.

© ZAE Bayern

Enge Häuserschluchten, verzweigte Straßen und überall ein monotones Bild aus Grau in Grau: Beton und Asphalt prägen das Bild unserer Städte. Doch es gibt einen grünen Hoffnungsschimmer am Horizont – der Fassaden- und Dachbegrünung sei Dank! Am 18. September 2019 trafen sich die führenden Gebäudegrünexperten aus Deutschland in Würzburg und diskutierten über Möglichkeiten und innovative Ansätze, damit das Grün wieder Einzug in unsere Städte hält und neben dem Wohlfühlfaktor auch für ein besseres Klima sorgt.

Neues aus Forschung & Praxis

Johanne Bohl steht mit ihrem Forschungskollegen bei der Präsentation vor sitzendem Publikum.

© ZAE Bayern

Welche neuen Ansätze zur Fassaden- und Dachbegrünung gibt es? Und wie kann das Grün das Mikroklima an den Gebäuden verbessern? Über 50 Architekten, Stadtplaner und auch Wissenschaftler trafen sich im Rahmen der Fachtagung des Bundesverbandes GebäudeGrün (BuGG) am Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE Bayern) in Würzburg. Berichtet wurde dabei über die Rolle der Gebäudebegrünung im zukünftig immer wichtiger werdenden „Water Sensitive Urban Design“ (WSUD), bei dem sich u. a. der Wasserrückhalt und die verzögerte Abgabe des Niederschlagswassers sehr positiv auswirken. Beispiele wurden hier von Prof. Uhl (Fachhochschule Münster) und Prof. Dickhaut (HafenCity Universität Hamburg) aufgezeigt. Die Lehre und Bildung im Bereich der Gebäudebegrünung wurden beispielhaft von Prof. Ludwig (TU München) dargestellt. Frau Prof. Büchner (HS Osnabrück) erläuterte das Projekt „KlimAGaLa“, also die Weiterbildung zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels und zum Klimaschutz für Akteure im Fachbereich Landschaftsarchitektur, Garten- und Landschaftsbau sowie Produktionsgartenbau.

Klimafassadenforschung hautnah

Johanne Bohl mit Kongressteilnehmern vor der mit Pflanzen bewachsenen Wand an der Forschungsstation.
Auf dem Tagungsprogramm stand neben der Vorstellung innovativer Projekte aber auch ein Blick in die Zukunft. Denn in Kooperation mit dem ZAE Bayern betreiben die Experten des Institutes für Stadtgrün und Landschaftsbau mit der Klima-Forschungs-Station (KFS) einen deutschlandweit innovativen Forschungsansatz. Denn gerade in den Stadtbereichen, die dicht bebaut sind und Flächen hochgradig versiegelt wurden, sind die Folgen des Klimawandels deutlich spürbar. Wenn jedoch die wandgebundene Fassadenbegrünung direkt bei der Hochbauplanung berücksichtigt wird, können vernetzte, lebendige Fassaden entstehen, die nicht nur Lebensraum für Insekten bieten, sondern auch Luftqualität und durch die Verdunstungsleistung das Mikroklima verbessern. Im Forschungsprojekt wird daher unter realen Bedingungen getestet, welche energetischen und physiologischen Auswirkungen innovative Fassadenmaterialien in Kombination mit standortgerechter Begrünung haben.

Noch Potenzial vorhanden

Noch steckt die Fassaden- und Dachbegrünung in den Kinderschuhen. So beträgt der Gesamtbestand der begrünten Dachflächen in Deutschland gerade einmal 100 Mio. Quadratmeter. Im letzten Jahr kamen zwar 7 Mio. Quadratmeter neue Flächen hinzu; weitaus größeres Potenzial ist aber vorhanden. Denn bei über 80 Prozent der Dachflächen handelt es sich um extensiv begrünte Flächen, also oftmals um eine „Zwangsbegrünung“, die durch Auflagen in der Baugenehmigung oder im Bebauungsplan vorgeschrieben wird. Mit Retentionsdächern (zur Zwischenspeicherung von Extremniederschlägen) und Solardächern (Kombination aus Dachbegrünung und Photovoltaik) gibt es aber innovative Ansätze und Trends in der Dachbegrünung. Herausforderungen in der Zukunft stellen dabei jedoch die Rohstoffbeschaffung, die Transportlogistik und die Bewässerung dar.
Gesamtaufnahme der Klima-Forschungs-Station mit Winterlinde und Fassadenprüfstand.
Forschungsprojekt "Klima-Forschungs-Station"
Ziel der Klima-Forschungs-Station ist es, mit innovativen Fassadenmaterialien und Kühlkomponenten in Kombination mit standortgerechten Begrünungssystemen mit hoher Verdunstungsleistung ein energetisch und physiologisch günstiges Mikroklima an der Fassade zu erzeugen, welches einen nachhaltigen Beitrag zur Klimamäßigung und Steigerung der Biodiversität im Siedlungsbereich leisten kann. Darüber hinaus sollen die Systeme so konzipiert werden, dass die Nutzung in Herstellung und Unterhalt später auch wirtschaftlich angemessen erscheint.