Infoschrift
Der Garten im Klimawandel
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Klimaexperten sind sich heute sicher, sie wissen was auf uns zukommt. Auf ihre wichtigsten Prognosen sollten wir im eigenen Garten klug und vorausschauend reagieren.

Der Klimawandel birgt Chancen und Risiken für den Gärtner. Größtes „Geschenk“ ist das um ein Drittel verlängerte Gartenjahr: Üppige Ernten an Salat-, Kohl- und Wurzelgemüsen bis Dezember sind vielerorts möglich. Sie sind zugleich aber auch Pflicht: Wer wie früher schon zu Erntedank umgräbt, treibt förmlich Nährstoffe aus dem Boden.
Gartennutzung im Herbst macht auch Spaß: Weil es in der Regel doch ab und an regnet, gibt es keinen Gießstress. Jedenfalls bleibt uns die Freude am Garten erhalten, wenn wir auf die wichtigsten Veränderungen klug reagieren.

Prognose
Es gibt immer öfter auch länger dauernde Perioden mit ausgeprägter Sommertrockenheit

Tipps/Sinnvolle Maßnahmen im Garten:

  • Eine optimale Bodenpflege sorgt für eine gute Bodenstruktur. Zusammen mit mehr Humus erhöht sich damit zugleich die Wasserspeicherung
  • Tiefgründige Bodenverbesserungen
  • Verdichtungen (Betreten bei Nässe) vermeiden, dort wird viel weniger Wasser gespeichert
  • Optimale Kalkversorgung (Bodenprobe) bei Lehmböden
  • Für sandige und/oder humose Böden empfiehlt sich vor allem Gründüngung
  • Mit Kulturen die im Sommer reifen, und deren höchster Wasserbedarf im Mai und Juni liegt, kommt man der Trockenperiode zuvor. Dazu gehören Erbsen, Puffbohnen und alle anderen Frühgemüse.
  • Früh gesäte Säkulturen mit Pfahlwurzel (Pastinaken, Wurzelpetersilie, Rote Bete,…) erreichen bis Juni oft mehr als einen Meter Tiefe und versorgen sich lange Zeit selbst.
  • Für den Staudengarten verdienen Arten mit geringem Wasserbedarf im Sommer den Vorzug.
  • Rasenflächen, die im Sommer grün bleiben sollen, brauchen viel Wasser. Daher sollten Intensivrasenflächen die Ausnahme bleiben, die dann aber auch konsequent mit Wasser versorgt werden. Ansonsten gibt man Extensivrasen den Vorzug, die dann im Sommer auch braun werden dürfen – noch besser ist es, nicht zu begehende Flächen mit geeigneten Bodendeckern anzupflanzen.

Prognose
Es wird öfter Starkregenereignisse geben

Tipps:

  • Alle Maßnahmen gegen Erosion sind ebenso sinnvoll wie alles, was die Aufnahmefähigkeit des Bodens fördert. Der Boden sollte unser wichtigster Wasserspeicher sein.
  • Die Bodenoberfläche bleibt offenporig und damit aufnahmebereit, wo sie mit Pflanzen bestanden ist und/oder aufgehackt oder mit organischem Material (Stroh, Grasschnitt, Erntereste, ….) gemulcht ist.
  • Zisternen speichern überschüssiges Wasser für Trockenzeiten. Sie helfen auch bei der Entlastung unserer Abwassersysteme und unserer Gewässer.

Prognose
Der „verlängerte“ Sommer sorgt in Kombination mit der nach den ersten Herbstregen oft erhöhten Bodenfeuchte für einen erhöhten Humus-abbau und somit auch zu einer stärkeren Stickstofffreisetzung im Herbst

Tipps:

  • Beete sollten mit Gemüsekulturen oder Gründüngung bis weit in den Winter hinein genutzt werden. Sie verbrauchen den aus Humus und aus Wurzelresten freigesetzten Stickstoff.
  • Bis zum Umgraben soll möglichst wenig Bearbeitung erfolgen.

Prognose
Der typische Herbst dauert länger, manchmal beginnt der Winter erst im neuen Jahr

Tipps:

  • Typische Herbstkulturen werden nicht mehr für die Ernte Anfang Oktober, sondern oft erst zur Ernte im November geplant.
  • Im Hoch- und Spätsommer sollten nochmals Blatt-, Kohl- und Wurzelgemüse bis zum Jahresende geplant werden. Dazu gehören Herbstsalate wie Radicchio und Zuckerhut, Chinakohl, Rettiche und…..
  • Verfrühungsvlies sollte bereit liegen, um einzelne Reifnächte im Oktober, die nach wie vor drohen, von Blatt- und Wurzelgemüse fernzuhalten.
  • Leider beenden diese Reifnächte den Anbau der meisten Fruchtgemüse ebenso wie auch bereits früher spätestens im Oktober. Tomaten, Kürbis, Zucchini lassen sich mit Vlies meist nicht ausreichend zuverlässig schützen.
  • Umgraben erst kurz vor dem Durchfrieren des Bodens, dies geschieht oft erst zum Jahresende.
  • Bis zum Umgraben, auf anderen Gartenflächen während des ganzen Winters achtet man auf blühende und aussamende Unkräuter – bei Bedarf empfiehlt es sich zu jäten, um das Aussamen der Unkräuter – und damit ein Vielfaches an Arbeit – zu vermeiden.
  • Anstelle des Umgrabens gewinnt die Einsaat von Gründüngung (oder auch überwinternde Gemüse) an Bedeutung. Manchmal gefriert der Boden gar nicht mehr richtig durch. Damit entfällt der Hauptgrund für das Umgraben.

Prognose
Mit den durchschnittlich erhöhten Temperaturen bleibt auch der Boden ganzjährig wärmer.

Tipps:

  • Mulchen oder dichter Pflanzenbestand bremsen den Temperaturanstieg und wirken somit gegen eine erhöhte Verdunstung im Sommer.
  • Mulchen schon im Frühjahr bei noch kaltem Boden bremst den sommerlichen Temperaturanstieg im Boden, wo gewünscht.
  • Bodenbearbeitung und damit Bodenbelüftung wirkt im wärmeren Boden stärker als früher in Richtung Humusabbau

Prognose
Die Schadwirkung von Spätfrösten steigt, weil die Vegetation in solchen Frostnächten oft bereits stark verfrüht und somit empfindlicher ist.

Tipps:

  • Mutige Gärtner beginnen immer früher mit den ersten Salaten und Aussaaten. Dies lohnt sich meist, wenn mit Verfrühungsvlies abgedeckt wird. Oft ist es sinnvoll, das Vlies in den ersten Wochen doppelt aufzulegen.
  • Im Obstbereich spät blühende Sorten und Arten bevorzugen
  • Wandspaliere forcieren: sie können gespeicherte Wärme von Mauern nutzen bzw. als schmale Baumform mit Vliesen nachts gegen leichte Fröste während der Vollblüte und im Jungstadium der Früchte geschützt werden.
  • Stroh zur Blüte bei Erdbeeren nur auslegen, wenn keine Spätfröste drohen. Eine Strohschicht bremst die Wärmenachlieferung aus dem Boden und löst stärkere Frostschäden an Blüten oder jungen Früchten aus.
  • Werden Rasen- und Wiesenflächen bei Frösten zur Blüte kurz und Baumscheiben offen gehalten, kann mehr Wärme aus dem Boden in die Baumkrone entweichen.