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Highlights im Staudenbeet – Gräser für Freiflächenpflanzungen

Gräser Sonne - Titelseite

Die Verwendung von Gräsern in Gärten verzeichnet in den letzten Jahren einen deutlichen Aufschwung. Das Potential der im Sortiment verfügbaren Grasarten wird jedoch immer noch zu wenig ausgeschöpft. Unter Beachtung der Standortvoraussetzungen können durch den gezielten Einsatz großer Solitärstauden bzw. bei flächiger Verwendung farbintensiver Arten, spektakuläre Effekte erzielt werden.

2015, 12 Seiten

Besonders in den Herbst- und Wintermonaten entfalten viele Arten ihre gestalterischen Höhepunkte, wenn die meisten Stauden und Sträucher keine besondere Kulisse mehr bieten. Hochwüchsige Arten und Sorten überzeugen durch ihre Wuchsform, ihre besondere Blütenstruktur, ihre Laubfarbe oder generell im Herbst durch außergewöhnliche Farbenspiele. Dabei ergeben sich bei Raureif oder Schnee oft faszinierende Bilder. Intensive Laubfarben findet man an sonnigen Standorten nicht nur im Herbst, auch ganzjährig reicht die Farbpalette von Gelb über Rot, Purpur, Kupfer und Bronze bis hin zu Stahlblau. Im Artikel werden auch weniger bekannte Arten vorgestellt. Besonderer Wert wird hierbei auch auf deren aktuelle Einordnung hinsichtlich der Nomenklatur gelegt.

Besondere Gräser für frische Böden

Für sonnige Standorte gibt es eine Fülle an hohen Gräsern, die vor allem als Strukturbildner wertvolle Gestaltungselemente in Pflanzungen darstellen. Zu unterscheiden sind hier die eher frischeliebenden Arten, die z.T. auch noch im Halbschatten in Verbindung mit Gehölzen eingesetzt werden können und die ausgesprochen trockenheitsliebenden Arten, die bei durchlässigen Böden und entsprechender Stauden- und Gehölzauswahl für das richtige Flair z.B. bei Steppenpflanzungen sorgen. Einen Kurzüberblick über die beschriebenen Arten geben die Tabellen 1 und 2 im Artikel.
Das in Japan und Korea beheimatete Diamantgras Calamagrostis brachytricha, mit komplettem Namen Calamagrostis arundinacea var. brachytricha, auch unter der älteren Bezeichnung Achnatherum brachytrichum im Handel, wird ungerechtfertigterweise eher selten verwendet. Als Akzentpflanze ist es durchaus reizvoll mit seinen z.T. überhängenden Rispen, die ab Juli ausgebildet werden. Zunächst leicht rosa getönt verfärben sie sich später gelb-braun und sind im Herbst und Winter sehr attraktiv. Bevorzugt werden warme geschützte Standorte bei nicht zu schweren Böden.
Eines der meist verbreiteten Ziergräsern weltweit dürfte das Gartensandrohr Calamagrostis x acutiflora mit der Sorte ‘Karl Förster‘ sein. Diese von Karl Förster ursprünglich als ‘Stricta‘ eingeführte Sorte wurde nach seinem Tode ihm zu Ehren umbenannt. Entstanden ist es aus einer Kreuzung zweier heimischer Arten. Seine straff aufrecht wachsenden bis 1,80 m hohen Halme kommen ab Mitte Juni zur Blüte. Einzeln oder in Gruppen, als Gerüstbildner platziert, wirkt dieser Klassiker in seiner typischen Wuchsform über die Herbst- und Wintermonate. Hinsichtlich Boden- und Feuchtigkeitsansprüchen ist es sehr anpassungsfähig. Toleriert werden alle mäßig trockenen bis frischen Gartenböden. Mit der Sorte ‘Overdam‘ steht dem Pflanzenverwender eine mit 1,50 m etwas niedrigere panaschierte Form zur Verfügung. Ihre schmalen Blätter sind fein weiß gerandet, die Blüten rosa überhaucht. Werden die Horste nach der Blüte zurück geschnitten, kommt die Panaschierung beim erneuten Austrieb noch besser zur Geltung.
Calamagrostis x acutiflora 'Overdam'.

Calamagrostis x acutiflora 'Overdam'

Miscanthus

Miscanthus

Calamagrostis acutiflora 'Karl Förster' Gartensandohr

Calamagrostis acutiflora 'Karl Förster'

Panicum virgatum

Panicum virgatum

Raureif verzaubert die Blütenstände von Chasmanthium latifolium.

Chasmanthium latifolium

Ein Gras von einzigartigem aufrechten bis überhängenden Wuchs ist das ca. 1 m hohe aus Amerika stammende Plattährengras Chasmanthium latifolium. Die platt gedrückten Ährchen erscheinen ab August zunächst rotviolett getönt, später gelb-braun verfärbt. Mit Raureif besetzt, kommen sie ein weiteres Mal zur Geltung. Einzeln oder in Gruppen verwendet, kann es zwischen herbstblühenden Stauden im Beet oder am sonnigen bis halbschattigen Gehölzrand optimal in Szene gesetzt werden. Der Boden sollte nährstoffreich und frisch bis feucht sein. Das Plattährengras lässt sich auch gut am Wasserrand verwenden.

Besondere Gräser für trockene bis mäßig frische Böden

Das nur wenig bekannte afrikanische Liebesgras Eragrostis curvula ähnelt in seiner Erscheinung einer Mischung aus Rasenschmiele und Pfeifengras. Mit seinen filigranen Blütenständen ist es äußerst attraktiv zur Solitär- oder Gruppenstellung. An einem warmen wintertrockenen Platz mit durchlässigem Boden ist es ausreichend winterhart.An ungünstigen Standorten erhält es sich durch Selbstaussaat. Mit seiner Blüte im Juni kann es sehr schön mit sommerblühenden Stauden der trockenen bis frischen Freifläche kombiniert werden, wie z.B. dem Steppensalbei Salvia nemorosa, dem Mädchenauge Coreopsis verticillata oder diverser Taglilien-Arten und-Sorten. Die Zierwirkung der elegant überhängenden schleierartigen Blütenrispen reicht bis in den Herbst hinein.
Der Atlas-Schwingel Festuca mairei, ein aus dem Sortiment nicht mehr wegzudenkendes Ziergras, entfaltet seine volle Wirkung am besten in Einzelstellung. Als früh grünendes und früh blühendes raumgreifendes Horstgras sorgt es mit seinem schmalblättrigen Laub und den dünnhalmigen Blütenständen in Pflanzungen der trockenen bis frischen Freifläche für Strukturierung und Auflockerung. Den Staudenmischungen „Silbersommer“ sowie verschiedenen Veitshöchheimer Mischungen verleiht es im Frühsommer eine gewisse Leichtigkeit. Der beste Standort ist ein sonniger, durchlässiger nicht zu feuchter Lehmboden. Um seine Form gut zur Geltung zu bringen, sollten in direkter Benachbarung eher niedrige Stauden verwendet werden.
Das Afrikanische Liebensgras Eragrostis curvula kommt am besten mit sommerblühenden Stauden zur Geltung.

Eragrostis curvula

In der Staudenmischung „Blütenzauber“ hat der Atlasschwingel Festuca mairei im Frühsommer seinen festen Platz.

Festuca mairei

Das Überlaufbecken des Muldenversickerungssystems in der Gemeinde Willanzheim bietet viel Platz für Gräser. Im Bild Stipa calamagrostis 'Algäu' und Calamagrostis x acutiflora 'Karl Förster' mit zahlreichen sommerblühenden Stauden.

Stipa calamagrostis 'Algäu'

Stipa calamagrostis 'Algäu' mit Santolina rosmarinifolia.

Stipa calamagrostis 'Algäu'

Nassella tenuissima in der Mischung "Weinheimer Präriemorgen.

Nassella tenuissima

Stipa gigantea gehört zwar auch zur Sektion Stipa, bildet aber wie die Vertreter der folgenden Sektion keine federartigen Grannen aus. Die an Hafer erinnernden Blüten wirken auf den bis zu 2 Meter hohen Halmen über die Blütezeit im Juli und August hinaus und bleiben bis in den Winter erhalten.
Niedrig bleibenden Gräser zeichnen sich vor allem durch ihren außergewöhnlichen Blütenschmuck aus: Das Moskitogras, Bouteloua gracilis ist hier zu erwähnen, dessen Blütenstände wie Moskitos über den Grashorsten schweben. Das Wimper-Perlgras, Melica ciliata präsentiert sich besonders attraktiv mit seinen von Mai bis Juni silbrig weißen walzenförmigen Ährenrispen an steinigen Standorten. Da es stark zur Selbstaussaat neigt, gilt es, hierauf besonderes Augenmerk zu legen. Beide Arten bevorzugen einen trockenen, durchlässigen, kalkhaltigen Boden in voller Sonne.
Stipa gigantea

Stipa gigantea

Das Wimper-Perlgras Melica ciliata ist besonders für sehr trockene Standorte geeignet.

Melica ciliata

Bouteloua gracilis

Bouteloua gracilis

Kurzlebige Gräser mit intensiver Laubfarbe

Vor allem für temporäre Schauflächen stehen kurzlebige Arten mit eindrucksvoller Optik zur Verfügung, so z.B. für Landes- oder Bundesgartenschauen oder im öffentlichen Grün auf Repräsentationsflächen. Das Japanische Blutgras, Imperata cylindrica ‘Red Baron‘ besticht durch seine bereits im Sommer intensiv roten Blättern. Das in seiner Heimat sogar zur Befestigung von Hängen verwendete Gras, kommt bei uns nicht zur Blüte und setzt in Staudenrabatten einzeln oder in kleinen Gruppen ganz besondere Farbakzente. Es benötigt einen sonnigen, frischen, nährstoffreichen Boden und einen warmen Standplatz. Winterschutz ist angeraten. Zur besseren Überwinterung sollte es im Frühjahr gepflanzt werden. Auch das Japanische Blutgras hat in die herbstliche Topfkultur Einzug gehalten und wird häufig zusammen mit Herbstastern und Heuchera in Schalen angeboten.
Das Purpur-Federborstengras, Pennisetum setaceum begeistert in den Sommer- und Herbstmonaten mit seinen rot schimmernden Blütenständen als Füllpflanze im Staudenbeet, zwischen Sommerblumen oder als Solitär im Topf. Die an sich mehrjährige Art ist im Gegensatz zu unseren ausdauernden Lampenputzergräsern, Pennisetum alopecuroides und Pennisetum orientale bei uns nicht winterhart. Die Sorte ‘Rubrum‘ ermöglicht mit ihrem purpurvioletten Laub spektakuläre Farbkombinationen.
Imperata cylindrica 'Red Baron' mit Coreopsis verticillata.

Imperata cylindrica 'Red Baron'

Pennisetum setaceum 'Rubrum'

Pennisetum setaceum 'Rubrum'

Hinweise für die Praxis

Die meisten vorgestellten Gräser sind langlebig und brauchen nur ein Minimum an Pflege. Der beste Pflanztermin ist das zeitige Frühjahr, wenn der Boden sich bereits erwärmt hat. Dann sind die Bedingungen optimal, um neue Wurzeln zu bilden. Im Herbst wachsen Gräser oft schlecht an und es kommt eher zu Ausfällen. Entsprechend der Gräserauswahl sollte der Boden vor der Pflanzung vorbereitet werden.
Detaillierte Hinweise zur den hier aufgeführten Arten und Sorten sowie weitere Gräser sind im Artikel zusammengefasst.