Sortenempfehlung
Zwetschgen

Reife Früchte mit dunkelblauer Farbe und Laubblättern hängen am Ast.

Neue verbesserte Sorten und Unterlagen sind auch im Zwetschgenanbau unerlässlich, um steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Aktive Züchtungsarbeit wird im deutschsprachigen Raum zurzeit nur noch vom Bayerischen Obstzentrum in Hallbergmoos betrieben. Die letzten Zuchtklone aus der Hohenheimer Serie von Dr. Walter Hartmann werden zurzeit noch an verschiedenen Versuchsstationen in Süddeutschland geprüft. Ein Standort davon ist an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim nahe Würzburg. Die Versuchsfläche ist geprägt durch warmes Weinbauklima mit geringen Jahresniederschlägen von 450 bis 650 Liter pro Quadratmeter und lehmigen Sandboden.

Sortenempfehlungen

Einen Überblick über das empfohlene Zwetschgensortiment der LWG ist in Grafik 1 dargestellt. Die Aufteilung erfolgt nach Zwetschgenwochen (wie bei Kirschen in Kirschenwochen).

Zweifarbige Diagrammbalken sortiert nach Reifezeit der Zwetschgen von Juli bis September.

Grafik 1: Empfehlenswerte Zwetschgensorte sortiert nach Reifezeit in Zwetschgenwochen (ZW).

Reife Früchte mit dunkelblauer Farbe und Laubblättern hängen am Ast.

'Juna'

Viele Früchte mit dunkelblauer Farbe und Laubblättern hängen am Ast.

'Katinka'

Eine aufgeschnittene gelbfleischige und drei Zwetschgenfrüchte liegen nebeneinander.

'Franzi'

Eine aufgeschnittene Zwetschge liegt auf eine Kiste mit den reifenden Zwetschgen.

'Cacaks Schöne'

Sechs dunkelblauer Zwetschgen und Fünfzig-Cent-Münze liegen auf dem Holz zum Vergleichen.

'Topfive'

Viele Früchte mit dunkelblauer Farbe und Laubblättern hängen am Ast.

'Hanita'

Früchte mit rot gefärbt auf orange-gelben Grund liegen dicht nebeneinander auf einem Karton.

'Aprimira'

Purpurvioletter Zwetschgenfrüchte liegen dicht nebeneinander auf einem Karton.

'TopTaste' / 'Kulinaria'

Viele dunkelblauer Früchte hängen dicht am Ast mit Laubblättern.

'Haroma

Dunkelblauer Zwetschgenfrüchte und Laubblättern hängen am Ast.

'Presenta'

  • 'Juna' (Nebensorte)
    • Reifezeit: Anfang bis Mitte Juli
    • Blühzeitpunkt: früh
    • Bemerkungen: Reifezeit ähnlich 'Hermann', geringer Vorerntefruchtfall, Fruchtgröße 32 bis 34 Millimeter, guter Geschmack bei Vollreife, Steinlöslichkeit gut, nicht lange lagerfähig, geringe Anfälligkeit für Doppelfrüchte und Blütenmonilia, anfällig für Schrotschuss und Zwetschgenrost.
  • 'Katinka' (Hauptsorte)
    • Reifezeit: Mitte bis Ende Juli
    • Blühzeitpunkt: mittel
    • Bemerkungen: Früher Ertragseintritt, regelmäßiger guter Ertrag, kleine Fruchtgröße 34 bis 38 Millimeter, scharfer Schnitt notwendig, folgernde Reife (zwei bis drei Pflückdurchgänge), gute Festigkeit, gute bis sehr gute Steinlöslichkeit, geringe Anfälligkeit für Doppelfrüchte und Blütenmonilia, sehr anfällig für Schrotschuss und Zwetschgenrost.
  • 'Franzi' (Versuchssorte)
    • Reifezeit: Ende Juli bis Anfang August (vier bis sieben Tage nach 'Katinka)
    • Blühzeitpunkt: mittel
    • Bemerkungen: großfruchtige Frühsorte 38 bis 42 Millimeter, guter Ertrag auch bei schlechten Blühbedingungen, einfacher Baumaufbau, mittelstarker Wuchs, folgernde Reife (zwei bis drei Pflückdurchgänge), sehr gute Steinlöslichkeit, etwas fester als 'Katinka', Geschmack nur bei Vollreife sehr gut, sehr anfällig für Fruchtmonilia bei feuchten Bedingungen zur Reife, geringe Anfälligkeit für Doppelfrüchte, Blütenmonilia, Schrotschuss und Zwetschgenrost.
  • 'Cacaks Schöne' (Hauptsorte)
    • Reifezeit: Ende Juli bis Mitte August
    • Blühzeitpunkt: mittel
    • Bemerkungen: Färbt sehr früh blau, nicht zu früh ernten! Günstige Fruchteigenschaften nur bei voller Reife. Frucht mittel bis groß; Ertrag hoch; regelmäßig; Geschmack – vor allem bei knapp reifer Ware mit grasgrünem Fruchtfleisch - nicht befriedigend. Bei Fruchtausdünnung: mehr Zucker; besserer Geschmack, anfällig für Doppelfrüchte, geringe Anfälligkeit für Blütenmonilia, Schrotschuss und Zwetschgenrost.
  • 'Topfive' (Nebensorte)
    • Reifezeit: Anfang bis Mitte August
    • Blühzeitpunkt: mittel
    • Bemerkungen: deutlich nach 'Cacaks Schöne'; färbt ebenfalls sehr frühzeitig blau. Nicht zu früh ernten! Zudem hangstabil und auch vollreif noch festes Fruchtfleisch. Gute Haltbarkeit und Lagerfähigkeit. Befruchter wie 'Cacaks Schöne' erhöhen den Behang. Ertrag dann gut, regelmäßig, nicht zu voll! Daher gute Fruchtgröße (36 bis 40 Millimeter) und Geschmack. Hoher Zuckergehalt, Steinlöslichkeit gut. Mittelstarkes Wachstum mit schöner Garnierung, Mittlere Anfälligkeit für Schrotschuss und Zwetschgenrost, gegebenenfalls Halswelke! Kaum Frucht- und Blütenmonilia sowie Doppelfrüchte.
  • 'Hanita' (Nebensorte)
    • Reifezeit: Mitte bis Ende August
    • Blühzeitpunkt: mittel
    • Bemerkungen: Nicht zu früh ernten! Vollreif gute Fruchtqualität, dunkelblau. Bei starker Blüte ausdünnen! Behang gut und regelmäßig; zwei bis dreimal durchpflücken. Festigkeit mittel bis gut; Steinlöslichkeit ebenfalls mittel bis gut, Wuchs steil; daher vor allem in den ersten Standjahren formieren sinnvoll. Hoch anfällig für Schrotschuss und Rost, leichte Anfälligkeit für Blütenmonilia.
  • 'Aprimira' (Nebensorte)
    • Reifezeit: Mitte August bis Anfang September
    • Blühzeitpunkt: sehr früh (Anfällig für Spätfrost)
    • Bemerkungen: nur Direktvermarktung, ovaler, fast Hauszwetschgengroßer Mirabelle mal Zwetschgen-Abkömmling, gelborange attraktive Fruchthaut mit rotvioletten Backen, orangefarbenes Fruchtfleisch. Sehr hohe Zuckerwerte und aromatisch; daher auch für Verarbeitung bestens geeignet. Ertrag hoch, regelmäßig; langes Erntefenster, folgernde Fruchtreife, mehrere Pflücken notwendig, Fruchtgröße 30 bis 34 Millimeter, Steinlöslichkeit sehr gut, mittlere Fruchtfleischfestigkeit; bei Lagerung Druckstellen sichtbar, daher schnelle Vermarktung empfehlenswert, sehr anfällig für Wespenfraß in trockenen Jahren; anfällig für Schrotschuss und Zwetschgenrost, geringe Anfälligkeit für Blütenmonilia, keine Doppelfrüchte.
  • 'TopTaste'/'Kulinaria' (Nebensorte)
    • Reifezeit: Anfang bis Mitte September
    • Blühzeitpunkt: spät
    • Bemerkungen: langes Erntefenster, süß mit sehr gutem Geschmack – besonders für Frischmarkt (Tafelware) und zum Brennen. Ertrag früh einsetzend; mittel, nicht zu voll; leicht alternierend. Befruchtersorten, z. B. 'Cacaks Schöne' mit einbeziehen. Günstige Fruchteigenschaften – jedoch Steinlöslichkeit in vielen Jahren nicht gut. Nicht in Frostlagen pflanzen. Fruchtgröße 34 bis 40 Millimeter, sehr gute Festigkeit, Halswelke bei Überreife bzw. trockenen Sommern, geringe Anfälligkeit für Schrotschuss und Pflaumenrost jedoch sehr anfällig für Blütenmonilia, keine Empfehlung für Bioanbau.
  • 'Cacaks Fruchtbare' (Hauptsorte)
    • Reifezeit: Ende August bis Anfang September
    • Bemerkungen: sehr hohe Erträge – bei Massenbehang leidet Fruchtgröße und Fruchtqualität. Daher nur für beste Böden; bei Überbehang ausdünnen; ansonsten optisch und geschmacklich gut, sehr gute Steinlöslichkeit Kompakter Wuchs. Starker Fruchtholzschnitt, scharkaanfällig!
  • 'Haroma' (Nebensorte)
    • Reifezeit: Anfang bis Mitte September
    • Blühzeitpunkt: sehr früh
    • Bemerkungen: Ertrag früh einsetzend, (sehr) hoch, regelmäßig; Fruchtfleisch gelborange (sehr attraktiv), fest, süß. Ernte erst bei voller Reife, dann gute Steinlöslichkeit und Geschmack. Fruchtgröße 34 bis 38 Millimeter, hoch anfällig für Fruchtmonilia, auf Einreißen des Stiels beim Pflücken achten! Nicht für Bioanbau empfehlenswert.
  • 'Presenta' (Hauptsorte)
    • Reifezeit: Mitte bis Ende September
    • Blühzeitpunkt: früh
    • Bemerkungen: Qualitativ hochwertig, jedoch platzempfindlich. Kleinfrüchtig, Fruchtgröße durch scharfen Schnitt und Ausdünnung verbessern. Regelmäßige hohe Erträge, hohe Zuckergehalte, sehr guter Geschmack, sehr gute Fruchtfleischfestigkeit und Steinlöslichkeit, sehr gute Lagerfähigkeit erhöht den Angebotszeitraum, mittelstarker Wuchs mit hängendem Holz. Regelmäßiger intensiver Rückschnitt notwendig, anfällig für Schrotschuss und Pflaumenrost, geringe Anfälligkeit für Blütenmonilia und Doppelfrüchte, Behang oft in Fruchtbüscheln dadurch auf Monilia achten.


Die Züchtungsarbeit wird durch Dr. Michael Neumüller weitergeführt dadurch werden hoffentlich bestehende Probleme im Sortiment zukünftig verbessert. Die mäßige Qualität im Lebensmitteleinzelhandel, teilweise hohe Auslandsimporte und der sinkende Pro-Kopf-Verbrauch von Zwetschgen machen sich in Preis und auch in der Anbaufläche, zumindest in Bayern bemerkbar. So ist der Anbau in den fränkischen Steinobstgebieten in den letzten Jahren spürbar zurückgegangen. Für Direkt- bzw. Selbstvermarkter kann dies auch als Chance gesehen werden, um mit qualitativ hochwertigen Früchten gute Preise zu erzielen.

Anbauhinweise

  • Unterlagen: Standardmäßig werden bei guten Böden Wavit oder Weiwa verwendet; Pflanzabstand 4 x 2,5 m. Bei sandigen Böden oder ohne Zusatzbewässerung ist St.Julien A empfehlenswert; bei schlechten Böden ohne Zusatzbewässerung kann die starkwachsende Myrobalane verwendet werden. Pflanzabstand 4,5 (5) x 3,5 m. Gegen den Scharkavirus resistent ist die Unterlage Dospina 235. Sie ist leicht stärker als Wavit oder Weiwa, aber mit ähnlicher Ertragsleistung bei mindestens gleicher Fruchtgröße. Empfehlenswert mit scharkaresistenten Sorten und entsprechenden Befallsgebieten.
  • Früh blühende Sorten wie 'Haroma', 'Jojo', 'Aprimira', 'Presenta', 'Juna', 'Tegera', 'Blue Frost', 'Ruth Gerstetter' nicht in anfällige Frostlagen setzen.
  • Bei der Befruchtung auf gleiche Blütezeit, ausreichend Bestäuberinsekten (Ansiedlung gehörnter Mauerbienen sinnvoll) und Kompatibilität achten.
  • Eine ökologische Bewirtschaftung macht nur Sinn bei ausreichend großen Schlägen von über einem Hektar zu Verwirrung des Pflaumenwicklers. Im ökologischen Anbau ist weiterhin die kleine Pflaumenlaus schwierig zu bekämpfen. Pilzliche Schaderreger sind in Trockengebieten wie Franken in den Griff zu bekommen. Nur in niederschlagsreichen Jahren und Gebieten ist zu beachten, dass kein Mittel gegen Fruchtmonilia zugelassen ist.
  • Weißeln des Stammes ab der Pflanzung ratsam.