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Der Feld-Ahorn und seine Sorten in der Stadt

Fachartikel Feld-Ahorn Titelbild

Der Feld-Ahorn ist ein Gehölz, das sich in der Stadt außerordentlich vielseitig einsetzen lässt. In Gärten, Parks und an der Straße kann er sowohl als Großstrauch, geschnittene Hecke oder auch als Straßenbaum verwendet werden. Gemessen an seinen ästhetischen und ökologischen Qualitäten, seiner Vielseitigkeit und Anpassungsvermögen sowie seiner Widerstandsfähigkeit gegenüber Hitze, Trockenheit, verdichtetem Boden und Streusalz verdient er mehr Beachtung.

2019, 9 Seiten

Feld-Ahorn als Straßenbaum

Die heimischen Ahornarten und deren Sorten sind nach wie vor wichtige Straßenbäume, die jedes Jahr in großer Zahl gepflanzt werden. Das gilt vor allem für den Spitz-Ahorn ([i]Acer platanoides[/i]). Seine Robustheit und Anpassungsfähigkeit, die Fülle von Sorten mit unterschiedlichen Kronenformen und Blattfarben sowie der günstige Preis sind sicher der Grund für seine Beliebtheit. Das gilt in ähnlicher Weise auch für den Berg-Ahorn ([i]Acer pseudoplatanus[/i]), der allerdings auf Grund seiner Herkunft und seinen Standortansprüchen generell nicht als Stadt- und Straßenbaum an heiße und trockene innerstädtische Standorte gepflanzt werden sollte. Aber auch der Spitz-Ahorn leidet inzwischen in der Stadt unter den zunehmenden Hitze- und Trockenperioden. Damit rückt der Feld-Ahorn ([i]Acer campestre[/i]) als weitere heimische Ahornart mehr in den Vordergrund. Er ist auf Grund seiner Herkunft in Eichen-Hainbuchen-Mischwäldern, an Waldrändern und in Knicks in Mittel-, Süd- und Osteuropa Hitze und Trockenheit gewöhnt. In den "Lebensbereichen der Gehölze" von Kiermeier (Kiermeier 1995) hat er dementsprechend die Kennziffer 6.3.3.2.
Lebensbereiche
  • Ziffer 1 Lebensbereich 6: Steppengehölze und Trockenwälder, Gehölze warm-trockener Lagen (xerotherme Lagen)
  • Ziffer 2 Bodenfaktoren 3: locker aufgebaute Gehölzgruppen, mäßig trocken bis frisch, z. T. feucht, Luft- und Bodentrockenheit vertragend, ± nährstoffreich, schwach sauer bis alkalisch, sandig-lehmig bis lehmig
  • Ziffer 3 Klimafaktoren 3: sonnig bis lichtschattig, hitzeverträglich und wärmeliebend, mäßig frosthart bis meist frosthart, gelegentlich spätfrostgefährdet
  • Ziffer 4 Wuchsgruppe 2: mittelgroßer Baum > 15 m
In der GALK-Straßenbaumliste wird die Art als "geeignet mit Einschränkungen" und die Sorte 'Elsrijk' in der Kategorie Verwendbarkeit als "geeignet" eingestuft. Die Sorte 'Huibers Elegant' ist noch im Test und dementsprechend ohne Bezeichnung bez. der Verwendbarkeit. Der Feld-Ahorn ist deutlich widerstandsfähiger als der Spitz- und vor allem der Berg-Ahorn gegenüber Hitze sowie Luft- und Bodentrockenheit. Er kann die eben genannten Arten allerdings nicht überall ersetzen, zumindest nicht dort, wo aus gestalterischen Gründen Großbäume gefordert sind, da er in seiner Wuchshöhe deutlich niedriger bleibt. Er ist somit eine Baumart, die sich auf Grund ihrer Wuchshöhe und Kronenbreite vor allem für Neben- und Wohnstraßen, Plätze, Fußgängerzonen, Innenhöfe und ähnliches eignet. Die Sortenvielfalt ist beim Feld-Ahorn auch deutlich geringer als beim Spitz- und Berg-Ahorn.
Pflanzung
Bei der Pflanzung von Straßenbäumen an schwierigen Standorten setzen sich in der Praxis zunehmend die "Empfehlungen für Baumpflanzungen, Teil 2 – Standortvorbereitungen für Neupflanzungen; Pflanzgruben und Wurzelraumerweiterung, Bauweisen und Substrate“ der FLL (Ausgabe 2010, Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V.), sowie die "Zusätzlichen technischen Vorschriften für die Herstellung und Anwendung verbesserter Vegetationstragschichten“, herausgegeben von der Stadt München (ZTV-Vegtra-Mü, aktuell Ausgabe 2016) durch. Beide Regelwerke sind sich in ihren Anforderungen an die Substrateigenschaften sehr ähnlich. Für Einzelbäume werden Baumgruben mit 1,5 m Tiefe und mindestens 12 m³ Größe gefordert. Die sandig-kiesigen Substrate, deren pH‑Wert meist über 7 liegen, kommen den Ansprüchen des Feld-Ahorns entgegen. Die großen Baumgruben sichern dem jungen Baum eine gute Anfangsentwicklung. Da Ahorn zu den Gattungen gehört, die anfällig sind für Rindenrisse, sollte der Stamm nach der Pflanzung für zehn Jahre einen Schutz aus einem weißen Anstrich oder einer Schilfrohrmatte erhalten.

Sorten

Vom Feld-Ahorn gibt es eine Reihe von Sorten, die von der Art in Bezug auf ihre Kronenform oder Blattfarbe abweichen. Sie vergrößern die Verwendungs- und Einsatzmöglichkeiten gerade hinsichtlich des Einsatzes als Straßenbaum.
Einige wichtige oder neu verwendete Sorten sind nachstehend beschrieben:
Carneval:
Blätter weiß panaschiert, Wuchshöhe ca. 6 bis 10 m, Verwendung vornehmlich im Hausgarten, schlägt gelegentlich in die Art zurück und bildet Triebe mit grünen Blättern aus, diese müssen sofort entfernt werden, da sie sonst die Sorte überwachsen.
Elsrijk:
Krone schmaler, geschlossener und gleichmäßiger als bei der Art, Wuchshöhe wie die Art, Blätter weniger mehltauanfällig, als Straßenbaum häufig verwendete Sorte.
Green Column:
Krone in der Jugend schmal aufrecht, später breit eiförmig, Höhe 8 bis 12 m, Breite 3 bis 5 m, Säulenform, für enge Räume oder Straßen oder für besondere gestalterische Effekte, neue und noch wenig verbreitete Sorte.
Huibers Elegant:
Krone eiförmig, sehr regelmäßiger aufrechter Wuchs, Höhe 6 bis 10 m, Breite 3 bis 5 m, starkes Jugendwachstum, kein Mehltaubefall, bisher noch wenig verbreitete Sorte als Straßen- und Parkbaum sowie für Gärten.
Nanum:
Krone rundlich bis kugelig, dicht geschlossen, Kronenhöhe/-breite ca. 3 m, kleiner Baum mit formaler Krone, Alternative zu den deutlich größer werdenden Acer platanoides 'Globosum' oder Robinie pseudoacacia 'Umbraculifera', als Hausbaum für kleine Gärten und für formale Anlagen. Sehr ähnlich, jedoch mit stärkeren Kronenästen: 'Annys Globe'
Queen Elisabeth:
Krone anfangs aufrecht, später rundlich, Wuchshöhe wie die Art jedoch Kronenform gleichmäßiger, schnellwüchsiger als die Art, Blätter größer. In der Jugend ist sie etwas empfindlich gegen Mehltau.
Red Shine:
Krone schmal pyramiden- bis eiförmig, Höhe 8 bis 10 m, Laub anfangs tiefrot, später grünlichrot, Blattunterseite dunkelgrün, wurzelechte Pflanzen verwenden um grüne Wildtriebe zu vermeiden, kleiner Baum für besondere gestalterische Akzente.
Feld-Ahorn 'Carneval'

'Carneval'

Feld-Ahorn 'Carneval' Blätter im Detail

'Carneval' - Blätter

Die Sorte 'Red Shine' im Austrieb

'Red Shine'

Feld-Ahorn 'Green Column'

'Green Column'

Feld-Ahorn als Formgehölze

Die Schnittverträglichkeit des Feld-Ahorns bietet dem Verwender viele Einsatzmöglichkeiten.
Hecke
Aus dem Feld-Ahorn lassen sich Hecken von 1,5 bis 6 m Höhe erziehen. Er stellt damit eine Alternative zu der sehr oft verwendeten Hainbuche dar. Beim Kauf sollte man, laut den »Gütebestimmungen für Baumschulpflanzen« der FLL, statt Heistern Heckenpflanzen bestellen. Diese Pflanzen sind während der Anzucht bereits geschnitten worden und dementsprechend dichter verzweigt. Inzwischen bieten die Baumschulen viele Heckenpflanzen auch als sogenannte Heckenelemente an. Das sind vorgeformte Heckenteile, die nach der Pflanzung sofort eine fertige Hecke ergeben. Diese Elemente sind zwar deutlich teurer als die üblichen Einzelpflanzen, aber sie sind dort sinnvoll, wo ein sofortiger Sichtschutz gewünscht ist.
Spaliere oder Hochhecken
In den Gärten der Niederlande und Belgien sieht man diese Gestaltungselemente recht häufig, in Deutschland hingegen eher selten. Neben dem Feld-Ahorn werden auch andere Baumarten, z. B. Hainbuchen, Sumpf-Eichen, Amberbaum und Linden in der Baumschule mit Hilfe eines Spaliers aus Latten oder Stangen zu einer quasi schmalen Hecke über einem zwei Meter hohen Stamm geformt. Gestalterisch lassen sich damit sehr gut Räume bilden oder abgrenzen oder unerwünschte Aussichten oder Einblicke verdecken. Anders als bei einer klassischen Hecke kann man darunter hindurchgehen. Gerade in historischen Gärten werden solche Spaliere oft mit »normalen« Hecken kombiniert. Das erlaubt weitere reizvolle Gestaltungsvarianten. Diese Hecken können die Stämme einschließen oder vor bzw. hinter ihnen verlaufen, so dass die Stämme noch sichtbar sind.
Kastenformen
Wuchtiger als Hochhecken wirken noch die Kastenformen. Hier wird die Krone, mit oder ohne Stamm, zu einem aufrecht stehenden rechteckigen Kasten geschnitten. Auch diese Form wird gern zur Abgrenzung oder Bildung von Räumen oder für Alleen eingesetzt. In weitem Abstand gepflanzt bleiben die Einzelbäume mit der geschnittenen Krone noch sichtbar. Bei einem engen Pflanzabstand wachsen die Kronen hingegen zu einem einzigen »Kasten« zusammen. Welche der beiden Möglichkeiten zum Einsatz kommt hängt wiederum von der gestalterischen Idee ab.
Dachformen
Bäume, deren Kronen zu horizontalen Dächern geformt wurden sieht man seit einiger Zeit wieder häufiger. Die klassische Baumart dafür ist die Platane. Es eignen sich allerdings alle schnittverträglichen Baumarten für diese Erziehungsform, also z. B. auch Hainbuche, [i]Crataegus[/i]-Arten, Linden oder eben auch der Feld-Ahorn. Mit Hilfe eines horizontalen Gerüsts aus Stangen oder Latten werden die Äste in der Baumschule zu einem quadratischen Dach geformt. Der Leittrieb wird entfernt. Auf diese Art entsteht quasi ein natürlicher Sonnenschirm. Da der Baum beim Wachstum mit seinen Ästen immer wieder nach oben strebt müssen die Äste regelmäßig wieder gebunden und geschnitten werden, damit die Dachform erhalten bleibt. Andernfalls geht der Baum nach oben »durch«. Trotz der notwendigen Pflegearbeiten sind solche grünen Sonnendächer eine reizvolle und natürliche Alternative zu Markisen und Sonnenschirmen. Baulich sind sie weniger aufwändig als eine bewachsene Pergolakonstruktion. Bei der Planung und Ausführung ist auf der Terrasse oder dem Platz eine ausreichend große (überbaubare) Baumgrube vorzusehen. Nur wenn der Baum ausreichend Platz für seine Wurzeln hat kann er seine Funktion erfüllen. Mit verdichtbaren Baumsubstraten und/oder freitragend überbauten Baumscheiben lässt sich diese Forderung leicht erfüllen.
Bögen
Mit Hilfe einer Stützkonstruktion lässt sich der Feld-Ahorn zu Bögen erziehen. Solche Bögen bestehen aus zwei Bäumen, die nach dem Roden bzw. Ballieren in der Baumschule auf der Baustelle wieder zu einem vollständigen Bogen zusammengesetzt werden. Die Höhe und Breite der Bögen richtet sich nach dem Alter der Gehölze und der Häufigkeit des Verpflanzens. Bei individuellen Wünschen muss man der Baumschule entsprechend Zeit geben für die Anzucht und (einige Jahre) vorausschauend bestellen. Mit einzelnen Bögen lassen sich Ein- und Durchgänge rahmen und betonen. Sie stellen eine lebende grüne Alternative zu Torbögen aus Holz, Mauerwerk oder Naturstein dar. Zum Erhalt der Form müssen sie ein- bis zweimal Mal jährlich geschnitten werden.
Bonsaiform
Die Baumschulen bieten den Feld-Ahorn auch in sogenannten Bonsaiformen an. Das sind frei und "künstlerisch“ geformte Pflanzen in unterschiedlichen Größen, die in der Pflanzung besondere Akzente setzen.

Der Fachartikel enthält eine ausführlichere Beschreibung.