Fachartikel
„Schau genau hin!“- Mit den Augen lernt man

Wie Handwerker ihre Kollegen schätzen, zeigt sich hier deutlich. Eine unordentlich hinterlassene Baustelle.

Wie empört sind wir über die Skandale beim Bau von Sportstadien in Katar? Mit welchem Moralverständnis werden Bauarbeiter nicht selten wie Sklaven behandelt? Auf Großbaustellen passieren oft Dinge, die jeden redlich denkenden Menschen maßlos ärgern, wenn er einen kleinen Einblick bekommen hat.

Trotz modernster Mittel im Bereich Planung und Ausführung, trotz ausgereifter Projektplanung und -überwachung und trotz regelmäßiger Kontrollen werden die Kosten oft erschreckend überschritten und die Bauzeiten mehr als verdoppelt. Für unseren Alltag können wir daraus eine Menge Schlüsse ziehen. Jedes GaLaBau-Unternehmen geht mit jedem Auftrag ein vergleichbares Risiko ein. Die meisten Aufträge werden über einen Einheitspreis- oder Pauschalpreisvertrag abgewickelt. Dabei kann es sich der Unternehmer nicht leisten, die kalkulierten Herstellkosten wesentlich zu überschreiten, bzw. den zu erwartenden Deckungsbeitrag aus den Augen zu verlieren. Dies passiert im Regelfall ab dem Zeitpunkt, wenn sich die vorauskalkulierte Bauzeit wesentlich verzögert. Dabei können sich zahlreiche Mängel eingeschlichen haben. Ein fehlerhafter Bauvertrag, die Missachtung des Baugrundes oder des Höhenverlaufes, ein miserables Leistungsverzeichnis, gravierende Kommunikationsstörungen, usw. können eine Kostenlawine lostreten.
„Mit den Augen lernt man“ war ein Spruch meines Vaters, „denn andere werden Dir nie immer alles erklären. Du musst schon selber dahinter kommen“. Denken, reden und dann handeln, lautet die Devise. Wer auf Sand baut, der ist irgendwann verloren. Das gilt für die Theorie, aber auch für die Praxis, für die Arbeitsvorbereitung genauso wie für den Maschineneinsatz, für das vertragskonforme Verhalten, wie für die Mitarbeiterführung.
Der Alltag ist dabei unser bester Lehrmeister. Angenommen, ich beobachte auf einer Baustelle alle am Bau-Beteiligten, das heißt also nicht nur die Planer, Auftraggeber, sondern auch die Lieferanten und Landschaftsgärtner. Zugegebener Maßen wird man als Außenstehender Fehler viel schneller entdecken, als wenn man mitten im Stress seine Aufgaben löst. Legen wir nun den Schwerpunkt auf das Beobachten der Mitarbeiter des GaLaBau-Unternehmens. Wir analysieren, wie sie miteinander kommunizieren, wie sie sich benehmen und wie sie an ihr Werk gehen. Jeder Arbeitskraft sieht man es sofort an, ob gelernt oder ungelernt, wie souverän sie ihr Handwerk beherrscht. Ein erfahrener Mitarbeiter überlegt zuerst und handelt dann. Ein organisierter Mensch legt alle Werkzeuge so ab, dass sie nicht stören, aber sofort auch griffbereit sind. Ähnliches gilt für Baustoffe und Pflanzen. Die Sachen werden aus der Werkzeugkiste entnommen und zurechtgelegt. Der Landschaftsgärtner mit Verstand weiß sofort, wo, was liegt. Wer Kleinmaterialien, Pickel, Schaufel, etc. unachtsam bei Seite wirft, der ist später zum Suchen verurteilt. Zeitdruck und Unerfahrenheit sind die Kostentreiber des Alltags.
Rechteckige Platten wurden im Radius verlegt. Ein absoluter Pfusch, für den der Kunde weit über 100 €/m² bezahlt. Nur durch rechtzeitiges  kritisches Hinsehen und Reklamieren wäre man aus dieser Misere herausgekommen.

Belagsfläche

Dieser Überlauf wird nie ein Überschusswasser sehen. Gut gemeint, aber hier verschwendetes Geld!

Überlauf

Abschlusssteine für eine bepflanzte Terrassenböschung. So verlässt man keine Baustelle!

Abschlussteine

Aber auch auf Mitmenschliches ist zu achten. Leider lästern auf der Baustelle viel zu viele Handwerker über ihre Vorunternehmer: Der Maurer über den Erdbauer, der ungenau gebaggert hat, der Pflasterer über den Maurer, der seine Mörtelreste in die Arbeitsgrube verfüllt, der Landschaftsgärtner über den Maler, der sein Gerüst nicht wegnimmt. Und so zieht sich die Reihe fort, bis man den Landschaftsgärtner vielleicht noch als „überflüssig“ angreift. Keiner fühlt sich verantwortlich. Beim Landschaftsbau-Unternehmer könnte die Entschuldigung z.B. so lauten: „Ja, wenn der Maler und der Gerüstbauer uns nicht gestört hätten, hätten die Natursteinplatten präziser ausgemessen werden können“. Wer trägt nun die Mehrkosten von x-tausend Euro? Jede Unachtsamkeit geht ins Geld! Im Regelfall steht am Ende dann meist die Feststellung: „So habe ich mir das nicht vorgestellt! Dafür bin nicht bereit, zu bezahlen“. Auf kleinen und großen Baustellen stehen sich immer wieder zwei Seiten gegenüber: Die Schlamper und die Peniblen, die Ehrlichen und die Dummen, die Braven und die Gerissenen. Es geht um Verantwortung, Zuverlässigkeit, und Zuständigkeit. Wie immer: Ordnung ist das halbe Leben! Man muss schon recht genau hinschauen und rechtzeitig eingreifen.
Die Auftraggeber, aber auch die Nachbarn und Passanten werden wohlwollend erkennen, wenn ein Profi-Landschaftsgärtner im Einsatz war und wegen seiner Leistung Hochachtung verdient. Professionell wurde z.B. auf einem verwilderten Grundstück ein wunderschöner Themengarten geschaffen oder ein Biotop gesichert. Dies war nur möglich, weil ein umsichtiger Baustellenleiter als Vertreter der GaLaBau-Firma ordentlich vorgegangen ist. Online hat er sich Informationen beschafft, die er dem Auftraggeber weitergeben sollte. Des Weiteren ist er ständig mit dem Büro in Kontakt, um die Abläufe zeitnah zu melden, bzw. Instruktionen einzuholen.
Landschaftsgärtner/in ist ein Agrarberuf mit Zukunft, weil sowohl ihre Arbeitsleistung als auch ihr Knowhow in einer immer moderneren Welt gebraucht werden. Ein Querschnittsberuf mit allen Vor- und Nachteilen ist besser als ein einspuriger, hochqualifizierter Spezialist. Dafür braucht es gut ausgebildete, erfahrene Menschen mit Arbeitsfreude und Eigenmotivation. Falls etwas Gravierendes schief läuft, muss er/sie sofort danach fragen: „Wo sind die ersten Störungen aufgetreten? Wer hat da weggeschaut? Wer hätte korrekt reagieren müssen?“ Je früher Fehler aufgedeckt werden, umso kleiner sind die Kosten, um sie zu beheben. Das gilt für große und kleine Baustellen.

Zur Übersichtsseite